Fondation Martin Bodmer pour un prix Gottfried Keller
Fondazione Martin Bodmer per un premio Gottfried Keller
Fundaziun Martin Bodmer per un Premi Gottfried Keller
Zur Feier des 200. Geburtstages von Gottfried Keller und dem 100. Jubiläum der Initative zur Verleihung des Gottfried-Keller Preises, die zur Gründung der Martin Bodmer-Stiftung führte, stellt die Stiftung Wirken und Wirkung des Dichters ganz ins Zentrum ihrer Preisvergabe. Sie ehrte mit zwei Gottfried Keller-Preisen die Autoren Thomas Hürlimann und Adolf Muschg.
Die Preisverleihung fand am Samstag, 7. September 2019, in Anwesenheit von 100 Gästen, im Muraltengut in Zürich statt. Die Laudatio auf Thomas Hürlimann hielt Ivan Farron, diejenige auf Adolg Muschg Stefan Zweifel.
Als kleine Überraschung im Abendprogramm durften die beiden Gewinnerinnen der 2.«Erzählsoirée» des Literargymnasiums Rämibühl, die im 2018 von der Martin Bodmer-Stiftung unterstützt wurde, ihre Text vortragen: Sowohl Paula Scharrer mit ihrem Text «Kurzstrecke» wie auch Briseis Avezou-Besson mit «La falaise» erhielten viel Applaus sowohl vom Publikum wie auch von den Preisträgern.
Den Abschluss des offiziellen Teils bildete ein sehr unterhaltsames Gespräch zur Aktualität Gottfried Kellers zwischen Thomas Hürlimann, Adolf Muschg, Ursula Amrein und Stefan Zweifel.
Fotos: Caroline Minjolle
Der Gottfried Keller-Preis ist einer der angesehensten und ältesten Literaturpreise der Schweiz. Zum 100. Geburtstag von Gottfried Keller 1919 wurde die Martin Bodmer-Stiftung initiiert. Seither verleiht diese alle zwei bis drei Jahre einen Gottfried Keller-Preis an Autoren oder Autorinnen. Die Stiftung vergibt auch Ehrengaben für besondere literarische Leistungen wie Übersetzungen, Herausgaben, wissenschaftliche Arbeiten usw. Im 2016 erhielt Pietro de Marchi den Gottfried Keller-Preis und das Autorenkollektiv AJAR eine Ehrengabe.
Im Kuratorium des Gottfried Keller-Preises vertreten sind derzeit Thomas Bodmer (Präsident), Evelyn Braun und Ursina Schneider-Bodmer. Die Jury setzt sich zusammen aus Ursula Amrein, Vanni Bianconi, Ivan Farron und Stefan Zweifel.
Die Martin Bodmer-Stiftung vergibt im Jubiläumsjahr 2019 zum 200. Geburtstag von Gottfried Keller je einen Gottfried-Keller-Preis an Thomas Hürlimann und Adolf Muschg.
Zur Feier des 200. Geburtstages von Gottfried Keller und dem 100. Jubiläum der Initative zur Verleihung des Gottfried Keller-Preises, die zur Gründung der Martin Bodmer-Stiftung führte, stellt die Stiftung Wirken und Wirkung des Dichters ganz ins Zentrum ihrer Preisvergabe. Sie ehrt mit zwei Gottfried Keller-Preisen die Autoren Thomas Hürlimann und Adolf Muschg.
Damit zeichnet sie zwei Persönlichkeiten der Schweizer Literatur aus, deren Werk bis heute zentrale Bezüge zu Gottfried Keller ins Spiel bringt und die Keller-Rezeption mit ebenso eigensinnigen Beiträgen wie substanziellen Studien im Bewusstsein ihrer Zeitgenossen verankert. Ihre Beiträge im Jubiläumsjahr unterstreichen Kellers Aktualität auf eindrückliche Weise. Beide Autoren haben Keller in eigenen Theaterstücken auf die Bühne gebracht und den Echoraum seiner Romane auf polyphone Weise in ihren eigenen Werken der Gegenwart anverwandelt.
Thomas Hürlimann inszenierte Kellers Flucht vor den offiziellen Feierlichkeiten zu seinem 70. Geburtstag in seinem Stück "Das Lied der Heimat" (1988) und entfaltet in seinem letzten Roman "Heimkehr" zahlreiche Bezüge zu Kellers Roman "Der grüne Heinrich", zudem legt er diesen Sommer sein "Keller-Lesebuch" vor.
Adolf Muschg hat Keller mit seinem Theaterstück "Kellers Abend" (1975), das am Vorabend von Kellers Amtseinsetzung als Staatsschreiber spielt, und seiner 1977 erschienen Keller-Biografie ein Denkmal gesetzt. Seither kam er in verschiedenen Vorträgen und Auftritten, wie etwa im Literaturclub des SRF, auf dessen Wirken zurück. Mit seinem aktuellen Roman "Heimkehr nach Fukushima" erkundet er die sinnliche Dialektik von Eros und Thanatos im Schatten einer aktuellen Katastrophe.
Die Vergabe der beiden Preise bringt diese herausragenden Stimmen der Schweizer Literatur in einen Dialog, der zugleich auf dialektische Weise unterschiedliche politische Positionen deutlich macht, die in Kellers Werk angelegt sind, und sie im Gemeinsamen ihrer Leidenschaft für den facettenreichen Autor versöhnt. Als Radikal-Liberaler hat sich Keller literarisch und politisch für diesen Staat engagiert, in den späten Jahren prangerte er den Verrat an den politischen Idealen von 1848 und den hemmungslosen Kapitalismus der Gründerzeit an. In diesem Sinn steht die ausserordentliche Preisverleihung von 2019 im Zeichen der Dialektik und Versöhnung.
Die Preisverleihung und ein Gespräch zwischen den Autoren über Gottfried Kellers Aktualität findet am Samstag, 7. September 2019, in Zürich statt.
Pietro De Marchi erhielt am 22. Oktober 2016 den Gottfried-Keller Preis für seinen neuen Gedichtband «La carta delle arance», der im Oktober bei Edizioni Casagrande erschienen ist.
Das Luftig-Weite seiner Lyrik, die Abstecher in die Tiefen der eigenen und der universellen Geschichten seiner Erzählprosa, die grosse Gabe zuzuhören, von der seine Essays zeugen – all diese Instrumente, die De Marchi in seinen vorangegangenen Publikationen zunehmend verfeinert hat, geraten hier in Resonanz und bilden zusammen eine reife, klare und zugleich klangvolle Stimme. Sie ist leicht, ja, aber eher in dem Sinn, dass sie von der Erde abheben, in die Höhe fliegen will. Auch als spielerisch könnte man sie bezeichnen, doch ist es ein Spiel mit dem Feuer – mit den Irrlichtern der Verstorbenen, mit Stahl und Feuer der Geschichte, mit der Wärme des Lebens.
Eine ungewöhnliche Stimme der italienischsprachigen Lyrik: Die Sprache wie auch viele der Bezüge, seine Meister und die vornehmlich in der Provinz gelegenen besuchten Orte sind Italienisch. Gleichzeitig ist die Stimme aber reich an französischen, deutschen und englischen Einflüssen, an Übersetzungen, Rhythmen und Liedern. Sie ist der Arbeit mit der Form gegenüber genauso offen wie der Prosa, der Vermischung von Genres, dem Zusammenprall von Realität und Fiktion. Eine lebendige Stimme, die wie alles Lebendige nach und nach wächst, die atmet, schweigt, sich wandelt und erneut zu Wort meldet. (Vanni Bianconi)
Das Autorenkollektiv erhielt am 17. Januar 2014 das Preisgeld von
30'000 Franken für seine originelle und erfolgreiche Vermittlung von Literatur.
Die Martin Bodmer-Stiftung für einen Gottfried Keller-Preis verleiht ihren 37. Gottfried Keller-Preis an das Autorenkollektiv «Bern ist überall» für seine originelle und erfolgreiche Vermittlung von Literatur über die Sprachgrenzen hinweg. Die Autorengruppe hat sich 2003 gegründet und besteht mittlerweile aus über einem Dutzend Autorinnen und Autoren aus drei Sprachregionen, die in verschiedenen Landesteilen und in wechselnden Konstellationen auftreten. Mitglieder sind u.a. Pedro Lenz, Noëlle Revaz, Beat Sterchi und Arno Camenisch.
Kennzeichen der experimentierfreudigen Spoken Word-Formation sind der Gruppenauftritt, die Mündlichkeit und Mundart, der gelegentliche Einsatz von Musikinstrumenten, die Sprachenfülle sowie kollaborative Arbeitsformen. «Bern ist überall» trägt wesentlich zu einer lebendigen und innovativen Schweizer Literaturszene bei. Laudatio von Corina Caduff
* 16. Oktober 1939 in Rapperswil
Erzähler, Dramatiker
Späth erhielt am 8. Mai 2010 25’000 Franken für sein Werk.
* 3. Mai 1957 in Mendrisio Lyriker, Essayist, Übersetzer Pusterla erhielt am 21. April 2007 25’000 Franken für sein Werk
* 3. Oktober 1945 in Aarau Schriftsteller Merz erhielt am 13. März 2004 25’000 Franken für sein Werk.
* 30. Oktober 1935 in Csikvánd H, † 27. Juli 2011 in Neuenburg Schriftstellerin Kristof erhielt am 3. November 25’000 Franken für das Gesamtwerk.
* 24. März 1935 in Luzern Erzähler, Publizist Bichsel erhielt am 13. November 25’000 Franken für das Gesamtwerk.
* 30. Oktober 1928 in Bedretto TI, † 3. Dezember 2016 in Lugano Erzähler Orelli erhielt am 8. November 25’000 Franken für das Gesamtwerk.
* 20. Juni 1917 in Niederbipp BE, † 22. Juni 2008 in Langenthal Lyriker, Erzähler Meier erhielt am 19. November 20’000 Franken für das Gesamtwerk.
Aus Meiers Dankesbrief vom 26. September 1994: Ihr Brief hat mir Freude gemacht. Gottfried Kellers «Grüner Heinrich» (2. Fassung) und
Robert Walsers «Jakob von Gunten» sind für mich die zwei Bücher aus der Schweiz, welche zu den paar Büchern gehören, mit denen ich gelebt habe.
* 8. Februar 1922 in Aarau, † 14. April 2010 in Muri Lyrikerin, Erzählerin Burkart erhielt am 6. Januar 20’000 Franken für das Gesamtwerk.
Aus dem Dankesbrief von Erika Burkart an Daniel Bodmer vom 15. November 1991: Ihr Brief bereitet mir ganz grosse Freude. Die Anerkennung beglückt, der Gedanke, dass man materiell etwas unbelasteter sein wird – freier für die geistige Arbeit – hilft auf. Auch wird man, so reich beschenkt, auf Momente zum Kind, dem eine Fee Wünsche gewährt. Seit Jahrzehnten arbeite ich im Abseits einer noch stillen Landschaft, die ich liebe. Die Verwunderung, dass man trotzdem gesehn wird, ist tief, und tief die Dankbarkeit.
* 16. April 1910 in Lausanne, † 27. April 1996 in Lausanne Literaturwissenschaftler, Erzähler Mercanton erhielt am 12. Mai 15’000 Franken für das literarische und literaturkritische Werk.
* 15. Januar 1918 in Basel, †16. November 2002 in Basel Historiker Lüthy erhielt am 29. November 15’000 Franken für historische Arbeiten, Übersetzungen und Essays.
* 26. Februar 1913 in Stuttgart, † 12. Mai 1998 in München Erzähler Lenz erhielt am 2. Dezember 18’000 Franken für das Gesamtwerk.
Lenz dankte am 11. November 1983: Mich freut’s «arg», wie man auf Schwäbisch sagt. Als junger Mensch hab ich jedes Jahr über den Bodensee geschaut und wär gerne drüben gewesen, übrigens als Schweizer. Und immer noch ist für mich die Schweizer Staatsangehörigkeit die begehrenswerteste.
* 30. Juni 1925 in Moudon VD Übersetzer, Essayist Jaccottet erhielt am 8. Dezember 18’000 Franken für das Gesamtwerk.
* 19. Juli 1909 in Zürich, † 18. Dezember 1998 in Zürich Literaturwissenschaftler Wehrli erhielt am 17. September 15’000 Franken für das literaturwissenschaftliche Werk.
* 25. Juli 1905 in Russe, Bulgarien, † 14. August 1994 in Zürich Schriftsteller, Nobelpreisträger Canetti erhielt am 19. Dezember 15’000 Franken für das Gesamtwerk.
* 12. August 1905 in Luzern, † 26. Juni 1988 in Basel Theologe, Kardinal Balthasar erhielt am 20. Dezember 15’000 Franken für das Gesamtwerk.
* 1. Mai 1900 in Pescina I, † 22. August 1978 in Genf Schriftsteller Silone erhielt am 26. November 12’000 Franken für das Gesamtwerk.
* 20. Dezember 1897 in Genf, † 28. November 1981 in Genf Literaturwissenschaftler Raymond erhielt am 27. November 10’000 Franken für das Gesamtwerk.
* 27. März 1909 in München, † 7. April 1994 in Leverkusen D Historiker Mann erhielt am 14. Dezember 10000 Franken für das Gesamtwerk.
Aus den Dankesworten vom 13. Dezember 1969: Gestehen will ich, dass etwas von Beschämt-Sein sich mit darein mischt; vielleicht habe ich von meinem Vater, beileibe nicht den epischen Genius, wohl aber die Skepsis gegenüber der eigenen Leistung geerbt. Wenn jedoch Andere, und Andere, die etwas verstehen, es anders sehen, wie sollte ich mich nicht freuen? ... Das Land ist mir wirklich zur zweiten Heimat geworden, stetig, nach einem ersten Höhepunkt fast leidenschaftlicher Zuneigung vor 30 Jahren. Ich hatte sie mit einer von mir sehr verehrten und geliebten Freundin gemein, die glaube ich auch die Ihre war, Ricarda Huch. Unter den Geschichtsschreibern ist sie es, deren Werk mir bei meinen Arbeiten am häufigsten vorgeschwebt hat.
* 30. September 1908 in Ostrowo/Posen PL, † 29. Januar 1984 in Bern Erzähler, Übersetzer Schaper erhielt am 30. Oktober 10’000 Franken für das Gesamtwerk.
* 28. Juli 1893 in Schwyz, † 4. Dezember 1971 in Schwyz Erzähler Inglin erhielt am 22. Oktober 10000 Franken für das Gesamtwerk. Inglin dankt am 26. Oktober 1965: Anerkennung, Missverständnisse, Lob und Tadel begleiten den Schaffenden bis ins Alter. Er wird bei alledem die Zuversicht gewinnen und bewahren, dass sich am Ende zeigen muss, was von seinem Werke wert ist, ihn selber zu überdauern. Trotzdem wird er die Hoffnung kaum je verlieren, dass unabhängig von Erfolg und Misserfolg auch die paar wirklich Einsichtigen, Urteilsfähigen ihm noch bei Lebzeiten ihren Segen erteilen. Zu diesen wenigen gehörte für mich schon längst der Gründer und spiritus rector der «Corona», der eine grossartige Ernte einbrachte und sich mit eigenen Beiträgen (über Andersen, über die Lagerlöf) legitimierte, der Kenner und Sammler der Weltliteratur, der Stifter des Gottfried Keller-Preises mit seiner offenbaren Entschlossenheit, immer nur das Preiswürdigste auszuzeichnen.
* 8. Februar 1908 in Kreuzlingen, † 28. April 1987 in Horgen ZH Germanist, Literaturwissenschaftler, Übersetzer Staiger erhielt am 30. März 10’000 Franken für das Gesamtwerk, vor allem für die Goethe-Monographie (Zürich 1952-1959).
Aus dem Dankesschreiben vom 31. März 1962: Das führt mich zu dem besonderen Charakter des Gottfried-Keller-Preises. Ich bin mir im Klaren darüber, daß mir damit in der Öffentlichkeit ein neuer, höherer Rang zugesprochen wird, an den ich mich erst gewöhnen muß. Was mich aber noch mehr erfreut, ist die Reihe der bisherigen Preisträger, in die Sie mich aufgenommen haben. Ich bekenne Ihnen aufrichtig: es ist jene Gemeinschaft der Geister, der seit vielen Jahren meine tiefste Liebe und Bewunderung gehört, in deren Nähe mich immer wieder das Gefühl von seelischer Heimat erfüllt, wenn sonst der Tag nur Goethes Wort von der «verwirrenden Lehre zu verwirrtem Handel» zu bestätigen scheint. Diesem Geist die Treue zu halten und mich nicht verwirren zu lassen, bin ich entschlossen.
* 22. Oktober 1910 in St. Martin VS, † 11. Februar 2001 in Sitten Schriftsteller Zermatten erhielt am 12. November 8000 Franken für das Gesamtwerk.
* 8. April 1897 in Lichtensteig SG, † 10. Juni 1965 in Zürich Literaturkritiker, Lyriker Rychner erhielt am 30. November 8000 Franken für das literaturkritische Werk. Rychner dankte Martin Bodmer am 5. Dezember 1956: Ich entsinne mich so gut der frühen Jahre, als Sie jung und suchend in denselben Hörsälen der Universität wie ich nach einem Platz spähten, ein zarter Mensch, zu dem es mich hinzog, was mir die törichte Hemmung: «Er wird es missverstehen – Er wird glauben, ich erhoffe etwas von ihm», stets wieder durchquerte. Als Jüngling hat man ein übermässig reizbares und etwas verschrobenes Ehrgefühl, das es nicht erträgt, auch nur einen Augenblick nicht voll begriffen zu werden, und das es dann versäumt, an Begreifen das zu leisten, was ihm obläge. Es kamen die Jahre, wo ich mehrfach im «Freudenberg» Ihr Gast war, d.h. zunächst Gast Ihrer unvergesslichen, unvergessenen Mutter, die einem das Haus gleich so wohlig zu machen verstand. Sie haben damals Ihre Sporen verdient und die unbequeme Lehre auf sich genommen, grosse Männer zu empfangen; noch jetzt bin ich Ihnen dankbar dafür, dass Sie unserer Stadt einen Mittelpunkt gaben, den Sie seit Ihrem Weggang vermissen muss.
* 26. Februar 1901 in Oetwil ZH, † 15. Juni 1979 in Basel Historiker Kaegi erhielt am 16. Juli 6000 Franken für das Gesamtwerk. Aus dem Dankesschreiben vom 16. Juli 1954: Für die Ehrung durch den Gottfried Keller-Preis Ihrer Stiftung, die Sie meinen Arbeiten der vergangenen Jahre haben angedeihen lassen wollen, möchte ich Ihnen meinen herzlichen Dank zum Ausdruck bringen. Sie haben mir damit eine freundliche Hand geboten in einem Augenblick, da mich ein leises Grauen anwandeln wollte vor dem letzten Anstieg zur Vollendung des dritten Bandes meiner Burckhardt-Biographie. In diesen Momenten der Ermüdung sind so gütige Worte wie diejenigen Ihres Briefes eine reine Erquickung. ...Mit etwas mehr Ruhe und Freude, als es sonst geschehen wäre, hoffe ich nun in zehn Tagen eine Ferienreise durch Frankreich anzutreten und in den kommenden Jahren dank dem immer noch schätzenswerten materiellen Umfang Ihres Preises ein paar Studien- und Erholungsreisen in die Arbeit einschalten zu können, zu denen mir sonst die Mittel gefehlt hätten.
*11. Oktober 1876 in Minden D, † 1. November 1971 in Oberstdorf D Lyrikerin, Erzählerin Von Le Fort erhielt am 12. November 6000 Franken für das Gesamtwerk. Aus dem Dankesschreiben vom 16. November 1952: Ich empfinde es aber nicht nur für mich, sondern auch für meine Heimat beglückend, daß eine so große Auszeichnung einer Deutschen zufallen konnte, denn wir sind uns doch hier immer noch schmerzlich bewußt, welche Schatten durch unser Land auf alle Länder unseres Erdteils fielen. So hat es mich denn auch besonders freudig bewegt, daß Sie in meinen Dichtungen den Ausdruck abendländischen Geistes und abendländischen Glaubens hervorheben, liegen mir beide doch im Blick auf die bedrohte Zukunft unsres Erdteils von Jahr zu Jahr tiefer am Herzen.
* 11. September 1873 in Gross-Pawlowitz/Mähren CZ, † 1. April 1959 in Sierre VS Essayist Kassner erhielt am 16. Dezember 6000 Franken für das Gesamtwerk.
* 14. Juni 1889 in Winterthur, † 26. März 1958 in Zürich Literaturwissenschaftler, Essayist Ernst erhielt am 12. September 6000 Franken für das Gesamtwerk. Am 12. September 1947 dankte Ernst: Zwar verlangt man von uns Menschen mit Recht, dass wir uns in erster Linie vor uns selber verantworten. Aber was könnte uns Säumige und Irrende besser trösten, als der Beifall der Trefflichsten, die sich weniger an die Unvollkommenheit des Ergebnisses, als an die glaubhafte Anstrengung halten?
* 10. April 1883 in Zürich, † 18. September 1972 in Zollikon ZH Schriftsteller, Literaturwissenschaftler Faesi erhielt am 10. April 6000 Franken zum 60. Geburtstag.
* 7. Januar 1882 in Zürich, † 22. Januar 1940 in Zürich Historiker Gagliardi erhielt am 22. Oktober 6000 Franken für die Geschichte der Schweiz. Von den Anfängen bis zur Gegenwart (Zürich 1934-1937).
* 2. Juli 1877 in Calw D, † 9. August 1962 in Montagnola TI Erzähler, Lyriker Hesse erhielt am 28. März 6000 Franken für das Gesamtwerk. Aus dem Dankesbrief vom 29. März 1936: Diese so unerwartete Auszeichnung trifft mich zu einer Zeit, in der ich die gewaltige Krise der deutschen Literatur am eigenen Leibe schwer zu spüren bekomme, und ist für mich darum eine doppelte Freude. Wenn ich auch von meiner literarischen Leistung eher skeptisch denk (ich bin im Grunde mehr ein moralisch-religiöser als ein künstlerischer Charakter), so glaube ich doch wenigstens in Einer Hinsicht den Absichten und dem Sinn Ihrer Stiftung zu entsprechen: dadurch, dass sich in mir Schweizertum und sprachlich-kulturelles Deutschtum wirklich von Jugend an eng verbanden. Enkel einer Welsch-Schweizerin, Sohn eines um 1880 in Basel eingebürgerten Balten, habe ich neben dem baltischen Deutsch meines Vaters schon in der Kindheit sowohl die Basler als die schwäbische Mundart gehört, gelernt und gesprochen.
Zum hundertjährigen Bestehen erhielt die Universität am 3. Januar 8000 Franken.
* 15. Dezember 1878 in Bad Tölz, † 12. September 1956 in Rittsteig bei Passau Erzähler, Lyriker, Arzt Carossa erhielt am 7. Juli 6000 Franken für das Gesamtwerk.
* 23. Mai 1884 in Neudörfl/Böhmen, † 14. Januar 1963 in Wien Literaturwissenschaftler Nadler erhielt am 5. November 6000 Franken für seine Literaturgeschichte der deutschen
Aus Nadlers Brief vom 9. November 1929: In der Schweiz habe ich die besten und schönsten Jahre meiner Jugend verlebt. Ich habe dort Freunde und Schüler, wie ich hoffe, für das Leben gewonnen. Alles, was ich bin, verdanke ich dem Lebenskreise, den ich dort in jungen Jahren gefunden habe. Das eidgenössische Staatswesen hat mich zum Bewusstsein, zur Pflicht und zur Verantwortung wahrer staatsbürgerlicher Gesinnung erzogen. Nach dem Verlust meines Vaterlandes ist mir die Schweiz zum zweiten Vaterlande geworden wie sie das Geburtsland meiner Kinder ist.
* 24. September 1878 in Lausanne, † 23. Mai 1947 in Pully VD Erzähler, Lyriker Ramuz erhielt am 6. Oktober 6000 Franken für seinen Roman La beauté sur la terre Ramuz dankte am 7. Oktober 1927: Je me suis toujours efforcé (au milieu de beaucoup de malentendus) d’affirmer ma fidélité à ma petite patrie; il me plaît de me confondre à elle plus que jamais, aujourd’hui, où ce que vous voulez bien m’en dire me permet d’espérer que je ne me suis peut-être pas tout à fait trompé dans l’image que j’ai essayé de donner d’elle.
* 6. Oktober 1866 in Brienz BE, † 29. April 1928 in Zürich Erzähler Federer erhielt am 20. März 6000 Franken für den Roman Papst und Kaiser im Dorf Aus Federers Dankesbrief vom 21. März 1925: Was mich freut, ist nicht bloß das persönliche Beschenktsein, sondern in meiner Freude über den Preis dünkt mich zittert die Freude der vielen Andern und Verdientern mit, die nach mir den Genuß Ihrer edeln Stiftung erfahren werden.
* 7. August 1862 in Stürzikon ZH, † 18. Februar 1924 Clavadel GR. Erzähler. Bosshart erhielt am 14. April 6000 Franken für seinen Roman Ein Rufer in der Wüste Bosshart dankte an Ostern 1922: Brauche ich Ihnen zu sagen, dass Sie mir mit der Verleihung des Preises, der den Namen des von mir tief verehrten Gottfried Keller trägt, eine grosse Osterfreude bereitet haben? Empfangen Sie meinen herzlichen Dank für die mir zu Teil gewordene Ehrung! Ich nehme sie nicht für mich persönlich in Anspruch, sondern für das, was ich in meinem Roman bekannt und erstrebt habe und was vielen andern Suchenden in dieser wirren Zeit vorschwebt. Die ideelle Seite des Preises ist mir denn auch viel wertvoller als die klingende. Es entbehrt ja nicht der Ironie, dass dasjenige von meinen Büchern, in dem ich mich am deutlichsten gegen die Überschätzung der materiellen Güter ausgesprochen habe, gerade das ist, das mir von diesen Gütern am meisten bringt. Aber es ist mit den Preisen wie mit den Menschen, sie bestehen unzertrennlich aus Seele und Leib, jedoch die eigentliche Wirkung geht von der ersteren aus. So wird die von Ihnen ausgesprochene, weithin hörbare Anerkennung meinem Buch und dem, was es vertritt, den Weg zu den Menschen in unvergleichlicher Weise bahnen und wenn es das Volk, das es sucht, findet, so wird das zum guten Teil Ihr Verdienst sein. So will ich denn dankbar die Reihe Ihrer Preisgekrönten eröffnen, und ich spreche die Hoffnung aus, es werde noch mancher Schweizer Dichter aus der Martin-Bodmer Stiftung Ermutigung und Antrieb zum Schaffen empfangen, wie ich sie jetzt empfing, und die Stiftung werde für unser Geistesleben und für unsere liebe Schweizerheimat ein immer spürbarer Segen werden.
Mit der Ehrung von Vivre près des tilleuls, dem gemeinschaftlich verfassten Roman von AJAR (Association de jeunes auteur(e)s romandes et romands), will die Jury eine originelle Vorgehensweise auszeichnen:
Am Anfang stand die Idee im Raum, gemeinsam einen Roman in einer Nacht zu schreiben. Zunächst wurde mit Esther Montandon (1923-1998) eine Autorin erfunden und mit einer Biographie versehen. Schliesslich suchte sich AJAR ein Thema aus, das möglichst weit von der eigenen Realität entfernt war: die Geschichte vom Verlust eines Kindes, angesiedelt in den 60er-Jahren, als noch kein Mitglied des Kollektivs geboren war.
Ziel war es, die durchlässigen Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fiktion zu erkunden. So hat sich aus einem scherzhaften Gedanken eine Liebeserklärung an die Literatur entwickelt. Der entstandene Roman ist weit mehr als das zeittypische Spiel, im Kollektiv Texte zu verfassen: das zeigt die Begeisterung sowohl eines der grossen französischen Verlagshäuser als auch der Jury des Gottfried Keller-Preises. Diese möchte AJAR zu weiteren gemeinsamen literarischen Experimenten ermutigen.
(Isabelle Rüf)
Die Martin Bodmer Stiftung verlieh die Ehrengabe 2016 an AJAR am Samstag, 22. Oktober 2016 im Kulturhaus Helferei in Zürich in Anwesenheit der Preisträger und über 100 Gästen aus der ganzen Schweiz.
* 6. September 1954 in Neuenburg
Übersetzerin, Herausgeberin
Graf erhielt am 8. Mai 2010 8'000 Franken für ihr Engagement im Austausch schweizerischer Sprachregionen.
* 25. Juli 1938 in Zürich
Publizist Müller erhielt am 8. Mai 2010 8'000 Franken für sein Personenlexikon
«Gottfried Keller. Personenlexikon zu seinem Leben und Werk».
* in Genf Gründerin und Leiterin des Verlages «Éditions Zoé» Für ihr Engagement bei der Verbreitung der deutschschweizerischen Literatur in der Romandie.
* 21. Juni 1947 in Olten Schriftsteller, Herausgeber Für die Herausgeberschaft und Redaktion der Literaturzeitschrift «Drehpunkt».
* 14. November 1951 in Lausanne Schriftsteller, Herausgeber Für die Herausgeberschaft und Redaktion der Literaturzeitschrift «Drehpunkt».
* 22. April 1932 in Mülheim/Ruhr, † 29. März 2012 in Bergisch-Gladbach Publizist, Herausgeber Für die Wiederentdeckung und Edierung des Werkes Robert Walsers.
Anreisstext
* 9. April 1947 in Mailand Lyrikerin Für die Mittlertätigkeit zwischen der deutschen und der italienischen Literatur und für die Lyrik.
Hanspeter Marti-Weissenbach, * 8. Juni 1947 in Glarus Karin Marti-Weissenbach, * 30. Mai 1953 in Zürich Wissenschaftshistoriker & Historikerin Für Verdienste um die Stiftung für kulturwissenschaftliche Forschungen.
* 13. November 1919 in Huttwil BE, † 1. Dezember 2005 in Zürich Literaturwissenschaftler, Kritiker Für die langjährige Mitarbeit im Kuratorium des Gottfried Keller-Preises.
Doris Walser-Wilhelm, * 18. April 1934 in Zofingen Peter Walser-Wilhelm, * 7. April 1934 in Dietikon ZH Historikerin & Historiker Für die historisch-kritische Ausgabe der Korrespondenz Karl Viktor von Bonstettens und seines Kreises 1753-1832.
Unterstützung von Peter Wylers Theateradaption der «Toteninsel» von Gerhard Meier.
* 22. November 1952 in Sonneberg, Thüringen D Romanistin, Übersetzerin Für Übersetzungen aus dem Katalanischen.
* 29. Dezember 1944 in Waldkirch D, † 4. Mai 1999 in Les Clées VD Übersetzer, Erzähler, Dramatiker Für Übersetzungen deutschsprachiger Werke ins Französische und für Vermittlung
von Deutschschweizer Literatur in die Westschweiz.
* 5. Oktober 1920 in Dresden, † 10. November 2002 in Zürich Rezitator, Schauspieler, Regisseur Für Vermittlung von guter Literatur an breite Volkskreise und für Lesungen aus dem Grünen Heinrich.
* 2. September 1936 in Flums SG Mundartschriftsteller Für Mundarterzählungen S‘Poppefraueli (Aarau 1988).
* 30. Dezember 1937 in Lugano Schriftstellerin Für das literarische Schaffen.
* 6. Mai 1945 in Kilchberg ZH
Journalist, Literaturhistoriker Für Verdienste um Wiederbelebung vergessener Schweizer Literatur.
* 25. Mai 1921 in Airolo TI, † 10. November 2013 in Bellinzona TI Schriftsteller Für das dichterische Werk und für Goetheübersetzungen.
* 26. September 1935 in Zürich, † 30. Juli 1995 in Kilchberg ZH Gymnasiallehrer Für Verdienste um ein Mittelschülertheater in Zürich.
* 22. Juni 1929 in Zürich, † 13. September 2011 in Zürich Literaturkritikerin Für die Mittlertätigkeit zwischen Italien und dem deutschen Sprachgebiet.
* 3. November 1930 in Flawil SG, † 9. Dezember 2007 in Bern Literaturwissenschaftler Für Arbeiten über das Einsiedler Theater und zum Dank für die Leitung der Bibliotheca Bodmeriana.
* 30. Januar 1907 in Zürich, † 21. Mai 1992 in Zürich Schriftsteller, Journalist Für die Übersetzertätigkeit, die Beschäftigung mit Übersetzungsproblemen und mit dem frühen Film.
* 2. Februar 1900 in Zürich, † 6. September 1984 in Erlenbach ZH Diplomlandwirt, politischer Publizist Für mutige journalistische Tätigkeit, charaktervolle Haltung in schwierigen Situationen.
* 2. März 1910 in Zürich, † 20. März 1993 in Zürich Erzähler, Lyriker, Herausgeber Für das schriftstellerische Werk und für die Herausgabe von Werken Gottfried Kellers.
* 9. Oktober 1927 in Winterthur Schriftstellerin Für das lyrische Werk.
* 29. August 1928 in Solothurn, † 21.9.2018 in Zollikon Dramatiker, Erzähler, Lyriker Finanzielle Beteiligung an einem Werkauftrag für zwei Monodramen (Theater Heddy Maria Wettstein).
* 2. April 1906 in Basel, † 25. November 1996 in Zürich Schriftsteller und Literaturhistoriker Für das kulturhistorische Werk.
* 1. Juni 1899 in Minusio TI, † 5. Juni 1984 in Minusio TI Kunsthistoriker, Übersetzer Für das schriftstellerische und kunsthistorische Werk.
* 4. August 1932 in Zürich Literaturwissenschaftlerin, Übersetzerin Für die geisteswissenschaftliche Tätigkeit.
* 22. Dezember 1929 in Zürich, † 18. August 2009 in Zürich Erzähler Würdigung der schriftstellerischen und journalistischen Tätigkeit.
Beitrag an die Druckkosten.
* 17. September 1890 in Biel BE, † 14. Juni 1970 in Bad Nauheim Pädagoge, Schriftsteller
Finanzielle Unterstützung.
* 31. Oktober 1873 in Weimar, † 7. Juni 1965 in Starnberg D Kunstkritiker Für die Tätigkeit als Schriftsteller und Forscher und für die enge geistige Verbundenheit mit der Schweiz.
* 4. August 1880 in München, † 5. April 1952 in Basel Erzähler, Dramatiker Anerkennung der hohen literarischen Verdienste.
* 1. Mai 1881 in Karlsruhe, † 25. November 1958 in Überlingen D Kulturphilosoph Zum 70. Geburtstag für Leistungen auf kultur- und religionswissenschaftlichem Gebiet.
Für dringende Investitionen.
* 7. März 1919 Unteriberg SZ, † 9. Juli 2003 in Adliswil, ZH Schriftsteller, Drehbuchautor Aufmunterung für die dichterische Arbeit
* 7. März 1919 Unteriberg SZ, † 9. Juli 2003 in Adliswil, ZH Schriftsteller, Drehbuchautor Für die schriftstellerische Arbeit.
* 2. Februar 1903 in Ronchi I, † 23. Oktober 1967 in Münsterlingen TG Schriftsteller Anerkennung des dichterischen Schaffens.
* 30. September 1908 in Ostrowo/Posen PL, † 29. Januar 1984 in Bern Erzähler, Übersetzer Anerkennung des Schaffens.
* 6. September 1885 in Wien, † 5. Januar 1969 in Wien Dramatiker, Erzähler, Lyriker Anerkennung des dichterischen Schaffens.
Unterstützung für Mitglieder in schwierigen Verhältnissen: Alfred Kerr (* 25. Dezember 1867 in Breslau, † 12.Oktober 1948 in Hamburg, Theaterkritiker, Schriftsteller) Hermann Ould (* 1885 in London, † 21. September 1951 in St. John’s Gardens GB, Dramatiker, Lyriker).
* 11. September 1873 in Gross-Pawlowitz/Mähren CZ, † 1. April 1959 in Sierre VS Essayist Anerkennung des dichterischen Schaffens.
* 16. Dezember 1897 in Rapperswil, † 17. Juli 1966 in Zürich Literaturwissenschaftler Herausgabe der Werke Gottfried Kellers.
* 24. August 1891 in Paris, † 19. März 1974 in Genf Herausgeber, Übersetzer; militanter Pazifist Herausgabe der Conversations avec Goethe von Frédéric Soret (Paris 1932).
* 20. November 1885 in Zürich, † 4. September 1955 in Zürich Literaturkritiker, Feuilletonredaktor NZZ Verdienste um den Gottfried Keller-Preis; zum bevorstehenden 60. Geburtstag.
* 29. November 1910 in Emden/Ostfriesland, † 10. August 1989 in Genf Journalist, Schriftsteller Für die schriftstellerischen Leistungen.
* 25. November 1878 in Magdeburg, † 4. Juni 1945 auf dem Monte Verità, Ascona TI Dramatiker, Lyriker, Erzähler Anerkennung der Verdienste um das deutsche Drama und Förderung des weiteren Schaffens.
(nicht dokumentiert)
Beitrag z.H. von Theophil Spoerri (* 10. Juni 1890 in La Chaux de Fonds, † 24. Dezember 1974 in Caux sur Montreux, Romanist, Literaturtheoretiker).
* 11.Oktober 1887 in Arras F, † 8. Januar 1976 in Paris Lyriker, Erzähler Für die Lyrik; Vermittler des «esprit latin».
* 15. August 1863 in Pisa, † 9. Dezember 1943 in Genf Rätoromanischer Schriftsteller
* 12. Dezember 1908 in Boulogne F, † 27. Februar 1998 in Amiens F Germanist, Übersetzer, Mitglied der Résistance Für die Übersetzung von Gottfried Kellers Landvogt von Greifensee ins Französische.
Finanzielle Unterstützung in einer Notlage.
Spende an das «Initiativkomittee zur Verhütung einer zwangsweisen Liquidation des Lesezirkels Hottingen».
* 8. April 1868 in Zugut bei Trachselwald BE, † 8. Januar 1943 in Lützelflüh BE Dialektschriftsteller Für die Mundartdichtungen.
* 8. September 1906 in Couvet NE, † 6. Dezember 1985 in Genf Philosoph, Schriftsteller Für die Essays.
* 26. Juli 1908 in Tamins GR, † 26. September 2000 in Teufen AR Historiker, Schriftsteller Für die Glarner Dichtungen.
* 22. Oktober 1910 in St. Martin VS, † 11. Februar 2001 in Sitten Schriftsteller Für die Erzählungen.
*14. Juni 1889 in Winterthur, † 26. März 1958 in Zürich Literaturwissenschaftler, Essayist Spesenvergütung.
Beitrag für Mietkosten.
* 27. Mai 1881 in Crossen/Oder, † 23. März 1969 in Astano/TI Lyriker, Epiker, Kulturphilosoph Finanzielle Unterstützung in einer Notlage; für Leistungen als Denker und Dichter.
Beitrag.
* 10. Juli 1890 in Freiburg im Breisgau, 29. Mai 1945 aus der Schweiz ausgewiesen Journalist Finanzielle Unterstützung in einer Notlage.
* 15. April 1878 in Biel BE, † 25. Dezember 1956 in Herisau AR Lyriker, Erzähler Finanzielle Unterstützung.
* 29. März 1893 in Zürich, † 6. Januar 1970 in Losone TI Jurist, Philosoph Für das philosophisch-dichterische Werk.
* 13. September 1898 in Thörigen BE, † 7. April 1988 in Neuenburg Literaturwissenschaftler Für die Monographie Der ewige Gotthelf (Erlenbach-Zürich, Leipzig 1934).
* 20. November 1885 in Zürich, † 4. September 1955 in Zürich Literaturkritiker, Feuilletonredaktor NZZ Für seine Verdienste um das schweizerische Schrifttum und zum 50. Geburtstag (20.11.1935).
* 31. Juli 1882 in Basel, † 4. Oktober 1969 in Basel Erzähler, Dramatiker Spende für einen unbekannten, in finanzielle Not geratenen Schriftsteller.
* 18. Juli 1864 in Braunschweig, † 17. November 1947 in Schönberg/Taunus Erzählerin, Lyrikerin, Dramatikerin Unterstützungsbeitrag.
Spesenvergütung.
* 14.Dezember 1884 in St. Gallen, † 6. Januar 1961 in Ebersberg/Oberbayern Erzählerin, Lyrikerin Anteil «Spende der Schweizerfreunde».
* 10. Mai 1889 in Cernier NE, † 18. Februar 1952 in La Chaux-de-Fonds Schriftsteller Übersetzung des Grünen Heinrich von Gottfried Keller ins Französische
(Henri le Vert, 2 tomes, Lausanne [1932-]1933).
* 9. Juni 1877 in Königsberg, † 10. Januar 1945 in Trins, Tirol Lyriker, Erzähler, Übersetzer Für einen Aufsatz über Josef Nadler.
* 6. Mai 1899 in Zürich, † 9. November 1965 in Duisburg Kunsthistoriker Für die Biographie über Toulouse-Lautrec (Berlin 1929).
* 7. Juli 1879 in Buch am Ahorn, Baden, † 3. Februar 1948 in Rüschlikon ZH Biologe, Maler, Erzähler Für seine naturwissenschaftlichen Skizzen.
* 15. August 1892 in Wien, † 9. Februar 1966 in Genf Literaturwissenschaftler Honorar.
* 20. November 1885 in Zürich, † 4. September 1955 in Zürich Literaturkritiker, Feuilletonredaktor NZZ Für die Herausgabe von Geisteserbe der Schweiz (Erlenbach, Zürich 1929).
* 31. Juli 1882 in Basel, † 4. Oktober 1969 in Basel Erzähler, Dramatiker Spesenvergütung für eine Reise nach Skandinavien.
* 16. Januar 1871 in Basel, † 7. April 1953 in Uerikon ZH Lyriker, Erzähler, Dramatiker Spesenvergütung für eine Spanienreise.
* 29. August 1891 in Nürnberg, † 30. Oktober 1929 in Davos Journalist, Dramatiker, Erzähler Für sein Schaffen.
* 15. August 1882 in Neuenburg, † 20. Oktober 1958 in Enges NE Professor für französische Literatur, Schriftsteller Für Artikel über Charles Ferdinand Ramuz.
* 8. April 1898 in Wädenswil ZH, † 22. Juni 1982 in Zürich Verleger und Herausgeber der «Manesse Bibliothek der Weltliteratur» Für seine Dissertation Jean-Paul. Das Werden seiner geistigen Gestalt (Zürich, Leipzig)
* 10. April 1883 in Zürich, † 18. September 1972 in Zollikon ZH Schriftsteller, Literaturwissenschaftler Beitrag an die Aufführung von Opferspiel (Zürich 1925).
* 20. April 1887 in Bern, † 8. Januar 1967 in Ermatingen TG Altphilologe Beitrag.
* 18. Juli 1864 in Braunschweig, † 17. November 1947 in Schönberg/Taunus Erzählerin, Lyrikerin, Dramatikerin Zum 60. Geburtstag.
* 10. März 1898 in Hamburg, † 6. Februar 1972 in Riehen BS Schriftsteller, Dozent für Kunstgeschichte Für das unveröffentlichte Drama Gerhard.
* 5. Dezember 1883 in Hannover, † 23. September 1972 in Ludwigsburg D Germanist Für seine Ausgabe der Jean-Paul-Briefe (1922-1926).
* 10. Mai 1885 in Koblenz, † 28. November 1970 in Diez bei Limburg D Dramatiker, Romancier Für sein Schaffen.
* 27. Februar 1894 in Zürich, † 31. Januar 1975 in Zürich Erzähler Für seinen unveröffentlichten «Unsereiner».
Die Martin Bodmer-Stiftung vergibt alle zwei bis drei Jahre einen «Gottfried Keller-Preis» an einen Autor oder eine Autorin, sei es für ein einzelnes Werk, sei es für ein gesamtes Oeuvre. Hauptkriterium ist die literarische Qualität. Zweck der Stiftung ist die Anerkennung und Förderung schweizerischer Autoren und Autorinnen. Es können auch Schaffende anderer Nationen bedacht werden, wenn ihr Werk in der Schweiz entstanden ist oder zur Schweiz in einer Beziehung steht. In der Regel spricht die Stiftung auch Ehrengaben. Diese sind als Anerkennung für einzelne Werke gedacht, für Mittlertätigkeit oder sonstige Leistungen im Dienste der Literatur (z.B. Übersetzungen, Herausgaben, wissenschaftliche Arbeiten usw.).
Die Initiative zur Verleihung des Gottfried Keller-Preises wurde von Martin Bodmer und Eduard Korrodi zum
100. Geburtstag von Gottfried Keller, dem 19. Juli 1919, ins Leben gerufen. Die Gründung der "Martin Bodmer-Stiftung für einen Gottfried Keller-Preis" erfolgte zwei Jahre später, am 19. Juli 1921. Die Gründer waren der 22-jährige Martin Bodmer (1899-1971); Robert Faesi (1883-1972), Literaturwissenschaftler und Schriftsteller; Eduard Korrodi (1885-1955), Ressortchef beim Feuilleton der Neuen Zürcher Zeitung; Max Rychner (1897- 1965), Essayist und Literaturkritiker.
Eduard Korrodi initiierte den Preis, während Robert Faesi, der dem Kuratorium bis 1969 angehörte, als dessen «Graue Eminenz» wirkte. Ausser Max Rychner blieben die Genannten dem Preis über Jahrzehnte verbunden.
Die durchweg lange Mitgliedschaft im Kuratorium (Martin Bodmer 50 Jahre; Robert Faesi 48 Jahre; Werner Weber 44 Jahre; Max Wehrli 42 Jahre; Carl J. Burckhardt 37 Jahre; Daniel Bodmer 35 Jahre; Eduard Korrodi 34 Jahre) garantierte Kontinuität und liess den Preis in Krisenzeiten, wie jene zwischen 1933 und 1945, in erstaunlicher Stabilität überstehen.
Die Initiatoren verbanden mit dem Preis einen hohen Anspruch. «Einen Einzigen verehren und dies nur in massvollen Abständen [...] sein [des Preises] tieferer und innerer Gewinn soll vor allem in der Seltenheit und Auslese liegen, womit er bewusst der Breitentendenz unserer nivellierenden Zeit entgegen tritt.»
«Zweck der Stiftung ist die Anerkennung und Förderung schweizerischer Dichter und Schriftsteller für Schöpfungen, die sich durch künstlerische Form und geistigen Inhalt auszeichnen und der Ausdruck eines neuen zielsuchenden Willens sind. Auch Dichter und Schriftsteller anderer Nationen können bedacht werden, wenn sich in ihren Werken eine schöpferische Gemeinschaft mit dem schweizerischen Geistesleben erkennen lässt.»
Dem Kuratorium gehören derzeit an:
Thomas Bodmer, Präsident des Stiftungsrates
Ursina Schneider-Bodmer
Evelyn S. Braun
Die Jury setzt sich aktuell zusammen aus:
Ursula Amrein
Vanni Bianconi
Ivan Farron
Stefan Zweifel
Zum 100. Geburtstag von Gottfried Keller, dem 19. Juli 1919, haben Martin Bodmer und Eduard Korrodi die Initiative zur Verleihung des Gottfried Keller-Preises ins Leben gerufen. Zwei Jahre später, am 19. Juli 1921, gründeten der 22-jährige Martin Bodmer (1899-1971), der Literaturwissenschaftler und Schriftsteller Robert Faesi (1883-1972), der Ressortchef beim Feuilleton der Neuen Zürcher Zeitung Eduard Korrodi (1885-1955) und der Essayist und Literaturkritiker Max Rychner (1897-1965) die "Martin Bodmer-Stiftung für einen Gottfried Keller-Preis".
Martin Bodmer brachte noch kurz vor seinem Tod die umfangreiche Sammlung seiner «Bibliothek der Weltliteratur» in eine Stiftung ein und bestimmte seinen Sohn Daniel zum Nachfolger für die Präsidien der Bibliotheca Bodmeriana in Genf und des Gottfried Keller-Preises. Daniel Bodmer hatte im Kuratorium des Preises seit 1959 Einsitz. 1994 verschied er ganz unerwartet an einem Herzversagen. Gemäss Statuten muss immer mindestens ein Familienmitglied im Kuratorium vertreten sein. Zu Beginn des Jahres 1995 wurden die älteste Tochter Daniel Bodmers, Ursina Schneider-Bodmer, und sein Sohn, Thomas Bodmer, ins Kuratorium aufgenommen. Ursina verwaltet seither die Finanzen, Thomas übernahm das Präsidium.
Die Initiatoren verbanden mit dem Preis einen hohen Anspruch. «Einen Einzigen verehren und dies nur in massvollen Abständen [...] sein [des Preises] tieferer und innerer Gewinn soll vor allem in der Seltenheit und Auslese liegen, womit er bewusst der Breitentendenz unserer nivellierenden Zeit entgegen tritt.» So heisst es im ersten Jahresbericht (1922). Und: «Wir aber wollen jene Exklusivität, die in der Ursprungsbedeutung des Wortes aristokratisch ist - wir wollen das Beste, das Erprobte und Bewährte». Diese Haltung hat dem Preis gelegentlich auch Kritik eingebracht: Vor allem die Tagespresse erhob schon 1925 anlässlich der Preisverleihung an Heinrich Federer den Vorwurf, dass der Preis stets nur das bewährte Alte auf den Schild hebe und dem Ziel der Stiftung, nämlich Neues zu fördern, nicht gerecht werde. Man warf den Kuratoren eine konservative, ja reaktionäre Haltung vor. Davon liess sich das Kuratorium allerdings nicht beirren. Noch 40 Jahre später schrieb Bodmer dem Preisträger von 1965, Meinrad Inglin: «Es ist ja nie ihr [der Stiftung] Ehrgeiz, Talente zu entdecken, nicht ihr Ziel, einen Sensationsrummel auszulösen, wie er immer wieder vorkommt, sondern zu ehren, was sich in der Zeit bewährt.» Rückblickend kam dennoch eine erstaunlich vielseitige Versammlung an Autoren und Autorinnen zustande, vgl. Liste aller Gaben.
Der Preis hätte auch nach Conrad Ferdinand Meyer benannt werden können, diesem zweiten grossen Schweizer Dichter des 19. Jahrhunderts. Zum einen nämlich bestanden, allerdings entfernte, familiäre Bande zwischen den Familien Bodmer und Meyer, zum anderen war Bodmer Meyer geistig in besonderem Masse zugetan.
Korrodi aber hielt Keller für politischer als Meyer und daher schweizerischer, nationaler, und für eine überregionale «Preis-Patronanz» besser geeignet. Bodmer griff diesen Gedanke auf und dehnte ihn noch weiter aus: «Der Preis will im Kellerschen Sinne mithelfen, das alte Erbgut des Landes zu wahren und zu fördern, dass es immer wieder lebe und fortlebe. Er [der Preis] soll über das Eigene und Begrenzte hinaus Vermittler sein mit dem grossen Brudergeist des Auslandes.» Auszug aus dem 10. Jahrebericht (1931).
Im Zusammenhang mit der Wirkung des Preises darf die finanzielle Situation anfangs der 20er Jahren nicht ausser acht gelassen werden. Der Gottfried Keller-Preis war damals mit seinem Stiftungsvermögen von CHF 100'000.- und einer Preissumme von CHF 6'000.- der bestdotierte Preis des deutschen Sprachgebietes.
Das Kuratorium freute sich mit den ersten beiden Preisen (an Bosshard und Federer) über den gelungenen Start. Doch bereits im fünften Preisjahr sah sich die Stiftung mit Fragen konfrontiert, die, wenn auch in abgeschwächter Form, bis heute aktuell sind. Einerseits war der geeignete Vergaberhythmus zu finden, andererseits waren die statutarischen Vorgaben zu interpretieren, die für die Wahl eines Preisträgers massgebend sind.
Bodmer stellte bald fest, dass zu grosse Zeitspannen bei der Vergabe den Preis in Vergessenheit geraten liessen und daher dessen Wirkung schmälerten. Aber «die Zeitspanne darf nicht das Thema sein - es kommt alleine auf das Werk an - Wenn es nur käme!» (5. Jahresbericht, 1926). Es kam 1927: Der dritte Preis ging an Charles Ferdinand Ramuz und damit erstmalig in die Romandie. Dann folgte eine Wahl über die Landesgrenzen hinaus. Mit der Erkürung des Deutschen Josef Nadler (1929) musste Bodmer aber auch offen zugegeben, dass man «mit dem eigenen Lande nichts mehr anfangen könne». Diese Tatsache wurde nicht etwa begründet durch das Fehlen einer preiswürdigen Schweizer Literatur. Vielmehr wollte man den Preis noch in einem frühen Stadium vor «gewohnheitsmässiger Lokalisierung - im örtlichen wie im sachlichen Sinn - bewahren». (Auszüge aus dem 8. Jahresbericht 1929).
Die Zeit von 1933 bis 1945
Seit dem 30. Januar 1933 galt es plötzlich, politische Überlegungen in die Entscheidungsprozesse mit einzubeziehen, obwohl man dies mit grossem Widerwillen tat. Bodmer merkte in seinem Bericht von 1934 an, dass es vielleicht geboten sei, die heimatlichen Grenzen bei der nächsten Preisfrage nicht zu verlassen, «um den freien Geist zu ehren. Doch wer spottete der Grenzen, wenn nicht der Geist! Ihm und ihm allein zu huldigen ist unsere vornehmste Pflicht».
So kam es 1935, dass Bodmer, der sonst in jedem Moment zur Vorsicht mahnte, den badischen Dichter Emil Strauss (1866 – 1960) für einen Preis vorschlug. Als dieser dann anlässlich seines 70. Geburtstags im Deutschland der Nationalsozialisten gefeiert wurde, liess das Kuratorium von Strauss ab und vertagte die Wahl eines neuen Preisträgers auf das Frühjahr 1936.
Nach der Kontroverse um Strauss einigte man sich aber im Frühling 1936 rasch und einstimmig auf Hermann Hesse. Erstmals seit vielen Jahren blieb der Preis in der Schweiz. Bodmer betonte, dass dies nicht Zeitgeist sei, sondern Bedürfnis, auch im Wissen darum, dass Hesse aus Deutschland herüberkam (sinngemäss aus dem Brief Bodmers an Hesse).
Die Wahl Ernst Gagliardis stand ganz im Zeichen der Geistigen Landesverteidigung. 1938 erhielt der Historiker den achten Preis der Stiftung. Bodmer beantwortete in seinem Jahresbericht sofort die selbstgestellte Frage, warum wohl ein Historiker zu einem Literaturpreis komme, es sollte ja die dichterische Leistung für die Stiftung an erster Stelle stehen. «Doch der Zeitgeist – oder wie man ihn nennen will – ist ihr [der dichterischen Leistung] offenbar nicht gewogen. Im ganzen Volk ist das Bedürfnis nach nationaler Verbundenheit erwacht, und diese findet ihren sichtbaren Mittelpunkt im Denkmal der Geschichte.» Im Jahr 1940, der Blitzkrieg näherte sich seinem Höhepunkt, verschrieb sich die Stiftung vollends der sich selbst behauptenden Schweiz. So erhielt die eben gegründete «Tornisterbibliothek für den Schweizersoldaten» eine Unterstützung. Weiter wurden vier Ehrengaben gesprochen: dem bernischen Mundarterzähler Simon Gfeller, dem vaterländischen Geschichtsschreiber und Glarner Dichter Georg Thürer, dem Walliser Erzähler Maurice Zermatten und dem Neuenburger Essayisten Denis de Rougemont. Auch 1942 kam es auf Anraten Robert Faesis zu keiner Preisvergabe. Martin Bodmer hätte den Preis gerne Ernst Jünger verliehen, aber die Bedenken gegen eine Vergabe ins deutsche Reich und die damit verbundene Absage ans lokale Schaffen waren zu gross. Vielleicht ist es aus dieser Pattsituation heraus zu verstehen, dass der Preisträger von 1943 im eigenen Rat gefunden wurde: Robert Faesi erhielt den neunten Gottfried Keller-Preis anlässlich seines 60. Geburtstages. Im Preisjahr 1945 wurden die zur Verfügung stehenden Finanzen fast gänzlich für eine Gabe an Korrodi verwendet. Die eigentliche Kriegszeit brachte demnach zwei Preisträger hervor, die beide im Kuratorium Einsitz hatten.
Die Stürme des Weltkrieges konnten dem Preis nichts anhaben, wie Bodmer dies 1939 berechtigterweise befürchtet hatte. Dennoch, Vorsicht schien geboten, und so stand die Wahl von 1947, als Fritz Ernst den zehnten Gottfried Keller-Preis erhielt, noch ganz im Zeichen bewährter Werte. 1954 erhielt der Basler Historiker Werner Kaegi den dreizehnten Gottfried Keller-Preis. Diese Wahl stand bereits zwei Jahre vorher fest. Man einigte sich anlässlich der Vergabe an von Le Fort (1952) auf Kaegi. Max Rychner, der 28 Jahre zuvor aus dem Preis-Kuratorium ausgetreten war, wurde 1956 zum vierzehnten und jüngsten Preisträger erkoren.
Es brauchte eine dreijährigen Pause, bis 1959 das zur Verfügung stehende Kapital wieder gross genug war, um einen Preis zu vergeben. Diskutiert wurden Namen wie Meinrad Inglin, Kurt Guggenheim, Cécile Lauber, Franz Fassbind, Max Frisch, Friedrich Dürrenmatt, Max Mell und Emil Staiger. Schliesslich einigten sich die Kuratoren auf Maurice Zermatten. 1962 erhielt Emil Staiger den sechzehnten Preis der Stiftung.
Die 50er Jahre waren von einem Umbruch geprägt. 1954 starb Korrodi, dem mit Werner Weber der Vertreter einer neuen, jungen Generation im Stiftungsrat nachfolgte. Martin Bodmer nahm 1959 seinen Sohn Daniel in das Gremium auf, damit dieser sich auf eine Übernahme des Präsidiums vorbereiten konnte. Die letzte Stiftungsratssitzung, an der Martin Bodmer teilnahm und die 1969 zur Ehrung von Golo Mann führte, fand erstmals in der Geschichte des Preises nicht in Zürich, sondern in Genf statt. Der Stifter hatte das Kuratorium gebeten, ihm die Reise nach Zürich zu ersparen – er war bereits schwer an Krebs erkrankt.
Bodmers Sohn Daniel war sich der Traditionen wohl bewusst, doch gestaltete er den Preis sofort nach eigenen Ideen. Er institutionalisierte eine offizielle Preisübergabe, die anlässlich eines Essens stattfand, und führte die Ehrengaben und die Verlesung von Laudationes ein. Bisher waren die Preisträger schriftlich über die Ehrung informiert worden, unter Beilage eines Schecks, und nur in den Jahren von Jubiläen gab es Festakte.
Noch im Todesjahr Martin Bodmers, 1971, wurde der zwanzigste Gottfried Keller-Preis, in seinem 50. Jahr, an Marcel Raymond vergeben. 1973 ging der 21. Preis der Stiftung an Ignazio Silone. Damit kam erstmals ein italienischsprachiger Preisträger zum Zuge. Silone hatte viele Jahre in der Schweiz gelebt, und seine ersten Werke erschienen in deutscher Sprache in Zürich. Kurz vor Weihnachten 1975 feierte man die Verleihung des 22. Preises, der an Hans Urs von Balthasar ging. Zu den Höhepunkten in der Geschichte des Preises zählt sicherlich die Wahl Elias Canettis zum 23. Gottfried Keller-Preisträger. 1977 wurde er als “Geist von europäischem Rang und von grösster Ausstrahlung“ (Bodmer an Canetti) geehrt. Der Nobelpreisträger von 1981 hielt eine längere Rede, deren Manuskript heute im Archiv vorhanden ist und sicherlich eines der schönsten Stücke der Handschriftensammlung des Preises darstellt. 1983 verliess der Preis wieder einmal die Schweiz und ging nach Süddeutschland zu Hermann Lenz. Nach Canetti konnte man in regelmässigen Abständen von zwei Jahren vier Preise vergeben: 1979 an das Kuratoriumsmitglied Max Wehrli, 1981 an Philippe Jaccottet, 1983 an Hermann Lenz, 1985 schliesslich an Herbert Lüthy und 1989 an Jacques Mercanton. 1991 wollte das Kuratorium dem Jubeljahr der Eidgenossenschaft mit der Wahl einer gewichtigen Geistesgrösse gerecht werden. Man entschied sich für Erika Burkart, die damit nach Gertrud von Le Fort (1952) als zweite Frau Trägerin des Gottfried Keller-Preises wurde.
Durch den plötzlichen Tod Daniel Bodmers im Oktober 1994 wurden Ursina Schneider-Bodmer und Thomas Bodmer unvermutet und unvorbereitet mit der Leitung des Preises betraut, kurz nachdem Gerhard Meier im November desselben Jahres den Keller-Preis zugesprochen erhielt.
Das Kuratorium bestimmte 1997 den Tessiner Schriftsteller Giovanni Orelli zum 31. Träger des Keller-Preises. 1999 erkor das Kuratorium Peter Bichsel zum 32. Gottfried Keller-Preisträger. 2001 entschied sich das Kuratorium für eine Preisvergabe an Agota Kristof. Es folgten Klaus Merz 2004, Fabio Pusterla 2007 und Gerold Späth 2010. 2014 wurde nicht eine Autorin oder ein Autor ausgezeichnet, sondern das Autorenkollektiv «Bern ist überall» geehrt. Diese Preisvergabe wurde erstmals in der Geschichte des Preises öffentlich gefeiert und zwar am 17. Januar 2014 im Literaturhaus Zürich. Im Lauf der Geschichte wurden über 80 Ehrengaben für literarische Leistungen vergeben.
Sämtliche Akten des Gottfried Keller-Preis-Archivs der Jahre 1921 bis 2007 befinden sich in der Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich.
Zur Geschichte des Gottfried Keller-Preises siehe:
Thomas Bodmer, Der Sammler und die Seinigen.
Martin Bodmer (1899-1971) und der Gottfried Keller-Preis, Zürich 2010 (NZZ libro)
http://www.nzz-libro.ch/der-sammler-und-die-seinigen.html
2016 hat der Stiftungrat entschieden, dass sich die Martin Bodmer Stiftung künftig auch für die Förderung von Nachwuchsautoren einsetzen soll - falls möglich unter Einbezug von aktuellen - oder auch ehemaligen - Empfängern des Gottfried-Keller Preises.
Bisher wurden zwei Projekte unterstützt: "JULL - Junges Literaturlabor" und die 2. Erzählsoirée am Gymnasium Rämibühl.
Am 22. Oktober 2016 wurde der Gottfried Keller Preis 2016 an den Lyriker Pietro de Marchi sowie eine Ehrengabe an das Autorenkollektiv AJAR verliehen. Im Nachgang zur Feier hat der Stiftungsrat die beiden Preisträger angefragt, ob sie bereit wären, im Rahmen einer Jugendliteraturförderung einen Schreibworkshop mit Jugendlichen aus Zürich durchzuführen, wohlgemerkt in italienischer und französischer Sprache.
Die Idee entstammte der Lektüre einer Zeitungsreportage über das Junge Literaturlabor in Zürich (JULL) und der Absicht, inskünftig auch die Jugendliteratur mittels gezielter Projekte zu fördern.
Sowohl Pietro de Marchi wie auch die Mitglieder von AJAR haben sofort zugesagt und so wurden dann in den letzten Monaten diese Schreibateliers am JULL in alt ehrwürdiger Umgebung durchgeführt.
Anlässlich der Schlusslesung am 28. November 2017 haben die ins Projekt eingebundenen Schüler und Schülerinnen ihre Resultate präsentiert. Den Einstieg in den Abend machte Pietro de Marchi, indem er als «aperitivo» ein paar Häppchen aus seinem Gedichtband «La carta delle arance» servierte. Zur Hauptspeise präsentierten 5 Schüler aus dem Liceo artistico des Gymnasiums Freudenberg, selbst verfasste Gedichte in italienischer Sprache unter dem Titel «Attenti al ritmo». Besonders eindrücklich war das Gericht «Zurigo», indem die Gäste erfuhren, wie Jugendliche Zürich als Stadt und Lebensmittelpunkt sehen und erleben. Anschliessend haben die Schüler und Schülerinnen der Sekundarschule Kappeli Altstetten ihre französischen Texte präsentiert. In enger Zusammenarbeit mit den AJAR Mitgliedern Noémi Schaub, Lydia Schenk und Daniel Vuataz wurden Texte erarbeitet, die sich mit der Frage «was kommt nach dem Ende der Welt? »,auseinandersetzten. Auch für die 3 Mitglieder von AJAR war das Projekt eine Herausforderung, denn es galt, die gegenseitigen Sprachbarrieren zu überwinden und ein meist ungeliebtes Fach schmackhaft zu machen. Es sind sich sicher alle Anwesenden einig, dass die beiden Projekte ein voller Erfolg waren und einem weiteres solchen nichts im Wege steht.
Beim anschliessenden Apéritiv konnten die anwesenden Gäste die Texte und ihre Eindrücke Revue passieren lassen. Ein in jeder Hinsicht perfekter Anlass!
Am 1. November 2019 fand die 3. Erzählsoirée am Literargymnasium Rämibühl mit dem Thema «Zeitumstellung» statt. Das Stiftungsratsmitglied Ursina Schneider-Bodmer hat dabei wiederum Einsitz in die Jury genommen.
Zur Diskussion standen je 5 Texte in Deutsch und in Englisch oder Französisch. Nach kurzer Diskussion innerhalb der Jury war der erstplatzierte Text bei den fremdsprachigen Texten festgelegt. Es handelt sich dabei um den Text «Change», von Lilli Düvel aus der Klasse 3i. In ihrem Text beschreibt die junge Autorin eindrücklich die tiefgreifende Veränderung, die sie beim plötzlichen Verlust ihres Vaters erlebte. Der Text zeugt von einem reifen, ja fast weisen Blick auf das Leben, das rückwärts so anders ist als es sich vorwärts anfühlt. Ein entscheidender, alles verändernder Moment wird sprachlich berührend und genau erfasst.
Bei den deutschen Texten gewann wiederum Paula Scharrer mit ihrem Text «B-Seite». Eine amüsante Geschichte mit viel Fantasie und Witz. Ein langweiliges, monotones Leben ändert sich ganz plötzlich, indem die Protagonistin beschliesst, inskünftig einseitig durchs Leben zu gehen indem sie das linke Auge, das linke Nasenloch und das linke Ohr verschliesst. Sie empfindet dies als höchst befreiend, abwechslungsreich und spannend bis ein herannahendes Auto von links herkommend, dieses abrupt beendet. Auch in diesem Jahr war die Qualität der eingereichten Texte hoch. Die Schreibende hofft auch im kommenden Jahr auf gut geschriebene Texte. Ursina Schneider-Bodmer
Am 2. November 2018 fand die 2. Erzählsoirée am Literargymnasium Rämibühl statt. Das Stiftungsratsmitglied Ursina Schneider-Bodmer hat dabei Einsitz in die Jury genommen. Zur Auswahl standen je 5 Texte in Deutsch und in Englisch oder Französisch.
Nach kurzer Diskussion innerhalb der Jury war der erstplatzierte Text bei den fremdsprachigen Texten festgelegt. Es handelt sich dabei um den Text «La falaise» von Briseis Avezou-Besson. In ihrem Text beschreibt die junge Autorin mit grosser Raffinesse und Subtilität die Geschichte eines tragischen Verlustes. Bei den deutschen Texten gewann Paula Scharrer mit ihrem Text «Kurzstrecke». Eine amüsante Geschichte mit viel Fantasie und Witz, insbesondere der Dialog des Protagonisten mit dem Türknopf des Trams.
Die Erstplatzierten der deutsch- und fremdsprachigen Texte werden von der Martin-Bodmer-Stiftung an die Preisverleihung des Gottfried-Keller-Preises 2019 eingeladen und dürfen dort ihren Text vor einem grösseren Publikum nochmals vortragen.
www.literaturhaus.ch
www.literarischermonat.ch
www.jull.ch
Zur Feier des 200. Geburtstages von Gottfried Keller und dem 100. Jubiläum der Initiative zur Verleihung des Gottfried-Keller Preises, die zur Gründung der Martin Bodmer-Stiftung führte, stellt die Stiftung Wirken und Wirkung des Dichters ganz ins Zentrum ihrer Preisvergabe. Sie ehrt mit zwei Gottfried Keller-Preisen die Autoren Thomas Hürlimann und Adolf Muschg.
Thomas Hürlimann inszenierte Kellers Flucht vor den offiziellen Feierlichkeiten zu seinem 70. Geburtstag in seinem Stück Das Lied der Heimat (1998) und entfaltet in seinem letzten Roman Heimkehr zahlreiche Bezüge zu Kellers Roman Der grüne Heinrich, zudem legt er diesen Sommer sein Keller-Lesebuch im Fischer Verlag vor.
Adolf Muschg hat Keller mit seinem Theaterstück Kellers Abend (1975), das am Vorabend von Kellers Amtseinsetzung als Staatssschreiber spielt, und seiner 1977 erschienen Keller-Biografie ein Denkmal gesetzt. Seither kam er in verschiedenen Vorträgen und Auftritten, wie etwa im Literaturclub des SRF, auf dessen Wirken zurück. Mit seinem aktuellen Roman Heimkehr nach Fukushima erkundet er die sinnliche Dialektik von Eros und Thanatos im Schatten einer aktuellen Katastrophe.
Die Preisverleihung und ein Gespräch zwischen den Autoren über Gottfried Kellers Aktualität findet am Samstag, 7. September 2019 in Zürich statt.
Der Gottfried Keller-Preis
ist einer der angesehensten Literaturpreise der Schweiz. Zum 100. Geburtstag von Gottfried Keller 1919 wurde die Martin Bodmer-Stiftung initiiert. Seither verleiht diese alle zwei bis drei Jahre einen Gottfried Keller-Preis an Autoren oder Autorinnen. Die Stiftung vergibt auch Ehrengaben für besondere literarische Leistungen wie Übersetzungen, Herausgaben, wissenschaftliche Arbeiten usw. Zuletzt erhielten Pietro de Marchi im 2016 den Gottfried Keller-Preis und das Autorenkollektiv Ajar eine Ehrengabe .
Im Kuratorium des Gottfried Keller-Preises vertreten sind derzeit Thomas Bodmer (Präsident), Evelyn S. Braun und Ursina Schneider-Bodmer. Die Jury setzt sich zusammen aus Ursula Amrein, Vanni Bianconi, Ivan Farron und Stefan Zweifel.
Infos unter: www.gottfried-keller-preis.ch
Der Gottfried-Keller-Preis 2019 geht an Thomas Hürlimann.
Der Preis ist mit sFr. 25'000.- dotiert.
In seiner Rede „Gottfried Keller kommt nicht nach Hause“ konfrontierte Thomas Hürlimann 2017 Kellers vergeblichen Versuch, bei sich und zu Hause anzukommen, mit seiner eigenen Sicht des Ichs: Das ist stets im Fluss und der „Besoffenheit durch den Überfluss aus dem Unendlichen“ ausgesetzt und sprengt so den engen Kerker des cartesianischen Vernunft-Ichs im poetischen Überschwang. Diese Erfahrung sieht Hürlimann auch bei Keller am Werk, was ihn zu einem modernen Vorläufer von Kafkas K. macht: „Einem dozierenden Pferd, dem der Heimgeher auf der Brücke begegnet, „laufen im Mund sämtliche Widersprüche herum“. (…) On ne revient jamais. Wer über so eine Brücke geht, ist ein verfrühter K. Ein K. namens Keller. Er überquert zwar den Fluss, aber das andere Ufer erreicht er nicht.“
Hürlimanns pikaresker Roman Heimkehr kreist ebenfalls um eine Brücke, wo der Erzähler auf der Fahrt zu seinem Vater fast ums Leben kommt. Der Roman lotet im geografischen Dreieck Zürich-Sizilien-Berlin die metaphorische Spannkraft des Gummi aus, der das kapitalistische Imperium des Vaters des Erzählers Heinrich Übel begründet; dessen Initialen (HUE) verweisen genauso wie das Geburtsdatum 21.12.1950 auf den Autor „HUEerlimann“ selbst.
Die Sprache zerfällt dem Erzähler nicht mehr wie bei Hofmannsthals zu „modrigen Pilzen“, sondern wird gummiartig in Werbesprüchen zerdehnt, die die Vormacht von Clichés und Stereotypen auf spielerische und humoristische Weise verhöhnen. Andererseits überschattet der Produktionszwang, für das väterliche Unternehmen unter dem Druck des Kapitals Werbe-Slogans zu erfinden, seine Versuche, eine Autobiographie zu schreiben. Doch während in Zürich das Wirken der Künstler im Gummi der „Gesellschaft des Spektakels“ zur reinen Künstlichkeit verkommt, findet der Erzähler in Sizilien, wo der Gummi natürlich wächst, zurück in eine sinnliche Gegenwart.
Ein beinahe tödlicher Unfall wirft den Erzähler dabei auf die Bahn einer homerischen Odyssee, auf der er dank der heidnischen Kraft sizilianischer Mythen von seiner Kopfwunde geheilt wird, um ausgerechnet in der Wunde des geteilten Berlin zu sich selbst zu finden und als Erzähler zu auferstehen.
Der Gottfried-Keller-Preis 2019 geht an Adolf Muschg.
Im Nachhall seines Theaterstücks Kellers Abend vertiefte Adolf Muschg 1977 seine Auseinandersetzung mit seiner Keller-Biografie: Er spiegelte darin die Absenz des früh verstorbenen Vaters und das dominierende Bild der Mutter bei Keller im Nachgang einer eigenen Psychoanalyse als Trieb- und Treibkraft der Fantasie. Ihr ist es im Rahmen des literarischen Schaffens gegeben, das Manko in einen Überschuss des Kreativen zu verwandeln.
„Ein guter Freund“, so verriet Muschg kürzlich, „hat etwas maliziös bemerkt, meine Keller-Studie sei meine einzige Autobiografie … Wenn es so ist, dann habe ich ganz gewiss nichts davon gewusst, aber ebenso gewiss habe ich etwas davon gespürt beim Arbeiten.“
Max Frisch brachte damals die Provokation von Muschgs Studie in einem Artikel für den SPIEGEL auf den Punkt : „Also: Gottfried Keller auf der Couch. Dichtung als Trauerarbeit. Und sein Engagement als demokratischer Revolutionär, als Freischärler, als Patriot: Trauerarbeit auch das? Das passt nicht zu dem Keller-Bild, das als gesichert gilt, und schon gar nicht zu dem Denkmal, das eine helvetische Versicherungsgesellschaft grossherzig aufgestellt hat.“
Diesen Befund bestätigt heute Muschg mit seiner Aussage: „Martin Salander, ist das vernichtendste Buch über die Schweiz, das ich kenne. Martin Salander dokumentiert, was passiert, wenn das grosse Geld, die Spekulation und das Privatinteresse die Öffentlichkeit in Geiselhaft nehmen. Also etwa das, was bei uns passiert.“
Die Weltsicht des Protestantismus, die Muschgs Herkunft auszeichnet, weitet sich durch die Erfahrung des Shintoismus in Japan zu einem ganz eigenen Welt-Zugang. Das spiegelt auf eindrückliche Weise sein letzter Roman Heimkehr nach Fukushima: Im Schatten der atomaren Katastrophe von Fukushima zerfallen zunächst auch die Moleküle alter Partnerschaften. Doch im Zug einer burlesk geschilderten Zeugung neuen Lebens mitten in der verstrahlten Landschaft feiert der Roman die Kraft der Liebe und der Sprache.
Mit diesem Roman bestätigt Muschg den Auftrag der Dichtung, so wie er ihn in seiner Keller-Biografie auf den Punkt brachte: „Alle Dichtung, die wir bedeutend nennen, zieht ihre wahre Bedeutung aus dem Widerstand, den sie der Zeit, als ihr Genosse, geboten hat, und ihre Wahrhaftigkeit ist als der genaue Abstand zu beschreiben, den sie bewahrt zu allen Sprachen der Herrschaft und der Verfügbarkeit.“
08.09.2019 | Tages-Anzeiger online, tagesanzeiger.ch
Guido Kalberer Guido Kalberer @ tagesanzeiger
Thomas Hürlimann und Adolf Muschg erhielten am Samstag den Gottfried-Keller-Preis. Sie pflegen dessen literarisches Erbe.
Die beiden Preisträger: Thomas Hürlimann und Adolf Muschg.
Foto: Urs Flüeler/Gaëtan Bally
Am Samstagabend wurden gleich zwei Gottfried-Keller-Preise der Martin-Bodmer-Stiftung, dotiert mit je 25’000 Franken, verliehen. Thomas Bodmer, der Präsident des Stiftungsrats, begründete dies bei seiner Eröffnungsrede im noblen Muraltengut mit einem doppelten Jubiläum: 2019 begehe man das 200-Jahr-Jubiläum Gottfried Kellers und zugleich das 100-Jahr-Jubiläum der Initiative zur Gründung der Stiftung. Die beiden Preisträger, Adolf Muschg und Thomas Hürlimann, haben sich intensiv mit Gottfried Keller beschäftigt. In zahlreichen direkten und indirekten Bezugnahmen fand diese lebenslange Auseinandersetzung Eingang in ihr Werk. Ivan Farron verglich in seiner Laudatio auf Hürlimann «Heimkehr», den neusten Roman, mit dem «Grünen Heinrich», und Stefan Zweifel würdigte Muschg als ebenso kenntnisreichen wie subtilen Leser und Interpreten Kellers. Nicht im Plot liege die Stärke des Zürcher Schriftstellers, sondern in der sprachlichen Gestaltung und Formgebung.Stets neue LesartenIm anschliessenden Gespräch mit Ursula Amrein wurde auf die noch heute lesenswerte Keller-Biografie von Muschg aus dem Jahr 1977 und das von Hürlimann in diesem Sommer herausgegebene «Keller-Lesebuch» hingewiesen. Darauf, dass der überragende Schriftsteller auch die Biografien der Preisträger prägte, spielte Thomas Hürlimann explizit an, als er seine Berlin-Zeit mit jener Kellers abglich. Auch für Muschg, der 1975 ein Theaterstück mit dem Titel «Kellers Abend» verfasste, sind biografische Anleihen nicht von der Hand zu weisen – auch wenn es, wie er ironisch und zum Amüsement der versammelten Kulturprominenz anmerkte, zum guten Ton gehöre, genau dies zu verneinen.Beide Schriftsteller stimmten schliesslich darin überein, dass grosse Literatur sich nicht zuletzt dadurch auszeichne, dass sie stets neue Zugänge zulasse und ermögliche. Heute würden sie die Werke Kellers anders lesen und anderes darin sehen, als zu der Zeit, als sie sie zum ersten Mal entdeckten – für ihr Leben und für ihr Werk.Diese Inhalte sind für unsere Abonnenten.
16.5.2019 | NZZ
Zum 200. Geburtstag von Gottfried Keller wird der nach ihm benannte Preis gleich zweimal verliehen: an Thomas Hürlimann und an Adolf Muschg. Der Gottfried-Keller-Preis ist mit 25 000 Franken dotiert; beide Autoren erhalten
diese Preissumme.
Der Schriftsteller Adolf Muschg
(Bild: Karin Hofer / NZZ)
Mit den Gottfried-Keller-Preisen werden zwei Schweizer Autoren geehrt, «deren Werk bis heute zentrale Bezüge zu Gottfried Keller ins Spiel bringt», teilte die Martin-Bodmer-Stiftung mit, die den Preis vergibt. Darüber hinaus verankerten Hürlimann wie Muschg die Wahrnehmung von Gottfried Keller «mit ebenso eigensinnigen Beiträgen wie substanziellen Studien» im aktuellen Bewusstsein. Beide Autoren haben Keller in eigenen Theaterstücken auf die Bühne gebracht und zudem in ihren jeweiligen Werken unterschiedliche Bezüge zu dem Autor des 19. Jahrhunderts hergestellt.
Der Schriftsteller Thomas Hürlimann
(Bild: Christoph Ruckstuhl / NZZ)
«Mit dem Theaterstück «Das Lied der Heimat» inszenierte Thomas Hürlimann 1998 Gottfried Kellers Flucht vor den offiziellen Feierlichkeiten zu dessen 70. Geburtstag; mit seinem Roman «Heimkehr», der im letzten Jahr erschienen ist, bezog er sich verschiedentlich auf Kellers Bildungsroman «Der grüne Heinrich». Adolf Muschg wiederum hat 1975 Keller mit seinem Theaterstück «Kellers Abend» ein Denkmal gesetzt. Das Theaterstück spielt am Vorabend von Kellers Amtseinsetzung als Staatsschreiber. Im Nachgang dazu vertiefte er sich in seine Keller-Biografie. Darin führte er Kellers Kreativität auf den früh verstorbenen Vater und die dominierende Mutter zurück. Hürlimann und Muschg werden den Preis am 7. September entgegennehmen. Zu diesem Anlass soll auch ein Gespräch zwischen den Autoren stattfinden über Gottfried Kellers Aktualität. Der Gottfried-Keller-Preis wird alle zwei bis drei Jahre vergeben und zählt zu den ältesten Literaturpreisen der Schweiz. Hinter dem Preis steht die Martin-Bodmer-Stiftung, die vor hundert Jahren zum 100. Geburtstag von Gottfried Keller initiiert wurde und den Preis seither vergibt.
6.6.2019 | Die Zeit / Schweizer Split
Interview mit Adolf Muschg
mehr >
8.6.2019 | Blick / blick.ch
Interview mit Thomas Hürlimann
19.7.2019 | Schweizer Illlustrierte
Stefan Zweifel, Gastautor und Jury-Mitglied der Martin Bodmer-Stiftung
25.7.2019 | schwyzkultur.ch / Schwyz Kultur
Schriftsteller Thomas Hürlimann im Dialog mit Fram-Club-Präsident Walter Kälin
2.9.2019 | Radio SRF 3, Sendung Focus*
Thomas Hürlimann im Gespräch mit Anita Richner
7.9.2019 | SRF Schweizer Radion und Fernsehen online, srf.ch
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MEDIENECHO BIS 2016
27.10.2016 | Kleinreport
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16.07.2013 | SRF
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Martin Bodmer-Stiftung für einen Gottfried Keller-Preis c/o Private Client Bank AG, Postfach, CH-8034 Zürich, tb@gottfried-keller-preis.ch
Die Martin Bodmer-Stiftung für einen Gottfried Keller-Preis ist eine Bundesstiftung
und ist der Stiftungsaufsicht des Eidgenössischen Departements des Innern Rechenschaft schuldig.
Für den Inhalt dieser Seite verantwortlich: Thomas Bodmer
Konzeption & Kreation: hauserundhauser, Your Brand Coach, Zürich
Sämtliche Akten des Gottfried Keller-Preis-Archivs der Jahre 1921 bis 2007 befinden sich in der Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich