Michael Starckes tröstliche Lyrik
Der Dichter Michael Starcke, geboren 1949, lebt und arbeitet in Bochum, wo er als Apotheker seinen Lebensunterhalt verdient. Erkennt Menschen und ihre Gebrechen. Sein neuer Gedichtband heißt tröstlich die grüne decke, soeben erschienen im Verlag Früher Vogel. Das Buch verzeichnet auf den letzen Seiten nur zwei von Starckes zweiundzwanzig früheren Bänden – die eindrucksvollen Texte von dem himmel ins blaue herz (2006) und ich schreibe Wörter mensch (2009). Allerdings zeigt bald jedes Gedicht in dem neuen Buch die lange Erfahrung Starckes als Autor sowie als erlebender, mitfühlender und sorgfältig zuhörender Zeitgenosse. Die Mittel, die er uns in seinen Gedichten reicht sind unterhaltsam, gedankentief, anregend, ja tröstlich.
Für Michael Starcke ist „meine sprache, / das gesprochene wort, / eine herzensangelegenheit, / an der man sterben kann / oder tote zum leben erwecken“. Starckes Sprache ist in der Tat durchaus häufig lutherisch-direkt und unverstellt, sie ist jedoch nicht derb oder grobianisch. Sie ist eine Herzensangelegenheit, weil sie aus dem empathisch nachempfindenden Herzen fließt und nicht auf formalistischen Stelzen daher kommt. Sie spricht die Zaubersprüche des Alltäglichen und verwandelt sie in eine reinigende Magie. So will es dieser Dichter: „meine sprache, ein zauber, / der niemandem etwas / vorzumachen gedenkt“, fröhlich und nachdenklich zugleich.
Michael Starcke ist nah bei seinen Lesern, er empfängt ihre Sprache und ist mit ihnen Teil ihrer wunderbaren und erschreckenden Welt, die er in hart geschnittene Bildern fängt, wie in dem Gedicht „sonntagmorgen“, wo es heißt: er „sehe / einen demolierten wagen, / auf dem dach liegend / an einer straßenkreuzung, / der leer ist / wie ein geplatzter traum“ oder: die schwere der gedanken / sieht man dem himmel / nicht an“.
In der Tat sieht man diesem kleinen Buch sein Profundes nicht gleich an, denn es kommt leicht daher. Es ist, wie man in „heute am 1. Juni“ lesen kann: „ein garant / für ein füllhorn / an armseligen hauptsachen / und wunderbaren nebensächlichkeiten“. Wir sollten es in unser Regal stellen.
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