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Wochenkolumne
Springseile für Todeskalligrafie in den Arbeiten Gottes.
Ich werde mich in den Schlaf der Mörder einschleichen. Ich werde sie fragen: Habt ihr den Toten in die Augen gesehen, als sich die Kugel ihrer Brust näherte? Habt ihr das Loch des Todes gesehen?
(Samar Yazbek)
Der Nymphensittich und Blanka Beirut fallen in das tiefe holunderschwer duftende Loch des Schlafes. Den ganzen Tag dämmern sie herum. Zwischendurch wird ein Auge geöffnet und dem Mai hinterher geguckt. Dann wieder Erschöpfung! Liegt es daran, dass Blanka Beirut erfahren hat, dass sie im gleichen Jahr geboren ist, wie der Putsch der arabischen Kingkongs in Syrien und Irak? Oder daran, dass durch diese Menschentiere vor ein paar Tagen Springseil und Spielzeugauto zu Todesbuchstaben geworden sind? Und deshalb sogar in Syrien die Fasalisten-Schlammisierer stärker werden?
Genau deshalb machen sich Handtasche, Vogel und Mensch abends doch auf, um die Farbe der syrischen Wörtersammlungen zu ertragen. Zu Beginn der Lesung erfährt man, dass eine der Autorinnnen kein Visum bekommen hat. Die, die ins Exil musste, ist allein gekommen. Nun ist aber Schluss mit der Geduld des Nymphensittichs. Er flattert los, um den Eingang zu den Träumen der Mörder zu finden. „Vögel haben da eher Zugang“, verspricht er Blanka, die im Geiste Waffenwirtschaftsverbote buchstabiert „Ich hol die Hoffnung wieder daraus!“ Dann ist er weg.
Blanka aber hält durch, bis eine Scheinexpertin fragt, warum das kultivierte Volk Syriens denn nun nichts Widerständiges schreiben, malen, singen, schreien würde. Blanka, die immer wieder vom Himmel herunterregnet, tropft nun hinauf und hört in Wolken Leland B. Sateren, der mit wolkenkratzerhohen Tonschichtgebäuden das Feuer in den Arbeiten Gottes besingen lässt. Ja, so geht’s!