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Heimat verhandeln V&R böhlau
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Kritik

Neues vom Horizont

Hamburg

Mit Limen, die jetzt ihre zweite Ausgabe vorlegt, ist wieder eine anspruchsvolle Literaturzeitschrift aus dem quicklebendigen literarischen Melting-Pot unserer beliebten Berliner Hauptstadt entwachsen. Ach nein, Irrtum, es ist Osnabrück und es sind Anzeigen der lokalen Pizzerien und Gastronomen, die in Deutschland zur Realisation von anspruchsvollen literarischen Projekten beitragen.

Die erste Ausgabe von Limen erschien 2012 im Hannoverschen Wehrhahn-Verlag, damals gefördert von der Stiftung Niedersachsen. Inzwischen ist der Träger der Verein Limen e.V., der Verlag, die Nähe zur Uni Osnabrück und das literarische Konzept sind geblieben.

Vorgestellt werden in der 2014er Ausgabe wie im ersten Heft die Autoren durch eine kleine literarische Würdigung und Einordnung, es folgen die Texte einiger deutscher Autoren und dann ausländische Autoren, Übersetzungen der Gedichte folgen und die eingesprochenen Texte sind zugänglich. Anstelle der CD, die dem ersten Heft beilag, sind die Texte nun über das Internet bereitgestellt, das Passwort ist im Heft enthalten, eine Lösung, die sicher billiger und zumindest für mich sogar praktikabler ist. Im Anschluss folgt ein thematischer Teil, in dem die Autoren des Hefts kurze Statements abgeben, diesmal zum Thema ‚Literaturzeitschriften‘, das erste Heft befasste sich mit ‚Dichtung und Politik‘.

Die Gedichte sind Erstveröffentlichungen im deutschen Sprachraum, die Auswahl ist geographisch wieder großzügig, es sind europäische Autoren sowie die Nord- und Südamerikanische Hemisphäre vertreten, wie üblich sind Afrika und Asien nicht vertreten. Von deutscher Seite führt diesmal Kenah Cusanit den Reigen an (im ersten Heft waren z.B. Mara Genschel und Uljana Wolf vertreten), Juliane Liebert und Thilo Krause folgen. Die Zeitschrift macht rundherum Spaß (‚Goodbye, Meat Pants‘), die Autorenauswahl ist stimmig, die Qualität der Aufnahmen recht gut, es ist reizvoll, die Einladung zur Entdeckung neuer Autoren via limen anzunehmen und nachzulesen, was sich (abgesehen von einem etwas peinlichen Rechtschreibfehler in der Übersetzung) z.B. hinter dem Text des Andalusiers José Daniel García verbirgt:

Límite

Entre la víctima y la bala,
el nino y el estanque, el reo y el patíbulo.

Entre la mina y el soldado,
el púgil malherido y la campana,
el turista y la trampa para osos.

Entre la herida y la gangrena,
el barbo y el anzuelo,
la célula y el cancer,
el perro vagabundo y la estricnina.

Entre la cuerda y el vacío.

Kristin Bischof (Hg.) · Massimo Pizzingrilli (Hg.)
Limen
Mehrsprachige Zeitschrift für zeitgenössische Dichtung Nr.2
Wehrhahn
2014 · 160 Seiten · 14,80 Euro
ISBN:
978–3–86525–311–8

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