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Prosa
Sex im Jenseits und ein Barmusiker der Johannes heest - neue Prosa von Wolfgang Fienhold
Wolfgang Fienhold hat wieder zwei kleine aber feine Büchlein mit viel Wissen und noch mehr Humor geschrieben. Ich habe schon lange nicht mehr soviel gelacht, und das von der ersten bis zur letzten Seite. Ein paar humorvolle Seitenhiebe auf Personen aus Fienholds Bekanntenkreis machen die Lektüre für Insider natürlich noch lustiger, aber auch ohne Insiderwissen sind beide Bücher des Lesens und Schmunzelns wert.
Wie der Buchtitel andeutet sind im ersten Band die ungleichen Brüder Saulus und Paulus die Hauptakteure: SAU-lus, der Schweineigel und Paulus, der Kleine, der sanftmütige "Schwulibert".
Es handelt sich um eine Reise durch die Geschichte, sowie durch einige reale als auch nur literarisch bekannte Länder. Interessant ist, wie Fienhold die Legende um Jesus Tod "aufklärt". Und seine Wortspiele sind einfach umwerfend. So gibt es in Talibandur einen Despoten mit dem Spitznamen Rübezahl. Warum er diesen Namen bekam, kann man denken ...
Die erste Reise geht in ein kleines Land in Europa mit sehr hohen Bergen, wo die Einwohner eine "lustige Sprache" ihr eigen nennen. Diese Sprache ist schnell zu erlernen, indem man an jedes Wort ein li hängt, z.B. Puff gleich Püffli. Saulus, der Zocker, zieht es sofort in ein Kneipli dem Geräusch fallender Würfel folgend, während Paulus einen nahegelegenen gepflegten Park vorzieht. Dort trifft er auf einen Nordmann, den roten Erich, neeee nicht der Honecker sondern der Däniker.
Zum Weglachen auch, wie Fienhold die Entstehung des Begriffs Barmusik erklärt. Nein, das müsst ihr schon selbst lesen. Ich verrate nur, dass einer der beiden Barmusiker Johannes heest, der schon seit 100 Jahren singt, der andere namens Udo singt erst seit 70 Jahren.
Und obwohl die Schweiz kein Himmelreich ist, gibt es dort einen Petros und einen Don Pedro, mit denen Paulus sehr interessante Unterhaltungen führt, z.B. über die Entstehung des Begriffs "unbefleckte Empfängnis", ich muss noch immer schallend lachen.
Weiter geht die Reise der Beiden ins Land der Gallier, wo die Leute so seltsame Namen tragen wie Trübsalnix, Idiotifix und Astrowix usw., und es einen Winzer namens Don Perignon gibt, Von Gallien aus geht's weiter in das sündige Dorf, später sündige Stadt genannt, die Stadt der Liebe. Hier trennen sich die Brüder. Paulus zieht es zurück, worauf ihm Saulus zum Abschied sagt: "Hasta la vista, Baby Brother. Einen Reisenden soll man nicht aufhalten. Such is life oder Celle la vie, wie man auch in Nordheide sagt."
Der zweite Band "Die wahre Geschichte vom Treffen im Jenseits" ist nicht direkt eine Fortsetzung, d.h. na ja irgendwie schon, so geht es teilweise auch wieder um Jesus. Aber auch die Comic-Helden Sigurd & Co. spielen eine Rolle in dieser "wahren" Geschichte. Hansrudi Wäscher würde sich bestimmt freuen, zu lesen, was seine Figuren im Jenseits so treiben.
Wer hat sich nicht schon mal Gedanken ums Jenseits gemacht? Egal ob gläubig oder nicht ... also, so wie Fienhold es schildert, stelle ich es mir gerne vor.
Die beiden Hauptakteure, der Pfarrer Dr. Tiegel und die halbintellektuelle Verena Holt landen nach ihrem "Ableben" zuerst in der Wüste und stoßen dann auf ein Schloss á la Neu Schwanstein, wo sie Sigurd und seine Kumpels antreffen, ebenso Jesus und seine Jünger, sowie Eva-Maria, die von den Geschichtsschreibern bisher unterschlagene Frau von Jesus.
Und da es dort gute Speisen und "scheenen" Wein gibt und auch Sex möglich ist, kann es nicht die Hölle sein.
Was mir im Jenseits auch gut gefallen würde, wäre die riesige Schlossbibliothek, wo solch ausgefallene Sachbücher vorhanden sind wie "Der Furz im Wandel der Zeiten. Philosophische Blähungen" von Dr. med. G.T. P. und "Endlich Zeit für Depressionen. Ein Ratgeber für Seniorinnen oder solche, die es werden wollen" von Dipl.Psych. M.A. Sch.
Ja dort könnte man es wohl bis zum Jüngsten Tag aushalten. Aber ich hoffe natürlich, dass es mich und Wolfgang Fienhold noch lange nicht ins Jenseits verschlägt, denn ich möchte noch viele seiner köstlich humorvollen Werke lesen.
Wolfgang Fienhold: Die wahre Geschichte von Saulus und Paulus. Edition Razamba, Boppard 2010.
Wolfgang Fienhold: Die wahre Geschichte vom Treffen im Jenseits. ebenda, 2010.