Eines
Morgens blieb die Zeit einfach stehen. oder kam es mir nur so vor? Ich
saß am Frühstückstisch und begann zu schwitzen, obwohl
die Zimmertemperatur kaum über 13 Grad war. Ein ähnliches
Gefühl hatte ich vor einem Jahr schon einmal; es war während
eines Spazierganges in der Lobau gewesen. Das andere Mal befiel mich
dieses Gefühl während eines Urlaubes am Fuschlsee vor zwei
Jahren mit meiner Freundin Susanne Ussel; ich schwamm im See alleine,
hatte plötzlich ein ungutes Gefühl der Machtlosigkeit des
Menschen; ich dachte, wenn jetzt die Welt unterginge, wäre das
für viele Menschen sehr schlecht, am übelsten aber für
mich. Für einige wäre es vielleicht sogar vorteilhaft.
Was
heißt Weltuntergang? Wenn ich jetzt sterben müßte,
hätte ich das Gefühl der Unausgefülltheit und großer
Versäumnis nicht vollbrachter Leistungen. Damals wurde mir im Wasser
fast schwindelig, und ich hatte Mühe an Land zu kommen.
Ein Jahr später in der Lobau lief es mir heiß und kalt den
Rücken herunter, als mich wieder dieses sonderbare Gefühl
beschlich. Ich wusste nicht woher es kam; ich konnte es nicht verscheuchen.
Ich liebte das Leben trotz seiner Ärgernisse.
Ich
erhob mich langsam vom Frühstückstisch, sah auf die Wanduhr;
sie war stehen geblieben.
Es
war schon sehr licht draußen. Wie spät mochte es sein? Meine
Armbanduhr ging zwei Stunden zurück. Ich machte einen Blick auf
sie. Kein Ticken war zu hören.
Zu dumm, wenn ich nicht solche Kopfschmerzen hätte; ich ließ
mich auf die Couch fallen, legte mich auf den Rücken und schlummerte
ein und träumte, ich schwämme alleine im Fuschlsee weit vom
Ufer entfernt, bekomme einen Krampf im rechten Bein; eine größere
Welle überrollt mich; ich drohe zu versinken; das eine Bein wird
immer schwerer; ich will schreien, bringe aber keinen Ton heraus; das
Bein zieht mich unweigerlich in die Tiefe; es ist aus mit mir. Ich war
aufgewacht, schnappte nach Luft; mich fror. Wie lange hatte ich geschlafen?
Warum brauchen wir eigentlich so unbedingt das Zeitgefühl, welches
das Tier nicht besitzt? Ich hatte keine Ahnung, ob es Mittag war oder
später; ich dachte, wenn ich im Wald leben würde, bräuchte
ich keine Uhr.
Ich
begann wieder an die Unbeständigkeit der Menschen zu denken. Der
Kreis hatte sich wieder geschlossen bzw. meine Gedanken kreisten in
weite Fernen; stoßweise kehrten sie wieder zurück.
Ich
verzog verächtlich die Lippen, denn der Kleinmut der Menschen,
ihr Neid und ihr Unvermögen für sie unerklärliche Verhaltungsweisen
und Tatbestände richtig zu deuten. So waren sie leider schon immer
das wird sich nicht ändern, selbstzerstörerisch und jederzeit
bereit dem anderen die Schuld seiner eigenen Unzulänglichkeit zu
geben. Aber was solls.
Aber
es gibt auch lichte Seiten des Lebens, daran dachte ich ebenfalls in
diesem Augenblick.