„»Ich« bin, weil ich krank bin.”
Der Mensch ist das Wesen, das aus der Balance ist: das kranke, das es weiß, daß es krank ist – und gar hinfällig. Nora Gomringers Gedichtband Morbus liegt das quasi zugrunde: das Zugrundegehen.
Fett, das sich für uns aufzehrt, der Virus, der, was er sagt, nicht aus sich sagt – laut Baudrillard besteht gar eine prinzipielle „Unmöglichkeit, zwischen […] dem Virus und der Zelle […] zu unterscheiden” – , das Vergessen („Wie ein wie heißen die”), die bleierne Depression – „Plumbum” –, diverse Parasitismen wie das „parasitär besetzte[s] Herz”, wozu übrigens Jean-Luc Nancys Der Eindringling, dem der Titel dieser Rezension entliehen ist, eine erwähnenswerte Lektüre ist, die Mutation (wobei der Übergang von „Mutabor” zu „Mutavi” statt mutatus sum Rätsel aufgibt), … all das, was uns fremd ist, aber jenseits unserer Identitätskonzepte auch ausmacht, treibt Gomringers Band um. Ihm beigelegt ist eine CD mit Gomringers Rezitationskunst, um die Lyrikliebhaber freilich längst wissen.
Auf dem Cover: ein Herz. Ans Herz zu legen ist auch der Band.
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