Nicht Beichte oder Sakramente bestimmen das Verhältnis der Juden zu Gott,
sondern allein ihr Handeln, im guten wie im schlechten Sinn. Und während sie
auf die Ankunft des Messias warten, bleibt ihnen ausreichend Zeit für die
angenehmen Dinge des Lebens. Und da es hierbei nicht immer mit rechten Dingen
zugeht, vertrauen sie auf die Großherzigkeit und Toleranz ihres Erlösers.
Melvin Jules Bukiet erzählt in neun Episoden, teils haarsträubende,
Begebenheiten aus dem Leben der jüdischen Diaspora in Amerika. Wie bereits in
seinen Romanen "Danach" und "Zeichen und Wunder" (beide
Luchterh and) führt er den Leser mit viel hintersinnigem Witz in eine Welt
voller Sonderbarkeiten und skurriler Gestalten, in der sogar das Bündnis eines
Rabbis mit dem Teufel, mit übrigens sehr menschlichen Ansichten, möglich ist.
So beschrieben in der Erzählung "Der Teufel und der Holländer", in
der eine mysteriöse schwarze Flüssigkeit für den Rabbi Elizier Vandemeer eine
besonders heilende Wirkung besitzt. Natürlich stammt dieses Gebräu vom Teufel
persönlich und ist, wie zu Erwarten, nicht gratis zu haben. Doch ist auch der
Teufel nicht unfehlbar und dem Rabbi gelingt es sogar, ihn zu überlisten.
Mit einem Augenzwinkern weiß Bukiet die Geschichte eines korrupten geldgierigen
Metzgers zu erzählen, der seiner Kundschaft über Jahre hinweg unkoscheres
Fleisch verkaufte und für diesen Betrug mit einem infernalen Untergang seines
Geschäftes bezahlen muss. Die Launen des Messias sind eben mannigfaltig.
Bukiet besitzt ein ausgeprägtes Gespür für die Eigenheiten seiner Landsleute
und kommentiert diese mit subtiler Ironie auf erzählerisch hohem Niveau. Ganz
nebenbei erfährt der Leser so interessante Details der jüdischen Religion, die
am Ende des Buches nicht mehr so fremd erscheint. © Torsten Seewitz, 9.12.2000
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