Ist es einfacher, über Musik zu schreiben, wenn man die Musiker persönlich kennt und schätzt – ich kenne Rainer schon seit seinem ersten Soloalbum (International, 2002) und seinem Auftritt bei unserem Verlagsfest im Jahr 2004 – oder nimmt man dann gar eine zusätzliche Hürde, um objektiv zu bleiben? Ich bin mir nicht sicher und höre erst einmal rein in die "Jugend", Binder & Krieglsteins fünftes Album. Einige Nummern habe ich voriges Jahr schon in der Postgarage live gehört, aber man ist ja nicht so kritisch wenn man vor der Bühne abtanzt, wie beim genauen Hören im Wohnzimmer oder Auto.
Der erste Song, "Om, Pleasure's, Glory", besticht mit gewohnt akzentuierten Beats, was durchaus erwartet werden kann, wenn der Bandleader Schlagzeuger ist, überrascht allerdings (R. B-K ist Jahrgang 1966) mit jugenlichen "still in love" Lyrics. Erst bei Track zwei tritt dann die kraftvolle tatsächlich junge Makki auf. "Die Jugend ist ein Geschenk", verrät Track drei, gleich mit einem schrägen Mix an Singstimmen. Cool, "seltsam" (Zitat meiner Freundin) und sehr gut tanzbar. Vielleicht sage ich das, weil die Rhythmen so präzise rocken und rollen – trotz programmierter Loops klingt das lebendig – was eindeutig zu Tanzbewegungen (ver)führt. Und dann sind da auch noch die Texte, die durchaus in der politisch engagierten (und dada) Tradition Rainer Binder-Krieglsteins stehen.
 Die beiden ersten Alben "International" und "Trip" konnte ich in Australien oft auf Triple J hören (woran ich nicht ganz unbeteiligt war) und ich kann mir das auch bei "Jugend" vorstellen, denn Aussies lieben es Songs zu spielen, die man dort nicht versteht, wie den deutschen Titel "Jungs". Das hat was Multikulturelles.
Die Bilder links sind von unserem Verlagsfest im Literaturhaus Graz 2004, die darunter von der Postgarage 2012. Immer gut drauf, immer mit der "Jugend"... Das neue Album ist zwar ziemlich schräg, aber man hat ja sonst viel zu wenig Spass :) |