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Wochenkolumne
Kolumne 36 / Tod eines Kingkongs - Einstieg ins Gedichtzimmer sabaa u talatin/ Oktober
nicht mal als er ihr schnecken auf die brust setzte
(weinbergschnecken) kam sie mit
(Annette Hagemann)
Der Nymphensittich hat es heute eilig. Er will nach Wien, weil da orange araunsch heißt. In das Wort passt einfach viel mehr hinein. Wie Glitzer in den hohlen Bauch eines Fischs. Nur findet Blanka Beirut kein Ende beim Schlafen. Deshalb setzt er ihr ein Flaus ins Ohr und eine Schnecke auf die Brust. Auf einmal geht’s schnell und Blanka erwacht mit Melangedurst. Also packt der Vogel sein Bündel und auf mit Fiaker und Bahn.
Eine Mondnacht schüttet Glanz auf die alten Giebel wie bei Rheinberger und beim Badenerbahnfahren hören sie „Karakak schowamie da da!“ Teil einer Unterhaltung von drei Männern mit Rücken wie Brotlaiben und Haaren wie Zuckerwatte auf den Armen. Der Nymphensittich will Blanka endlich sein merkwürdiges Bündel zeigen, aber genau in dem Moment macht sich ein Mann Luft und es riecht nach Toilette. Deshalb holt sie ein Buch heraus, und schlüpft bis zum Morgengrauen in ein Gedichtzimmer aus Zimtfarbe und sommerlich gekleideten Buchstabenbeinen.
Über der ersten Melange entweicht Blanka Beirut ein tulpengroßer Seufzer. Der araunsche arabische Kingkong ist ermordet. Und alle Wichtigkeit freut sich. Der Seufzer schwebt irritiert über der Tasse.