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Lehman Brothers: US-Bank ist bankrott

Neue Turbulenzen an der Wall Street: Für die Investmentbank Lehman Brothers gibt es keine Rettung mehr. Der Rivale Merrill Lynch wird derweil von der Bank of America übernommen. Experten erwarten einen dramatischen Börsentag.

Die schwer angeschlagene US-Bank Lehman Brothers will nach eigenen Angaben Konkurs anmelden. Sie beabsichtige Gläubigerschutz zu beantragen. Das teilte die Bank in New York mit. Das drohende Aus heizte zum Wochenstart weltweit Ängste vor neuen weitreichenden Schockwellen an den Finanzmärkten an. Mehr als ein Jahr nach ihrem Beginn erreicht die Finanzkrise einen neuen Höhepunkt. An der Wall Street erwarten Beobachter in der neuen Börsenwoche historische Umwälzungen mit Folgen für die gesamte Finanzwelt. Auslöser waren zuletzt drastische Kursstürze und neue Milliardenverluste bei einer Reihe von Finanzhäusern. Sollten ihre Kurse ins Bodenlose fallen, könnte laut Experten eine Pleitewelle drohen.

Trotz eines das ganze Wochenende andauernden Krisengipfels von US-Regierung und führenden Banken sanken die Chancen zur Rettung von Lehman Brothers gegen Null. Das Traditionshaus mit deutschen Wurzeln steht Medien zufolge vor einem Insolvenzverfahren. Mögliche Käufer der viertgrößten US-Investmentbank, die britische Bank Barclays und die Bank of America, hatten ihre Offerten wegen unkalkulierbarer Risiken zurückgezogen. US-Finanzminister Henry Paulson schloss die zuvor in anderen Fällen geleisteten Staatshilfen aus.

Merrill Lynch statt Lehman



Nach dem Scheitern dieser Gespräche wandte sich die Bank of America der ebenso schwer bedrohten Merrill Lynch zu. Die rettende Übernahme sei binnen 48 Stunden in fieberhaften Verhandlungen vereinbart worden. Der Preis betrage 29 Dollar je Aktie, hieß es. Damit hätte die Übernahme einen Gesamtumfang von etwa 44 Milliarden Dollar. Die Bank of America hatte im Zug der Kreditkrise auch bereits die einst führende Hypothekenfirma Countrywide geschluckt.

Erst vor sechs Monaten hatte die Investmentbank Bear Stearns ihrem Zwangsverkauf zustimmen müssen. Mit der Übernahme von Merrill Lynch und dem Aus für Lehman Brothers würden damit binnen kurzer Zeit von einst fünf unabhängigen US-Investmentbanken nur noch die Branchenführer Goldman Sachs und Morgan Stanley übrig bleiben. Beide legen in dieser Woche mit Spannung erwartete Quartalszahlen vor.

Angst vor Flächenbrand

Angesichts immer neuer Krisenherde warnen Beobachter vor einem Flächenbrand: Beim Versicherer AIG soll zu den Notoperationen laut „Wall Street Journal“ auch der Verkauf der Flugzeugleasing-Tochter ILFC gehören. Der zu den weltweiten Branchenführern zählende Konzern wolle am Montag auch eine dringend benötigte Kapitalspritze von über zehn Milliarden Dollar verkünden.

Die größte US-Sparkasse Washington Mutual gilt unterdessen wegen enormer Probleme immer mehr als Übernahmekandidat. Sie steht bereits unter verschärfter Behördenaufsicht. Ihr Scheitern wäre laut Experten eine enorme Belastungsprobe für den Sicherungsfonds der Branche.

Die US-Notenbank kündigte angesichts der Belastungen eine Reihe von Initiativen zur Unterstützung der Finanzmärkte an. Deren Liquidität solle verbessert werden, erklärte Fed-Chef Ben Bernanke. Zudem würden damit die „potenziellen Risiken und Störungen der Märkte“ abgeschwächt. Zehn Großbanken kündigten ihrerseits an, angesichts des „außergewöhnlichen Marktumfelds“ gemeinsam für eine maximale Liquidität sorgen zu wollen. Zu den Instituten gehören die Deutsche Bank, Credit Suisse und UBS. „Das US-Finanzsystem entdeckt, dass die tektonischen Platten unter seinem Fundament sich so verschieben, wie sie sich noch nie verschoben haben“, bewertete Peter Kenny von Knight Equity Markets in der Nacht die Vorgänge. „Es ist eine neue Finanzwelt an der Schwelle zu einer kompletten Neuorganisation.“

nb/dpa/Reuters/AP
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Leser-Kommentare (12)
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15.09.08, 18:12 | Karl Haas

US Banken:

Lehmann Brothers vor der Pleite und Merill Lynch schwer angeschlagen. Gerade Merill Lynch gehörte zu denen die Aktien bewertet haben und mit negativen Bewertunge manches Unternehmen in Schwierigkeiten gebracht haben. Nachdem sie nun selbst 14 Mrd. verzockt haben, sieht man was für Experten dort am Werk waren.

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15.09.08, 11:34 | brdschutzgeldzahler

Laut Bernecker hatte die FED am Donnerstag

klargestellt, dass man diese Bank nicht pleite gehen läßt, weshalb er eine erste Position Aktien gekauft hat. So läuft das Spiel mit den USA!

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15.09.08, 11:06 | Anonym

Banken weg, Börsen im Fallen

Anders geht es aber auch nicht, sonst dauert diese Bankenkrise noch Jahrzehnte. Deshalb sollte man die Banken, für die sich kein Komplettkäufer findet einfach pleite gehen lassen.

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15.09.08, 10:24 | Thomas Hempel

Desaster geht weiter ...

und man sollte doch deutlich nicht denen Glauben schenken, die zuletzt doch immer wieder sagten, das das schlimmste in der Finanzkrise überwunden sei, nein ehrlich, das schlimmste hat vielleicht noch gar nicht begonnen, wie man hier bei Lehman Brothers deutlich sieht.

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15.09.08, 09:23 | Palletti

Wie oft haben uns die "Analysten"

und Sachverständigen schon belogen, in dem sie und Glauben machen wollten dass die Finanzkreise überwunden sei. Die Finanzwirtschaft hat mittlerweile eine nicht mehr kontrollierbare Eigendynamik entwickelt und wird zur Gefahr für die Realwirtschaft und die gesamte Gesellschaft.

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15.09.08, 09:21 | Christian

Schluss mit Lustig

Da machen "Banker" Geschäfte, von denen sie nur die finanztechnischen Auswirkungen verstehen - das Geschäft eigentlich scheint immer mehr in den Hintergrund zu treten. Das nächste Deasaster der geleckten Yuppies werden die Volkswirtschaften schwerlich überleben - jetzt ist es schon eng genug.

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15.09.08, 09:11 | Salonsozialist

Kapitalismus

Gewinne werden privatisiert, Verluste sozialisiert - so lautet das kapitalistische Prinzip. Die Reichen werden immer reicher, Staat und Normalbürger immer ärmer.

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15.09.08, 09:07 | Jörg Schönow

wie sich die Fälle gleichen,

dort die USA mit ihren Inverstmentbanken und hier die LB, LZBs IKBs, überall wollen und können die sogenannten Manager den Hals (Geldbeutel) nicht voll genug bekommen, wenn aber verspekuliert wird, dann kümmert es den verantwortlichen Personen nicht ( Ministerpräsidenten, Finanzminister) wofür haben wir denn den dummen Steuerzahler, der kann es ja bezahlen, während die o.g. Personen weiterhin mehr als gut leben, die werden leider nie zur Kasse(Verantwortung) gezogen. Das ist abe noch nicht alles, was kommt noch? Die Kreditkartenfirmen. Denn die Schuldner bezahlen bis zur plötzlichen Kartensperre die Forderungen per Kreditkarte. Wie wäre es, wenn der Steuerzahler mal einige Jahre keine Steuern zahlt, weil das Geld anderweitig verpraßt wurde. Springt da auch der Herr Steinbrück ein??

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15.09.08, 08:55 | Anonym

Seifenblasen platzen immer

Hochrisikogeschäfte und mangelnde Bankenaufsicht. Zuerst werden riesige Gewinne erwirtschaftet, dann platzen diese Blasen mangels Substanz. Die Zeche zahlen Steuerzahler, Kleinanleger und alle, die direkt oder indirekt von diesen Banken abhängig sind.

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15.09.08, 08:54 | Mephistopheles

Die jetzige Aufregung ist pure Heuchelei!

Genau das war abzusehen und wurde lange schon vorausgesagt - man hätte auf LaRouche hören sollen! Die Verantwortlichen in den Managementetagen und in der Politk gehören hinter Gitter, die Banken in ein geordnetes Konkursverfahren und das Finanzsystem mittels eines neuen Bretton Woods reorganisiert. Privatvermögen kleiner Leute müssen gerettet werden, Spekulanten sollen ruhig pleite gehen.

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