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Komm! Ins Offene haus für poesie
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Kritik

Ra(a)benschwarzer Humor

Hamburg

Thomas Raabs Anthologie, die neu sei, aber Villon Platz einräumt, zurecht, beginnt mit sowas wie einem Propädeutikum des schwarzen Humors, und zwar einmal als Vorwort und dann immer wieder in Einleitungen. Vielleicht ist es schwarzer Humor, daß er so die Vergeblichkeit der Systematisierbarkeit demonstriert, indem es immer wieder heißt: das „Starre” sei dies, dagegen das „Humormittel” jenes. Denn diese Texte sind es nicht, aufgrund derer man dran bleibt.

Dafür ist dann allerlei Abgründiges von ihm versammelt worden, von Gogol bis Melville, von Sargnagel bis Röggla, von Plutarch bis Artmann ... und dazwischen: Kurioses wie die Koinzidenz zwischen Temperatur und Revolutionen. Dabei ist allenfalls noch ein Problem, daß Raab vieles bietet, das man kennt, vor allem in Wien – ein Vorteil des bundesdeutschen Lesers, der etwa mit dem Streich von Czernin und Schmatz Jung gegenüber wohl nicht vertraut ist (immerhin schrieb aber die Zeit darüber) und die Mutzenbacher nicht genauer kennt, zu der Wiener seinen ädöologischen Beitrag lieferte.

Und auch wenn es sinnlos ist, in eine Anthologie noch etwas hineinzureklamieren: Ambrose Bierce und Thomas de Quincey fehlen.

Fazit: Am besten, man überfliegt selbst, was einem aus dem Band vertraut ist ... oder freut sich eben auch übers Wiedersehen, denn von den instruktiven Passagen Raabs abgesehen, sorry!, ist das Buch ja sehr fein.

Thomas Raab (Hg.)
Neue Anthologie des Schwarzen Humors
marix verlag
2017 · 404 Seiten · 22,00 Euro
ISBN:
978-3-7374-1042-7

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