Zombieprinzessin: Miriam Auers Knochenfische
Entomologisch, nicht ichthyologisch beginnt Miriam Auers Roman Knochenfische, sie sei „wie ein Käfer”, so mutmaßt die Ich-Erzählerin, fremdgesteuert, der Avatar von anderen, aus Sehnsucht, die – Rammstein – „sich wie ein Insekt” verstecke, aber sie „gleich zu einem gemacht” habe. „Fehler im System”, oder „Fehlerin”.
Als „maximal eine Mutter-Attrappe” zitiert sie sich also durchs Leben. Und zwar sehr konsequent: Sie täuscht ihren Tod vor, danach ist sie sozusagen Tabitha 2.0, „Totenscheinfälscher” sei Dank… Jetzt ist Funktion – etwa: Gebären – etwas, was man könnte, sich vielleicht beweist, aber nichts, das man täte.
„Totstellerei” ist dabei das Extrem dessen, was Menschsein ist: Authentisch ausbrechend ruft man ja bloß Automatismen ab, konditioniert, biologisch präformiert, … – erst im höflichen Umgang mit sich und anderen, in der Ironie, ist man wohl, wer man wäre… Das könnte hier entwickelt werden, wird es aber nicht, mit Formulierungen wie „ein Lachen als zweites Gesicht” verpaßt Auer diese Chance. Es legt ein erstes Gesicht nahe, und das bleibt ein strukturelles Problem des Textes. Kuriose Assoziationen – von John zu Bruce Wayne und also zu Batman, dann zu Robin zu Robben – ersetzen mitunter den Diskurs, der kollabiert.
Schön sind die Stellen, wo das aufbricht, experimentell bleibt, gegen den (experimentellen?) frame ..:
„Ich fühle mich kurz angesprochen. Das kann nicht sein.”
Adressabilität/Responsibilität trotz (… – in – durch…) Ironie..? „Küssen”, „indirekt”, wenn „nacheinander an der Zigarette” gezogen würde… Das ist, wo die Konstruktion doch, und zwar exzellente, Literatur wird. Das, wo ein Text unsterblich wird, wo die „Zombieprinzessin” erlöst wird. Oder auch nur vielleicht, immerhin …
… „wir wissen jetzt, wie Scheinen geht.”
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