Sein grotesk-komischer Roman „Schneller als der Tod“ erzählt von einem Mafia-Gangster, der zum Arzt wird. Autor Josh Bazell erkärt, warum in der Geschichte so viel Blut fließen muss.
FOCUS Online: Mr. Bazell, Ihr Roman „Schneller als der Tod“ handelt von einem ehemaligen Mafia-Killer, der, nachdem er ein Zeugenschutzprogramm durchlaufen hat, nun als Arzt an einem New Yorker Krankenhaus arbeitet. Wie, bitte, kommt man denn auf so was?
Josh Bazell: Ich habe mir die Geschichte während meines Medizinstudiums ausgedacht. Ich hatte kurz vor dem Examen ehrlich gesagt ziemlich große Angst, dass ich von nun an in der total langweiligen Normalität versinken würde. Mit der Geschichte dieses Killers habe ich mir sozusagen eine abenteuerliche Parallelexistenz entworfen.
FOCUS Online: Ihr Mister Brown ist ja nun nicht gerade ein Bilderbucharzt, sondern eher ein Typ à la Dr. House – ziemlich abgefuckt und ständig zugedröhnt. Geht es so zynisch und kaputt zu in New Yorker Krankenhäusern, wie Sie das beschreiben?
Bazell: Ich habe, glaube ich, bisher in acht verschiedenen Kliniken gearbeitet, und in den meisten ging es natürlich viel geordneter und patientenfreundlicher zu. Andere allerdings ähneln dem Irrenhaus in meinem Buch doch sehr. Ich werde mich aber hüten, zu sagen, welche ich meine.
FOCUS Online: Sie haben das Buch während Ihrer Arbeit in der Klinik geschrieben. Wie haben Sie denn in dem Alltagschaos die nötige Ruhe finden können?
Bazell: Ach, so stressig ist der Alltag in der Klinik gar nicht. Es gibt auch viel Leerlauf, und den habe ich eben genutzt, um zu schreiben. Ich muss allerdings auch sagen: In den anderthalb Jahren, in denen ich wirklich hart am Buch gearbeitet habe, habe ich nichts anderes getan als zu arbeiten und zu schreiben. Privatleben oder so etwas fand nicht mehr statt.
FOCUS Online: Warum entschließt sich Ihr Killer, Arzt zu werden. Aus Buße?
Bazell: Ja, im Grunde schon. Er versucht, seinem alten Leben etwas entgegenzusetzen. Das ist übrigens gar nicht so selten bei Medizinern, dass sie mit ihrem Beruf irgendetwas kompensieren wollen. Ich habe eine ganze Reihe von Kollegen kennengelernt, die eine ziemlich schräge Vergangenheit haben.
FOCUS Online: Aber doch nicht als Mafia-Killer?
Bazell: Nein, klar. Aber ich wollte den größtmöglichen Gegensatz zwischen den beiden Existenzen. Eine klassische Saulus-Paulus-Wandlung.