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Kritik

Demuth und die Fleischeslust

Hamburg

Fleisch: ein unerschöpfliches Thema, Inbegriff verschiedenster Begehren, sexueller wie solcher des Carnivoren, der auch Kannibale sein kann, Verbotenes – heute weniger der Sünde wegen, als aufgrund ökologischer Bedenken –, kurzum: von „einer erregenden Obskurität“.

Demuth erzählt oder entwickelt eine Carneologie, die verschiedene Aspekte erhellt, immer: „ein dunkles Wissen.“ Auch, wenn es sich „Durchleuchtungen“ verdankt… Fleisch ist „Unrepräsentierbarkeit“, so Merleau-Ponty.

Aus dieser Binarität, daß Fleisch sich als das, was es nicht ist, zeigt, damit aber das Sich-nicht-Zeigen, entwickelt sich das materialreiche Buch, das aus seinem Ansatz rechtfertigen kann, Theorie aufzufetten, mit Fleisch gründlich zu versehen.

Etwa in einer „Ästhetik der Wunde“, die wiederum Dysfunktion als Modus des Zeigens ist, und zwar des Zeigens absenter Funktion, aber auch als Zeigen dessen, was eröffnend sich dem Blick erst erschließt. Was sich zeigt, hat „als widernatürlich ausgespielt“, aber das Sich-Zeigen ist das, was es nicht getan haben mag.

Alles in allem ein spannender Band, ein interessanter, ja, Schnitt durch das, was Fleisch sein könne.

Volker Demuth
Fleisch
Matthes & Seitz
2016 · 332 Seiten · 28,00 Euro
ISBN:
978-3-95757-233-2

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