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Autorenbuch Tom Bresemann Idyllisch – FIXPOETRY.com

Gewählter Autor: Tom Bresemann

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Idyllisch


aus zeitgründen erschöpft,
erschöpfst du die grade deiner unendlichen urbanität
im jardin terrifiant: nur abgegriffene stümpfe
in der belichtung bukolischer szenen.
schweinsteiger, stereohirte typen: schmutziger sex
in gummistiefeln, die gute landluft
im rücken. daphne und chloe
im versuch, einfache nahrungsmittel
aufzunehmen.

in rauch geht dein grinsen auf.
einfältig hältst du am rahmen fest,
was auch passiert: zur sicherheit streust du
wohlriechende blumen auf, schön geordnete
beete geometrischer wildnis.
genaue wachstucharrangements.

götter! wie lieblich
dieser ort der erquickung.
    
zunächst
jedoch eine typologie des locus amoenus:
der windhauch der ästhetik. die stille
einer verschlafenen kreissäge zur mittagszeit.
vögel schwatzen, katzen gähnen. ein schauer
durchrauscht die allee, gardinen
werden nervös, als du, mit reifenden früchten
in der hand, hinabmarschierst. neben der straße
glotzen kühe ungerührt hinterm zaun.
der schrecken nimmt ab im heiligen hain,
schweißränder bleiben. die reste
des gasthauses zur linde als treffpunkt
der reste der siegreichen roten armee.
die rostigen tore der LPG, dahinter
hing früher Fontane rum. jetzt
rotzen glatzen vor verdursteten
plakaten, zum wohle der volksgemeinschaft.
dann der niederschlag, der aufstand der anständigen.
dann wieder die trockenheit. der sand
dringt in jede ritze:

das aufnahmeritual?
perverse praktiken, wie händchen halten und
tränende wangen. fruchtbare lektüren
und die proletologischen grenzen der agitation.
die sprichwörtliche verzweiflung
des kameradschaftsvorsitzenden, angesichts
der redebeiträge.

der überfluß an lebenszeit.
später, im grab. die unendlichkeit des alls.
ein einziges denkmal in platt-
deutschen hexametern: ach michel, wo
ist dein hammer, wo deine sichel, wo
dein zirkel, dein ährenkranz?
die befreiung gelingt aus eigener kraft:

ja – ich will geduldig leiern.
harren und hoffen: aufs endgültige ende
dieser allegorischen allergien. es gilt,

mütterchen! es geht weiter:
im rollstuhl über den kartoffelacker.
laß uns abkehren, abschwören, verstohlen
die reste vom boden lesen, in freien rhythmen
kopulieren. im kopf
michaelas milchigen körper.

der wanderer weiß längst:
auch in kanada benutzen sie kondome.
und es geht hier nicht um ekel, so scheint mir,
sondern darum, die hütten der freundschaft
als verrichtungsboxen
der phantasie nutzbar zu machen.

und überall alarmierende sicherheitslücken,
im wirtschaftsteil angst, im kühlschrank krebs.
die abgesperrten gärten, an denen du vorbei-
redest sind alles symbole der unmöglichkeit
adäquater expression: und was
bricht da vom hoftor her?
sei ein mann und folge mir
nicht nach!

ich will frommen christen nicht zumuten
ihre keuschen körper neben den meinen
zu legen – also geht es weiter,
die arme-sünder-gasse hinab. weiter, auf
der symmetrischen irrfahrt mit rand, weiter
auf mit siegerposen zugeposterten postern
entlang der straße: hochglänzend und blass.
gegenentwürfe keimender vereinigungsmetaphorik:
sind sie eigentlich fruchtbar, junge frau?

du gehst langsam aber selbst
der natur auf den geist, ewig quengelnder knabe!
als wichsvorlage deinen werther
immer dabei, wächst du fest
und es könnte wirklich sein,
dass dir nicht zu helfen ist.

--- es tut mir leid, sie werden sterben ---

mit blick auf den verfall
der zeit, würde ich gern zum ende kommen.

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