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Eine Biographie
Chronik des Chronisten – Wilfried F. Schoeller legt die erste umfassende Döblin-Biografie vor
Enttäuscht von seiner Wirkungslosigkeit, entschied sich Döblin gegen Ende seines Lebens erneut für das Exil. Gesundheitlich bereits angeschlagen, zog er 1953 nach Paris. In Deutschland verstaubten derweil seine Werke in den Buchhandlungen, wenn sie überhaupt dort auslagen. „Mir kam vor, ich hatte in der Bundesrepublik wirklich nichts mehr zu suchen“, begründete er später einmal seinen Schritt.
Die Wiederentdeckung von „Berlin-Alexanderplatz“ als einem der großen deutschsprachigen Romane des 20. Jahrhunderts, die mit den 1960er Jahren einsetzte, erlebte Döblin – er war 1957 gestorben – nicht mehr. Es hätte ihn sicherlich gefreut, wenngleich man annehmen muss, dass er mit der Sonderstellung, die das Buch fortan in seinem Gesamtwerk einnehmen sollte, gehadert hätte.
Leider finden sich bei Schoeller kaum Details zur Rezeptionsgeschichte Döblins in der Bundesrepublik. Davon abgesehen ist es ihm jedoch vortrefflich gelungen, die Materialmassen, die Döblin selbst hinterlassen hat – „Hacke ich nicht täglich meine fünfzehn, zwanzig Schreibseiten herunter, ist mir nicht wohl“ –, und die zu Lebzeiten und danach über ihn verfasst wurden, in eine flüssige, gut lesbaren Gesamtdarstellung über Leben und Werk des Schriftstellers und Nervenarztes zu gießen. Ob das für eine Renaissance der literarischen Werke Döblins beim Lesepublikum reichen wird, ist allerdings fraglich.
Originalbeitrag
Wilfried F. Schoeller, Alfred Döblin. Eine Biographie, Carl Hanser Verlag, München 2011, 911 Seiten, 34,90 Euro.