„Postmodernes Behilfsbabylon”
Berlin, „postmodernes Behilfsbabylon”, also das Babylon, weil es das Echte, wofür ein Behilfsbabylon stünde, in der Postmoderne nicht gibt, oder: weil das Babylon, wenn es es gäbe, ein postmodernes Behilfsbabylon wäre..?
In diese Stadt, worin alles, auch die Friedrichsstraße, „nochmal” erwähnt werden muß, weil alles schon war, alles ironisch zitiert, alles Narbe oder Spott darauf, taucht der vorliegende Band. Er befragt das „gewicht”, worauf gerade Berlin das zu antworten weiß, was Hanimann in seinem Buch Vom Schweren 1999 vermutete, es sei leicht, doch „das Leichte als Sonderform des Schweren” zu verstehen.
Alles ist beschädigt, sogar die Feiern: Was wären Jahrestage, wenn nicht „angezählt”..? Und wo wäre Ruhe, wenn „in allen wipfeln der störton” vernehmlich ist?
Die Autoren, Großteils wie das Berlin des Bandes „von heute”, umreißen dies und mehr. Und mehr: auch das Gestern, das noch vernehmlich ist, auch in den Stimmen einiger, die dann doch vertreten sind, wiewohl sie leider nicht mehr unter uns weilen. Die Herausgeber nahmen noch Texte von Lieblingsdichtern auf, die nicht mehr leben, von Thomas Brasch, Uwe Greßmann, Günter Bruno Fuchs und Johannes Schenk. Sie und die Lebenden – insgesamt 60, darunter Bekannte wie Stolterfoht und jedenfalls Entdeckenswerte wie Czollek – schildern, was Berlin pulsieren läßt. Auch weiterhin, das „letzte Gedicht über Berlin” wird so schnell nicht geschrieben worden sein… Ein schöner Band!
Anmerkung der Redaktion:
Beteiligte Autor_innen der Anthologie u.a.: Mirko Bonné, Thomas Brasch, Ulrike Draesner, Tanja Dückers, Günter Bruno Fuchs, Uwe Greßmann, Norbert Hummelt, Thomas Kling, Björn Kuhligk, Günter Kunert, Bert Papenfuß, Marion Poschmann, Ilma Rakusa, Monika Rinck, Joachim Sartorius, Kathrin Schmidt, Tom Schulz, Lutz Seiler, Ulf Stolterfoht, Jan Wagner und Peter Wawerzinek.
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