Leben und Werk Büchners werden üblicherweise aus der Einheit des „Dichters, Revolutionärs und Wissenschaftlers“ (miss)verstanden. Wesentliche Aspekte seiner Dichtung sind bislang deswegen nicht in das Blickfeld des Publikums gelangt, wichtige Strukturen bleiben unerschlossen. Desgleichen fällt in der gängigen Rezeption unter den Tisch, was sich biografisch nur schlecht in das Klischee des politisch aktiven, literarisch kreativen und wissenschaftlich forschenden jungen Mannes, gleichsam unserer modernen Form des Helden, einfügen lässt: das Ancien Régime der „weiblichen“ Großmutter in der Beletage bei den Büchners, Gründe jenseits des Politischen für Georg Büchners Hass und Zynismus, die provozierte „freiwillige Verbannung“ in das Straßburger Exil und seine berufliche Orientierung an den väterlichen Vorgaben. Die zeitgenössischen politisch-sozialen Verhältnisse können Büchners Revolutionierung des Dramas keineswegs hinreichend erklären.
Erst die Entschlüsselung des Woyzeck-Fragments wirft ein Licht auf die Komplexität von Büchners literarischem Werk sowie dessen verborgene Motive und stellt nicht zuletzt neue Fragen an das Leben seines Autors.
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