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Kritik

A void cannot be avoided

Nichts Zwischenzeiliges
Hamburg

Ich gebe es zu: Ich habe von Ruth Weiss bislang noch nie etwas gehört. Bis ich ihren Gedichtband in der Hand hielt. Und wenn sie von den Herausgebern ihres neu erschienenen Gedichtbandes „einfach mal eben“ der Beat Generation zugerechnet wird, ist das für mich, der bisher nur Autoren wie Jack Kerouac und Allen Ginsberg zu derselben zählte, eine mittelschwere Überraschung.

ruth weiss ist, unbestritten, die weibliche stimme der beat generation, schwärmt es in Kleinbuchstaben grell auf dem Cover. Das wenigstens behauptet ein gewisser Jörg Duit im ORF Hörfunk. Man nennt sie wohl gar the goddess of the beat generation – da wird man hellhörig, besser gesagt, man traut seinen Augen nicht: Die Göttin der Beat Generation? Kannte man sich damit nicht eigentlich ganz gut aus? Und schüttelt ungläubig den Kopf. Ist das Augenwischerei? Oder „mal wieder“ jener Effekt, mit der man hierzulande einfach nicht weiß, wer Rae Armantrout, Siri Hustvedt oder Anne Tyler sind? Hat man, neben den großen und epochal wichtigen und längst kanonisierten – und selbstverständlich männlichen Protagonisten –, einfach (noch) nichts davon gehört?

Das Buch, das in der engagierten Wiener edition exil erschienen ist, glitzert metallischblau, wie mit Sprühfarbe für Autos lackiert. Es hat kleine Ecken, die weiß stehengeblieben sind, als habe man die Schablone beim Besprühen nicht ganz korrekt aufgelegt. Das ist witzig! Darauf alles in Kleinschreibung; der Name der Autorin ist in der digitalen Grobpixelung großer Laufschriften dargestellt, ganz in Weiß, oder, besser, ganz in Weiss. Das Buch kommt auf den ersten flüchtigen Blick so ganz und gar angloamerikanisch daher, dabei ist die Autorin eigentlich in Berlin geboren, 1928, in eine jüdisch-österreichische Familie, 1933 mit den Eltern nach Wien geflüchtet und von dort aus 1938 weiter in die USA. Dort lebt sie bis heute und arbeitet in Kalifornien.

Die Beat Generation würde man Pi mal Daumen so etwa in die Zeit zwischen 1953 und 1966 einordnen; ausgerechnet aus dieser Zeit aber ist kein einziger Text in der Ausgabe enthalten. Was einen ja, wenn hier the goddess of the beat generation apostrophiert wird, doch durchaus mal interessiert hätte. Die meisten Texte sind jüngeren Datums und in den letzten 10 Jahren entstanden. Weiss‘ erster Gedichtband erschien 1958. Die Texte im Band, die etwas älter sind, stammen von 1994, 1991, 1975, 1972, 1987 – und einer von 1933.

Liest man in das Buch hinein, kommen sofort unterschiedliche Wahrnehmungen. Gleich der erste Text once upon a bear entzückt, überrascht, berührt – und enttäuscht gleichermaßen: Ein Erlebnis, das für das Buch gleichsam symptomatisch ist.

once upon a time a bear
once upon a time a bear
with eyes of brown
strolled to & fro
to be good – for – nothing

Schenkt man den Jahreszahlen im Inhaltsverzeichnis Glauben, ist es der Text einer Fünfjährigen, 1933.

Ruth Weiss‘ Dichtung verwendet häufig große Worte wie Stern und Herz, Liebe, Gefühl, Universum, Tod usw. unverbrämt in naiver und zugleich kristallklarer Form. Solch archetypische Worte entladen ihre ganze Wucht: Starke Worte, man könnte sagen: abstrakt und etwas kitschig gleichzeitig – schwer zu sagen, ob „so etwas“ im Amerikanischen geht? Im Deutschen wäre es so zu keiner Zeit gegangen. Die Texte erinnern an ein Kind, das nur mit Grundfarben malt: flächig, zweidimensional, ohne Abstufungen. Als wären sie als klare Größen nicht hinterfragbar. Oder als erstrahle etwas noch ganz in seiner alten Kraft, wo doch in der Postmoderne alles wie Gummi zerflossen, absurderweise vieles aber auch wieder möglich geworden ist. Doch flackert uns heute in jedem Stern seither auch ein Nicht-Stern, in jeder Sonne strahlt auch eine Nicht-Sonne und hinter jeder Nacht leuchtet eine Nicht-Nacht. Die Postmoderne hat ihren kleinen Nihilismus immer an Bord. Insofern kann man Verse wie we are sparks in the universe / to light our own fire / to get through the fog of our being // one light from the shore / brings the ship home to port / its cargo intact / its heart back to home“ schon schreiben, auch wenn sie gleichsam plakativ sind und Ontologisches auf Floskelniveau herunterbrechen. Übersetzt wurde die Passage mit funken im universum sind wir / um unser feuer anzufachen / um durch den nebel des daseins zu kommen // ein licht von der küste / bringt das schiff in den hafen / mit heller fracht / und nach hause das herz übersetzt. Andere Dichter geben sich da mehr Mühe, will sagen gehen trickreicher zu Werke, obwohl sie vielleicht inhaltlich dasselbe aussagen. Manchmal schleicht sich ein betulicher Unterton ein, der sehr aufgeklärt klingen will; es geht da mitunter ganz esoterisch um Sternzeichen, um Atlantis und wiederholt um das Wassermann-Zeitalter – das man noch irgendwie, mit etwas Mühe, in den Kontext des Musicals Hair bringen könnte, um es zu „legitimieren“, für all diejenigen, die von der Mystik der Sternzeichen kilometerweit entfernt sind.

Weiss‘ Poesie wirkt in ihren Worten wenig variantenreich, wenig tief und auch ein wenig unbeholfen. Es fehlt zudem oft die hintergründige Idee. Die Texte gleiten ab in ein knappes Sprechen, formelhaft und oft mit stehenden Wendungen. Die Sprache ist auf den ersten Blick simpel und birgt nichts in sich – keinen doppelten Boden, keine wortgewandte Finte; die eher einfache Wortwahl hat kaum Nuancen, Zwischenwerte, Facetten, Abstufungen. Zwischen den Zeilen steht wenig, hier wird auch nichts metonymisch angeschliffen oder ironisch abgeschrägt, hier hängen keine schlitzohrigen Worte frech und schief im Vers, es gibt kaum adjektivisches Beiwerk, die Texte haben wenig Metaphorisches, erfahren ihre Aufladung eher durch gekonnte Mehrfachbezüge und Wortspiele. Die Worte werden zumeist in Reinform verwendet und setzen voll auf den intakten „Wert“ ihrs Inhalts. So kommt der phönix vor, die fallenden Blätter im Herbst neben allerhand eingeführtem Standardrepertoire, gängigen Topoi und zahlreichen Redensarten und Anspielungen auf vorhandene Phrasen, wie man sie anderswo in der Dichtung tunlichst zu vermeiden gelernt hat. Die Texte kommentieren sich sogar selbst: that old cliché / „actions speak louder than words“ / is as true as when first heard (…) und oft spricht hörbar das authentische Ich über den familiären Kontext der Dichterin. Die Grenzen zwischen Prosa und Lyrik verwischen schnell. Weiss‘ Gedichte haben stellenweise etwas von der plakativ-demonstrativen Verve der Agitprop-Dichtung aus den 70er Jahren. Von daher würde beat generation passen, ist allerdings im Gegensatz zu dieser (wenn man z. B. an Ginsbergs Howl oder America denkt) weniger inhaltlich als im Gestus politisch. Wobei man das anhand des Bandes wiederum nicht wirklich beurteilen kann, denn wenn man etwas nachforscht, war Ruth Weiss in den späten 50ern und 60ern hauptsächlich angesagte Performancekünstlerin. Leider ist aus dieser Ära, die der Aufhänger des Buches ist, kein einziger Text in der Sammlung enthalten. – Eine Mogelpackung

Formal wird dagegen einiges unternommen. Gespiegelte Texte, strenge Symmetrien, Langgedichte. Häufig werden sentenzenhaft Verse 3x wiederholt, als seien es Beschwörungsformeln. Das zyklusartige Gedicht suicide dreams hat sogar eine klare Spiegelachse, d. h. dieser 13-seitige Text bricht in der Mitte ab und kommt von hier aus Vers für Vers in umgekehrter Reihenfolge. Ein ganz typisches Merkmal sind Einschübe in Versalien. Oft entsteht durch Sprachwitz eine semantische Aufladung der Texte, die von den beiden Übersetzern Peter Ahorner und Eva Autherieth leider nur selten umgesetzt wird. So verlieren in der Übersetzung viele sinntragende Sprach- bzw. Wortspiele und innertextliche Bezüge an Bedeutung, werden oft überhaupt nicht mit übersetzt. Dass das auch nicht immer geht, weiß jeder, der einmal selbst Texte übersetzt hat. Dass es aber nicht sein kann, dass es nur ganz selten oder gar nicht geht, weiß auch jeder, der einmal selbst Texte übersetzt hat. Die beiden Übersetzer tun sich ein ums andere Mal schwer, die feinsinnigen und mehrschichtigen Wortspiele – manchmal auch Wortspielereien – der Autorin nachzuempfinden. Schon der deutsche Titel des Bandes die reise des narren lässt mich fragen, warum unbestimmte Artikel mit bestimmten übersetzt werden und warum man eine Genitivmetapher bemüht, die im Deutschen immer recht pathetisch wirkt. Warum nicht einfach narrenreise? a fool’s journey ist unbestimmt und somit etwas Vages, wo niemand genau weiß, was geschehen wird, wer hiernarr und was hier reise ist.

once upon a time a bear
once upon a time a bear
with eyes of brown

strolled to & fro
to be good – for – nothing

ist übersetzt mit

es war einmal ein bär
es war einmal ein bär
der hatte braune augen

spazierte hin & her
und wollt zu gar nichts taugen

Abgesehen davon, dass der schnurrige Rhythmus des Ursprungstextes überhaupt nicht aufgegriffen wird – ein vierhebiger Trochäus, der in einen zweihebigen Jambus hineinläuft, den mit einem Hebungsprall am Beginn des letzten Verses (fro / to) ein 3-hebiger Trochäus beendet – sindauch eyes of brown keineswegs gleichbedeutend mit brown eyes. Auch wenn das alles nur Nuancen sind (aber in der Dichtung geht es ja um Nuancen!), macht es in der Summe den Text aus. Das „Enjambement“ – hier mit 2 Gedankenstrichen markiert – wird dabei zum Überraschungsspiel: der Bär bummelt hin und her und will gut sein – für – nichts. In diesem verzögerten Schluss liegt ein semantischer Mehrwert. Erstaunlich und bewundernswert zugleich, wie eine Fünfjährige (die neben ihrer Muttersprache Deutsch gerade das Englische erlernt!) bereits derartig trickreich einen Effekt zu erzielen vermag. Der in der Übersetzung leider komplett untergeht. Der Gipfel ist aber, dass in der Übertragung ein banaler Kinderreim daraus entsteht, eine nicht wirklich nachvollziehbare Poetisierung seitens der Übersetzer, mit dem das Gedicht zum dümmlichen Liedchen wird, das es nie war und dessen Plattheit noch unterstrichen wird durch den Leiertonfall dreihebiger Jamben, der mit seinen Endreimen so einfallslos, so gewöhnlich daherkommt, changierend in männlichen und weiblichen Endungen, wo er im Ursprungstext, bis auf die letzte Verszeile, immer männlich endet. So steht das im Englischen einfach nicht auf dem Papier. Das empfinde ich als künstliche Poetisierung, ja als ungebetene Einmischung; wo bei mir der Eindruck entsteht, dass die Übersetzer ganz aus dem Häuschen sind, was da nun für tolle Reime entstanden sind.

Die Texte haben im Original etliche metrische Kniffe, sind sehr rhythmisch und leben durch versetze Trochäen und Jamben, wohingegen die Übersetzer zumeist nur auf eine rein wörtliche Übertragung wertlegen; nur da, wo ein Wortspiel wie A VOID CANNOT BE AVOIDED dermaßen in die Augen sticht, dass man es nicht übersehen kann, haben sie dann doch einmal versucht, es mit einem EIN NICHTS IST NICHT NICHTIG nachzuempfinden, was aber den Kern der Sache aus meiner Sicht auch nicht so recht trifft, schon allein deshalb, weil die Leere nicht gleichbedeutend mit dem Nichts ist. Die Dreierreihung von „nicht“ schießt fast über das Ziel hinaus (und ob es „ein“ Nichts gibt – neben anderen Nichtsen? – bleibt dahingestellt). Hier könnte man gewiss mehr herausholen, was näher am Sinn läge, EINE AUSSPARUNG KANN NICHT AUSGESPART WERDEN, wäre vielleicht so ein Ansatz

if you have love for me
say not i love you

and that will keep me free
if I have love for you
i shall not say i love you
and that will keep you free
(…)

liebst du mich
dann sage nicht ich liebe dich

so bleib ich frei
liebe ich dich
dann sag ich nicht ich liebe dic
so bleibst du frei
(…)

Da Weiss‘ Texte eher bildarm sind, geht es umso mehr um die formale und optische Anordnung und Konzeption der Worte, um Rhythmik, um die Spannung zwischen den Worten. Die Übersetzer entscheiden sich fast immer dafür, es nicht zu tun. So werden Endreime oder allerhand metrische Eigenheiten kaum berücksichtigt. Als wäre es ein Prinzip, reimen die Übersetzer häufig da, wo im Text keine Reime zu sehen sind und umgekehrt. Man fragt sich zunehmend, ob sie denn überhaupt gesehen wurden. Ich könnte ganz viele Beispiele bringen, wo die Übersetzung eine Finesse übersehen hat, sie regelrecht nivelliert hat, wo ich kopfschüttelnd auf die Übersetzung starre. Nicht nur, dass reihenweise Feinheiten untergehen, es werden auch ganze Passagen auf ein falsches Substantiv bezogen und geradezu fehlerhaft übersetzt. So wird im wirklich gelungenen und sehr authentischen Text listen papa die Geschichte des Vaters erzählt, und auch wenn mich am wenigsten interessiert, dass er sternzeichen krebs war oder das lyrische Ich in einer Vollmondnacht wohnte & geheilt wurde, kommt am Ende das schöne Wort i write you (ich schreibe dich), leider auch hier – pardon – kaputtübersetzt mit ich schreibe dir.

beast --- be a saint!
BEAST --- BE A SAINT!
it’s time for transformation
absorb this information
enter your potential
it’s vital essential
your aura is calling
your calling can’t stand stalling
we’re all on the move
to a better groove
BEAST --- BE A SAINT!
BEAST --- BE A SAINT!
BEAST --- BE A SAINT!

wird übersetzt mit

bestie ––– sei eine heilige!
BESTIE ––– SEI EINE HEILIGE!
zeit für transformation
absorbiere diese botschaft
gehe in deine möglichkeiten
sie machen dein leben aus
deine aura ruft
dein rufen will kein zögern
wir alle brechen auf
von der engstirnigkeit
BESTIE ––– SEI EINE HEILIGE!
BESTIE ––– SEI EINE HEILIGE!
BESTIE ––– SEI EINE HEILIGE!

Abgesehen davon, dass sich der Imperativ be a saint (abgekürzt als be a st.) in beast wiederfindet, ist von den Reimen, die man hier mit Leichtigkeit hätte übernehmen hätte können, nichts geblieben. Stattdessen kommen in der Übertragung Sätze wie absorbiere diese botschaft (what?) oder deine aura ruft (who?) und auch dergroove ist alles andere als das Gegenteil der Engstirnigkeit. Der Groove, längst im Deutschen ein Begriff, fährt in die Beine, als Musik, als Takt, was im Kontext auch am ehesten gepasst hätte. Hier geht’s um move und groove, flankiert von „schnellen“ Paarreimen, die den Text rhythmisieren. Herauskommt in der Übersetzung ein bemühtes Gutmenschliedchen, ganz weit weg vom kernigen Rocksong, der im Amerikanischen auf dem Papier steht. Inhaltlich ist es ein Text, der dennoch auch im Original in seiner ganzen einfach gestrickten Parolenhaftigkeit einen süßlichen und esoterischen Unterton hat, um den man nicht herumreden kann. es bleibt dennoch der Nachgeschmack eines Lehrgedichts mit einer Botschaft, einer „Message“.

Wer Dylan Thomas, Les Murray u. a. im Original gelesen hat, weiß, wie aus Worten Worte gemacht werden, die bei denen eine neue Welt aufscheint. Dieses Erlebnis hatte ich bei Ruth Weiss nicht. Was aber vermutlich auch die Übersetzung mitverursacht hat.

Das Ich ist bei Ruth Weiss zumeist ganz autobiographisch gesetzt, also ein „echtes“, authentisches Ich, kein lyrisches Kunst-Ich, wie es typisch wäre. Auch das Du kann häufig als eine Ansprache an das authentische Ich gelesen werden. Spätestens bei der lyrischen Prosa the palace walls verlor ich das Interesse an diesem Buch. Es ist eine lang(atmig)e, als Gedicht gesetzte Erzählung, eher ein Märchen über die Erlebnisse von monkey, übersetzt mit affe. Sieht man davon ab, dass es interessant gesetzt ist (es gibt darin Prosapassagen, aber auch ganz klar markierte Gedichte), so weiß ich am Anfang, in der Mitte und am Ende nicht, was dieser Text mir sagen soll; warum mir das erzählt wird. Es ist auch ganz ansprechend inszeniert, aber es gewinnt keinerlei Fahrt, hat keine Dramaturgie, die Erzählerin bleibt immer in derselben Distanz. Das Märchen wirkt unwirklich und in Watte gepackt. Die Bilder, die dabei in meinem Kopf entstehen, in der es um einen Affen, um Seepferdchen die kaiserliche Tochter geht, bewegen sich irgendwo zwischen der Unendlichen Geschichte, den Bildwelten von Yellow Submarine oder den Zeichentrick-Episoden der Monty Python-Truppe. Märchensound trifft auf moderne, durchsäkularisierte Zaubersprüche mit esoterischen Anklängen? Spannung oder Dramaturgie sind, außer, dass der Text nach den vier Jahreszeiten geordnet ist, nicht vorhanden.

Ruth Weiss‘ Texte sind, das möchte ich trotz aller Kritik hervorheben, dennoch Mixturen, die man so noch nicht gelesen hat. Die Autorin beweist immer wieder Mut und geht ihren eigenen Weg. Manchmal packt sie den Stier tatkräftig bei den Hörnern und erzählt uns ihre Geschichte. Ruth Weiss hat eine Stimme, die in keine vorhandene Kategorie passt. Ihre Gedichte hallen nach, und manchmal bleibt ein süßlicher Nachgeschmack.

Ruth Weiss (nicht zu verwechseln mit Ruth Weiss, die 1924 in Fürth geboren wurde und als Deutschjüdin ein ganz ähnliches Schicksal hat) wurde 1928 in eine jüdisch-österreichische Familie in Berlin geboren. 1933 floh die Familie nach Wien, 1938 emigriert sie in die USA. 1949 hatte Ruth Weiss in Chicago ihre erste Dichterlesung, begleitet von Jazz. Im Jahr 1952 zog sie nach San Francisco. Ab Mitte der 50er Jahre trat sie im Umfeld der Beatpoets auf, war befreundet mit Jack Kerouac und Neal Cassady. Sie lebt seit 1967 mit ihrem Lebensgefährten, dem Künstler Paul Blake, in Nordkalifornien. Seit den 1960er Jahren ist sie auch filmerisch tätig. 1996 wurde ihr Film The Brink von 1961 im Whitney Museum of American Art in New York und auf der Biennale von Venedig gezeigt. Seit 1998 ist Ruth Weiss mehrmals nach Wien zurückgekehrt. Dort hat sie neben diversen Auftritten an der Schule für Dichtung unterrichtet. Seit 2001 arbeitet sie eng mit zentrumexil, edition exil und theater.exil zusammen. Im Oktober 2006 fand in Wien die Uraufführung einer Collage aus 3 Einaktern von Ruth Weiss statt. 2000 trat sie auf dem Jazzfest Berlin auf. Bekannt ist die Dichterin vor allem für ihre Jazz-Poetry-Performances. Sie arbeitet heute als Autorin, Performancekünstlerin, Dramatikerin, Filmemacherin und Schauspielerin. 2006 erhielt sie die Ehrenmedaille Wiens.

Ruth Weiss
a fool’s journey
Übersetzung:
Peter Ahorner und Eva Auterieth
edition exil
2012 · 107 Seiten · 15,00 Euro
ISBN:
978-3-901899577

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