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Diffusion und Selbst: Vielleicht ist es nur mein Konstruktivismus

Statement

Lieber Ingo Ebener, die Diffusion, die Jans Texten innewohnen, haben mir die nötige Freiheit gegeben. Ich finde mich in ihnen nicht besser zurecht, als in einem linearen, struturell-stringenten Text. Aber ich arbeite selbst mit etwas ähnlichem. Ich nenne es Assoziation und Dissoziation. Ich behandle jedes Thema, in dem ich schaue, was ich damit verbinde und was erscheint, wenn ich es seziere. Das Ganze, das Vollendete ist mir mehr Dorn im Auge, gerade weil es eine zu glatte Wirkung hat. Wenn es einfach schön und gut ist und ich micht nicht daran stoße und auch daraus nicht herauskomme, dann fühle ich micht noch unwohler. Diffuse Texte lassen immer etwas offen. Selbst wenn sie einen an ungewollte Orte, zu ungewollten Gedanken etc. führen, sie haben trotzdem etwas Offenes für das Eigene. Ich sehe darin eben auch eine Art Konstruktivismus meines Geistes: Assoziation und Dissoziation. Das ist die Wahrnehmung meiner Welt und diese Art und Weise versuche ich zu vertextlichen. Ich scheitere sicherlich oft, aber das ist der Deal: Nur was scheitern kann, kann auch gelingen. 

Jetzt kann natürlich die Frage gestellt werden: Welche literarischen Texte sollen denn keine diffusen sein?  Hier ist es kniffelig, eigentlich ist jeder Text, der offen für das Eigene der Leserin/des Lesers ist, zugänglich und wiederbegehbar - ich denke meine Kategorien sind zu schwamming, aber vielleicht habe ich noch keine Besseren ausdifferenzieren können. 

Und ja, lieber Kevin Junk, ohne Jans Texte, wären meine nicht entstanden. Soweit stimmt es, ich denke zudem auch, das hier ein Grundton der Verzweiflung getroffen wurde. Aber auch noch mehr, ein Grundton der Entwicklung des Subjekts. Die Entwicklung des Ichs, des Selbst ist ein wichtiges Motiv meines Dichtens. Ich will wissen, wie wir zu einem Ich werden, nichtmal unbedingt zu genau dem Ich, welches wir sind, erstmal, wie wird Ich, dann wie wird Dieses Ich, das mein Selbst ist.  - Dies kann für Jans und für meinen Text gelten, behaupte ich, Jan ist da ebenso dran, vielleicht auch gar nicht bewusst. Vielleicht ist es nur mein Konstruktivismus.