NACH DEM WELTBEBEN 13.12.07
„Wir sehen jetzt Live-Bilder aus New York. Die Lufthansa-Maschine Chemnitz wurde entführt … Jetzt sehen wir das Heck der Maschine … ich kann Ihnen im Moment noch nicht genau sagen … jetzt sehen wir Menschen aus dem Flugzeug steigen…“ das sind die Worte eines ZDF-Moderators bei einem Nachrichten-Special vor mehr als 15 Jahren. Wenig später stellte sich heraus, dass auf den exklusiven „Live-Bildern“ nicht mehr zu sehen war, als ein leerer Flieger - die Passagiere waren schon Stunden vorher geborgen worden. Dieser Mitschnitt, den Fernseharchivar Stefan Eckel mitgebracht hatte, lieferte den Einstieg zur Diskussionsveranstaltung „Nach dem Weltbeben“. Die Ausschnitte aus der Nachrichtensendung zeigten, wie die „Medienmaschine heiß läuft“, so Eckel. Eben diese Medienmaschine spielte bei der Tsunami-Katastrophe in Südostasien eine wichtige Rolle. Die beiden Podiumsgäste, der Philosoph Jens Badura und Krystian Woznicki, Autor des Buches „Abschalten“, wollten eine intellektuelle Auseinandersetzung mit dem „Weltbeben“ anregen. Dazu musste zunächst die Frage geklärt werden, was ein „Weltbeben“ überhaupt ist und ob es vor drei Jahren tatsächlich stattgefunden habe. Badura machte klar, das „Weltbeben“ sei nicht nur ein Riss in den tektonischen Platten, sondern vor allem ein Riss im Weltbild gewesen. Dieser Riss aber wurde nicht zuletzt durch den „Spenden-Tsunami“ schnell gekittet. Zu schnell, wie Krystian Woznicki immer wieder betonte, denn so blieb ein philosophisches Nachbeben aus, wie beim Erdbeben von Lissabon im Jahre 1755 als Kant und die „anderen Schlaumeister der Aufklärung“ mit ihren bohrenden Wortmeldungen dazu beitrugen, dass aus der Katastrophe ein transformatorisches „Erdbeben im Sein“ wurde. Umgehend schaltete sich das Publikum in die Diskussion ein. Circa 40 Leute waren zu General Public gekommen und sprachen über Analogien zwischen „Weltbeben“ und „Weltkrieg“ sowie Parallelen und Unterschiede zu 9/11. In der Großraum-Workshop-Atmosphäre schien das „Weltbeben“ für einige Momente Gestalt anzunehmen. [Text und Fotos: Magdalena Taube]
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