Ein Mensch, der anders ist, scheitert an der Gesellschaft. Seine
Familie verstößt ihn, einzig seine Mutter liebt ihn und nimmt ihn so wie
er ist. Aber sie ist zu schwach. Ben, ein animalisch aussehender,
bärenstarker aber harmloser junger Mann wird mit 15 von seiner Mutter mit
einem Stück Pappe, auf der seine Daten stehen, in die “Welt”
geschickt.
Aber es ist nicht seine Welt, die ihn da erwartet. Ganz unbewußt ist er
auf der Suche nach jemandem, der ihn versteht und liebt. Doch ist Ben von
dieser Welt? Schließlich sieht er aus wie ein Urmensch, gleicht unseren
Vorfahren, die wir nur von Felsenbildern und Knochenfunden kennen.
In London, der großen Stadt, verwahrlost er zusehends, nachdem sein
einziger Halt, eine alte Frau, stirbt.
Vermeintliche Freunde nutzen ihn aus, er wird als Drogenkurier benutzt,
nach Brasilien verschleppt, um angeblich einen Film zu drehen. Zum Schluß
gerät er in die Hände von gewissenlosen US-Wissenschaftlern, die
medizinische Versuche an ihm vornehmen möchten.
Doch einmal hat auch Ben Glück in seinem Leben. Er findet wahre Freunde,
die ihn vor noch größerem Unglück bewahren. Ein einziger Satz von
Alfredo “Ich habe schon Leute wie dich gesehen” macht ihn jedoch
wahrhaft glücklich. Er hat nur noch ein Ziel, er will sie sehen, diese
Leute.
Diese Reise wird für ihn zu einer großen Enttäuschung.
Doris Lessing ist mit “Ben in der Welt” ein bemerkenswerter Roman
gelungen, der zeigt, wie wenig die Gesellschaft und die Menschen bereit
sind über jemanden nachzudenken, der anders ist wie sie. Er wird
ausgenutzt, benutzt, aber ihm wird nicht geholfen. Manche Situationen sind
etwas überfrachtet mit Problemen, z.B. Brasilien, aber der AUFRUF nach
Toleranz und Nächstenliebe ist unübersehbar. Ich wünsche mir viele
Leser für dieses Buch und nicht nur Fans von Doris Lessing. ©
Angelika Jana, 2.10.2000 |