Lesarten
IN AUGENSCHEIN # 003
Autor: Tobias Roth
Die vier Gedichte des Interviews waren:
Durs Grünbein: Mythos der Wälder und der Meere, aus: Der Misanthrop auf Capri. Historien/Gedichte. Frankfurt a.M. 2005, S.85.
Tom Bresemann: die mitte der stadt, aus: Makellos. Gedichte. Berlin 2007, S.40.
Christian Schloyer: gespinstmotte hausmutter sommervogel, aus: panik · blüten. Gedichte. Leipzig 2012, S.78.
Ron Winkler: Freud, aus: Frenetische Stille. Gedichte. Berlin 2010, S.20.
Fixpoetry dankt Tobias Roth und Tristan Marquardt

Gedicht: Das Konzept
Der Fülle des lyrischen Textes steht die besonders hingegebene Lektüre gegenüber. Wie es den Text zu neuen, erleuchtenden Wortverbindungen treiben kann, wenn er sich den Spielen, Zwängen und Anforderungen eines lyrischen Einfalls hingibt, so kann auch die Lektüre durch Beschränkung in neue Richtungen wachsen: und an Aufmerksamkeit gewinnen, wenn die Sicherheit gewohnter Fangnetze fehlt. In dieses Wagnis will sich die Reihe Augenschein begeben, indem sie im Gespräch mit Lyrikern über Lyrik Namen und Titel verdeckt. Der blinde Fleck über dem Namenszug der Autoren soll einen freieren Blick auf das erlauben, was die Signatur ihrer Texte ausmacht. Da geht es um Stile, mehr als um Inhalte; gerade deshalb geht es um Beobachtungen und nicht um Wertungen. Kein Quiz, sondern ein Spiel, dessen Regeln sich im Moment erst formen. Nur das Material ist gegeben und älter als wir. Wir bleiben familiär, wir wollen spazieren, die Augen, Ohren und Hirne weit aufsperren. Deutlichkeit und Lösung können dabei selbstverständlich nicht in unserem Interesse liegen.