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Gigolo-Prozess: So tickt Susanne Klatten wirklich
Hier fand Helg Sgarbi seine Opfer: Im Luxushotel Lanserhof in Tirol sprach der Gigolo im Sommer 2007 reiche Managerinnen an – darunter Susanne Klatten, die er offenbar gezielt ausgewählt hatte
Lanserhof Bild 1/7 - Hier fand Helg Sgarbi seine Opfer: Im Luxushotel Lanserhof in Tirol sprach der Gigolo im Sommer 2007 reiche Managerinnen an – darunter Susanne Klatten, die er offenbar gezielt ausgewählt hatte
Erpressungsfall: Quandt Erbin Susanne Klatten wurde offenbar erpresst und bezahlte 7,5 Millionen Euro
action press Bild 2/7 - Es war nicht Sgarbis blendendes Aussehen, das die Frauen schwach werden ließ. Der Schweizer wickelte die Damen mit Worten um den Finger: einfühlsam und vertrauenserweckend, liebevoll und dann fordernd.
Erpressungsfall Klatten - Prozess gegen Schweizer beginnt
dpa Bild 3/7 - Auch Deutschlands reichste Frau, Susanne Klatten, erlag schließlich Sgarbis Charme: Nachdem dieser ihr bis in den Südfrankreich-Urlaub gefolgt war, begann die Quandt-Erbin ein Verhältnis mit ihm ...
Erpressungsfall: Quandt Erbin Susanne Klatten wurde offenbar erpresst und bezahlte 7,5 Millionen Euro
action press Bild 4/7 - ... und traf sich unter anderem im Holiday Inn in München-Schwabing mit Sgarbi, der im Hotelzimmer unbemerkt Video-Aufnahmen machte. Mit diesen erpresste der Gigolo die Managerin später. Zunächst aber brachte er Klatten dazu, ihm freiwillig Geld zu geben: Weil er ein Kind bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt habe, brauche er sieben Millionen Euro. Übergabe in der Tiefgarage des Holiday Inn in einem Umzugskarton.
People Image Bild 5/7 - Im Oktober 2007 wurde Susanne Klattens Ehemann Jan (l.) wegen teurer Handy-Telefonate in die Schweiz misstrauisch. Susanne Klatten beendete das Verhältnis zu Sgarbi – und ging zur Polizei, als dieser sie erpresste. Sgarbi wurde im Januar 2008 in Tirol festgenommen.
Erpressungsfall: Quandt Erbin Susanne Klatten wurde offenbar erpresst und bezahlte 7,5 Millionen Euro
action press Bild 6/7 - Mit Sgarbi unterwegs zu diesem Zeitpunkt: Ernano Barretta. Der Italiener soll Chef einer Sekte und der Drahtzieher hinter Sgarbis Machenschaften sein. Die Polizei ließ ihn jedoch zunächst laufen ...
ANSA Bild 7/7 - ... und überwachte ihn weiter. Im Juni 2008 wurde Barretta in Italien festgenommen. Er steht Ende März in Italien vor Gericht.
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  • FOCUS-Korrespondent

Sie ist die reichste deutsche Frau – und erlag einem Liebes-Erpresser: Quandt-Erbin Susanne Klatten (BMW). Der Gigolo ist zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Wie der Quandt-Clan funktioniert, erzählt Biograf Jungbluth.

Als sie die Liebesfalle bemerkte, war es zu spät: Susanne Klatten, Mitglied der milliardenschweren Unternehmerfamilie Quandt (BMW), wurde von einem Gigolo erpresst. Mit einem Sexvideo wollte der Schweizer Helg Sgarbi die reichste Frau Deutschlands um fast 50 Millionen Euro erleichtern. Klatten, Tochter von BMW-Mogul Herbert Quandt, besitzt nach Schätzungen ein Vermögen von mehr als zehn Milliarden Euro. Sie zeigte ihren Peiniger an. Am Montag hat in München der Prozess begonnen, Sgarbi legte ein Geständnis ab.

Im Interview mit FOCUS Online spricht Quandt-Biograf Rüdiger Jungbluth („Die Quandts“) über den Menschen Susanne Klatten. Jungbluth durfte als einer von wenigen Journalisten mit der Erbin im Jahr 2002 ein mehrstündiges Gespräch führen.


FOCUS Online:
Was für ein Mensch ist Susanne Klatten?



Rüdiger Jungbluth: Ich habe sie als sehr zurückhaltend erlebt, sehr vorsichtig, fast misstrauisch. Sie redet nicht viel – und wägt ihre Worte genau ab.

FOCUS Online: Wie lässt sich erklären, dass diese beherrschte Frau auf einen Gigolo hereinfällt? Als sie Anfang der 1990er-Jahre ihren späteren Mann kennenlernte, verheimlichte sie über Monate ihre Identität.

Jungbluth: Für Susanne Klatten bedeutet es eine Last, stets als Quandt-Erbin wahrgenommen zu werden. Sie steckt in einer sozialen Position, aus der sie sich kaum befreien kann: Ständig wollen andere Menschen Geld von ihr, sind freundlich zu ihr, weil sie Hintergedanken haben oder Untergebene sind. Der Gigolo Helg Sgarbi war offenbar anders: Er nahm Frau Klatten als Mensch wahr, schien nett ohne Absichten – da ist sie schwach geworden, unvorsichtig.

FOCUS Online: Die Quandt-Dynastie ist äußerst verschwiegen, die Familienmitglieder reden fast nie mit Journalisten. Warum?

Jungbluth: Die Geheimniskrämerei geht zurück auf Susanne Klattens Großvater, Günther Quandt. Er war schon zu Zeiten der Weimarer Republik ein erfolgreicher Unternehmer. Für ihn stand fest: Wenn man im Verborgenen agiert, lassen sich bessere Geschäfte machen. In den 1920er-Jahren pirschte er sich an den Batteriehersteller Afa heran, kaufte über Strohmänner Aktien und fädelte eine feindliche Übernahme ein. Der Überraschungsmoment war ausschlaggebend dafür, dass der Coup glückte. Seither ist Schweigen Tradition im Hause Quandt. Bis in die 1990er-Jahre zum Beispiel war nicht bekannt, wie viele BMW-Anteile der Familie gehören. Erst strengere Gesetze haben da mehr Offenheit erzwungen.

FOCUS Online: Seit Jahren lobt die Familie einen Journalistenpreis aus, der Beiträge über Unternehmer honoriert – mit immerhin 50 000 Euro. Absurd?

Jungbluth: Ich habe den Verdacht, dass die Quandts sich auf diese Weise mit der Presse gut stellen wollen. Nicht ohne Erfolg: Die Medien haben sich der Familie lange äußerst vorsichtig genähert.

FOCUS Online: Diesmal ist es anders: Genüsslich tritt der Boulevard den Gigolo-Skandal breit. Hätte Susanne Klatten das verhindern können?

Jungbluth: Frau Klatten hat die Öffentlichkeit in Kauf genommen: Ihr musste klar sein, dass es Anonymität nicht geben wird, wenn sie ihren Erpresser anzeigt. Sie hätte natürlich zahlen können, um die Geschichte geheim zu halten. Das wäre für sie finanziell kein Problem gewesen. Aber da hat ihr Stolz rebelliert. Zu der Anzeige gehörte auch Mut.

FOCUS Online: Eine neue Form der Offenheit im Hause Quandt?

Jungbluth: Die Quandts werden Öffentlichkeit immer als ein Gewitter ansehen, das möglichst schnell vorüberziehen möge. Aber den Familienmitgliedern dürfte in den vergangenen Jahren klar geworden sein, dass es völlige Abschottung nicht geben kann. Besonders deutlich wurde das Ende 2007: Damals rückte die brisante NS-Vergangenheit der Familie durch eine TV-Dokumentation noch einmal ins öffentliche Licht. Man musste reagieren.

FOCUS Online: Die Geschichte der Quandts ist auch eine Geschichte von Affären, Seitensprüngen, Ehebruch.

Jungbluth: Jedenfalls starb Harald Quandt bei einem Flugzeugabsturz in Begleitung seiner Geliebten. Herbert Quandt, der BMW groß machte, war dreimal verheiratet.

FOCUS Online: Führt seine Tochter Susanne Klatten eine familientypische Tradition fort?

Jungbluth: Die Eskapaden fallen nicht aus dem Rahmen. In so wohlhabenden Familien waren wechselnde Partnerschaften und Scheidungen auch früher schon verbreitet.

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Leser-Kommentare (16)
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15.03.09, 20:15 | Anonym

Der Alchimist

wer in die Wüste geht,kann nicht umkehren. wenn es kein Zurück gibt,müssen wir die beste Möglichkeit finden,vorwärst zu kommen.Alles andere überlassen wir Gott,einschließlich der Gefahr. Susanne,du hast dein Ziel noch nicht erreicht. Geld alleine macht dich nicht glücklich,hör auf die Stimme deines Herzens,du wirst ihn finden dessen bin ich mir sicher. ciao

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10.03.09, 13:20 | Robert Rausch

Und wer redet über Herrn Klatten ?

Frau Klatten hat sicher richtig reagiert und dem schändlichen Treiben ein gebührendes Ende bereitet. Über den Mann redet niemand, außer dessen Kollegen und die vielleicht mit Schadenfreude. Wie tritt Frau Klatten ihm, der sie in Unkenntnis des Vermögens heiratete und ihren Kindern gegenüber? Sie muss wissen, dass über jene Spott hereinbrach. Grundsätzlich ist sie ja eine tolle Frau (Auch ohneGeld)

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10.03.09, 10:13 | Dieter Richmann

Frau Klatten ist eine sympathische Frau...

mit allen Stärken und Schwächen. Dabei spielt keine Rolle, dass Sie besonders reich ist. Ob arme oder reiche Frauen, Seitensprünge werden immer, zu jeder Zeit gemacht. Dass sie den miesen Erpresser anzeigte, war richtig und mehr als mutig.

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09.03.09, 23:25 | Guenter Traumann

Susanne Klatten

Wenn sie sehr zurückhaltend, sehr vorsichtig und fast misstrauisch ist, wie konnte ihr dann diese Peinlichkeit passieren, oder hat ihr ihre Gutmütigkeit einen Streich gespielt? Wie auch immer, ihr Peiniger hat trotz Knast jedenfalls ausgesorgt.

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09.03.09, 20:41 | Henner Fesler

Was sucht der Artikel unter FINANZEN?

Auch wenn es auch bei dieser pikanten Angelegenheit um Geld geht, das ist doch eher ein Artikel für die Rubrik Klatsch und Tratsch.

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09.03.09, 19:25 | Didi

Respekt

Frau Klatten ist Respekt zu zollen für diesen Schritt, sich nicht erpressen zu lassen. Das zeigt Charakterstärke, die ich bei vielen unserer Politiker vermisse. Die Berichterstattung sollte aufhören. Es ist alles gesagt

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09.03.09, 18:56 | bed

allzu menschlich

Trotzdem ist es traurig das erst ein Seitensprung menschliche Züge vorweist!

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09.03.09, 17:04 | Wolfgang Hecker

Der Gigoloprozess

Dieser Mut von Frau Klatten fehlt vielen in unserer Gesellschaft.

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09.03.09, 15:47 | Anonym

Meinen Respekt Frau Klatten

vielleicht schreckt das Nachahmer ab, wenn sie sich nicht mehr so sicher wähnen, für ihr Tun nicht doch zur Verantwortung gezogen zu werden.

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09.03.09, 13:25 | Regina Buss

Hochachtung vor Frau Klatten!

Es ist wohl keiner in der Position, hier urteilen oder verurteilen zu dürfen! Hut ab vor so viel Mut, bei der Polizei Anzeige zu erstatten, die geforderten Millionen zu zahlen wäre vielleicht einfacher gewesen. Wer unter uns ohne Schuld ist, der ................

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