Die Werke des französischen Comic-Künstlers Jean Giraud alias Moebius alias Gir (1938 bis 2012) beeinflussten nicht nur zahllose Autoren und Zeichner, sondern auch die Bildsprache von Filmen wie Alien, Das fünfte Element, Blade Runner oder Judge Dredd. Ohne Moebius wären diese Filme in der vorliegenden Form nicht entstanden.
Seine Comicserie John Difool (ab 1980) gilt als Comic-Meisterwerk. Später entstanden zahlreiche Nachfolgezyklen mit Bezug zum Original.
Nachfolgende Auflistung soll ein Führer durch die vielen Comicbände sein. Die Jahreszahlen bezeichnen das Jahr der deutschen Erstveröffentlichung.
Am Anfang und am Ende steht ein Fall in den Abgrund. Es ist der Fall unseres Helden John Difool, Privatdetektiv Klasse R und Bewohner von "Terra 21". Diese gigantische Höhlenstadt ist in Ebenen aufgeteilt. Die oberen Bereiche werden von den "Aristos" (sozial Privilegierten) bewohnt, während die Masse vor Fernsehern vegetiert. Tiefer beherbergen die Ebenen des roten Rings das Vergnügungsviertel für die reichen Adligen. Der Säuresee schließlich zersetzt auf der untersten Ebene die Körper der Selbstmörder. John Difool und seine Betonmöwe (im französische Original: La Mouette à béton) "Dipo" geraten nun unfreiwillig in intergalaktische Verschwörungen und finden sich plötzlich im Mittelpunkt von Ereignissen, die das ganze Universum verändern ...
Wir sind in einem Universum dessen Szenario vom chilenischen Filmemacher Alexandro Jodorowsky erschaffen und vom französischen Zeichner Moebius (der bis dahin als Jean Giraud den Western "Blueberry" schuf) meisterhaft umgesetzt wurde. Von 1980 bis 1988 wurde "John Difool" ein sechsteiliger Comic-Zyklus der so vielschichtig wie faszinierend ist. Die Möglichkeiten sich "John Difool" und dem Incal zu nähern sind dabei vielfältig: ätzende Gesellschaftskritik beschreibt eine dekadente und langsam zerfallende Gesellschaftsordnung, die Figur des Anti-Helden wandelt sich vom ängstlichen Privatdetektiv zum göttlichen Werkzeug, die Struktur des Verdoppelns und Spiegelns führt uns auf eine metaphysische Ebene die mit Träumen, Ängsten und Mythen spielt.
Für Sciencefiction-Fans ist dieser Klassiker ohnehin ein Muß. Selten sah man ein so durchdachtes, grafisch ansprechendes und auf mehreren Ebenen funktionierendes Universum. Bedingt wird dies vielleicht auch durch viele entnommene Entwürfe aus dem Filmprojekt zu "Dune" (das leider ohne Mitarbeit von Moebius verwirklicht werden sollte). Kritiker mögen die immerpräsente Spiritualität in dieser detailliert gezeichneten Welt bemängeln. Verarbeitet Moebius hier eigene esoterische Erlebnisse? Oder doch nur einen Traum vielleicht? Wer weiss ... Um es mit den Lauten der Betonmöwe (besser wäre Betonente) Dipo zu sagen: "Kuik!"
Die deutsche Erstveröffentlichung übernahm der CARLSEN Verlag, darauf folgte EGMONT EHAPA und schließlich der SPLITTER Verlag. SPLITTER benannte die Reihe in DER INCAL (vormals JOHN DIFOOL) um und präsentiert die Bänden im edlen Hardcover mit viel Bonusmaterial.
Für mich hatte Der schwarze Incal eine ganz persönliche Bedeutung: Ich erkannte eine Qualität und Reife im Medium Comic, die ich bis dato nicht für möglich gehalten hätte. Die Bilder- und Gedankenwelten eines Moebius waren mir vorher gänzlich unbekannt, die Literaturform Comic hielt ich für trivial. Das Jahr 1988 änderte dies und fortan entdeckte ich in Comic-Künstlern wie Bilal, Druillet, Gimenez, Giraud, Manara oder Moebius eine neue, fantastische, oft auch anspruchsvolle Unterhaltungsform.
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Der Incal des Lichts
In tiefsten Tiefen
In höchsten Höhen
In weiter Ferne
In nächster Nähe
Der Incal (Gesamtausgabe)
1983
1984
1984
1985
1989
1989
2007
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2007 veröffentlichte EHAPA COMIC COLLECTION eine 296seitige Gesamtausgabe in neuer Farbgebung und Hardcover-Broschur. Diese auf 1.600 Exemplare limitierte Ausgabe enthält außerdem die achtseitige Geschichte „Origine de Solune“, die auf deutsch bis dahin nur im Sonderband Die Geheimnisse des Incal (1994) erschienen war.
Die fiktive Gesellschaftsordnung von "Terra 21" steht im Mittelpunkt in der von 1988 bis 1996 erschaffenen Nachfolgeserie "John Difool vor dem Incal". Moebius wird nun vom jugoslawischen Zeichner Zoran Janjetov abgelöst. Leider erreichen die Bände nie die innere Geschlossenheit und zeichnerische Verliebtheit der Ursprungsserie. Noch stärker steht nun allerdings John Difool im Mittelpunkt, dessen Vorgeschichte der Leser nun erfährt. Unterstützt durch seinen Mentor, "Kolbo5" (einem abtrünnigen Robo-Bullen), muß er die schrecklichen Geheimnisse um die Schachtstadt lüften und wird zum Privatdetektiv der Klasse R. Alle Bände von EGMONT EHAPA VERLAG.
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Wie alles begann
Privatdetektiv Klasse R
Kuik
Anarcho-Psychoten
Einen Quiski, bitte, und Homöos
Soluna
Vor dem Incal (Gesamtausgabe)
1990
1991
1992
1993
1994
1996
2008
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Fast zwanzig Jahre nach dem Urzyklus der Versuch von Jodorowsky und Moebius die Kapitel um John Difool neu aufzuschlagen. Der gefährliche "Biophage-Virus" bedroht die Schachtstadt.
Abermals muss sich der Leser an einen neuen Zeichenstil gewöhnen: Die Panels wirken nun viel plastischer. Die Story bleibt leider hinter den hohen Erwartungen zurück - aber nach erst einem Band darf man durchaus auf die weitere Entwicklung gespannt sein ...
Von Alexandro Jodorowsky und José Ladrönn, eine weitere Serie um John Difool. Das Potential wäre da, aber wo sind die ganzseitigen Panels geblieben? Die riesigen Raumschiffe oder Explosionen würden dazu gerade einladen! Die Kolorierung bleibt blass. Insgesamt leider enttäuschend, obwohl Ladrönn ein toller Zeichner ist. Band 1 mit exklusiver Kurzgeschichte "Die goldene Träne". Im zweiten Band steigert sich Ladrönn (ein hervorragender Zeichner), aber Jodorowskys Szenario ist blass und unnötig gewalttätig.
Deutsche Erstveröffentlichung von von EHAPA COMIC COLLECTION (Softcover), dann von SPLITTER (Hardcover mit Kunstdruck der Incal-Titelbilder).
Viele Figuren aus "John Difool" tragen durch Moebius` Detailfreudigkeit das Potential für eine eigene Serie. So wurde der spanischen Zeichner Juan Gimenez gebeten, ein bislang unveröffentlichtes Kapitel über die Initiation des Meta-Barons neu zu zeichnen, einer Figur irgendwo angesiedelt zwischen Söldner und Superheld. Zusammen mit Alexandro Jodorowsky entstanden so von 1993 bis 2003 die Geschichte der Ahnen des Meta-Barons.
In chronologischer Reihenfolge wird der Ursprung und das Ende dieser Kaste aufgezeigt, deren blutige Kampfrituale stark an Samurai-Krieger erinnern. Eingebettet in eine Rahmenhandlung zweier sich beschwatzender Roboter ist der Leser so gleichsam stiller Zuhörer. Die Sciencefiction-Handlung bettet die archaischen, oft schockierend grausamen Ereignisse, in eine Welt ein, die korrupt und vollends aus den Fugen geraten zu scheint. Den Mangel an Originalität und einer spannenden Handlung machen die Bände mit einer geradezu überbordenden zeichnerischen Darstellung wett.
Deutsche Erstveröffentlichung von EHAPA COMIC COLLECTION. Ab 2008 fasste SPLITTER zwei Alben zusammen und brachte die Serie in vier Bänden im hochwertigen Hardcover und Schuber.
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Othon von Salza
Honoratha
Aghnar der Urgrossvater
Oda die Grossmutter
Eisenhaupt der Grossvater
Dona Vicenta Gabriela de Rokha ...
Namenlos, der letzte Meta-Baron
Die Waffen des Meta-Barons
1993
1994
1995
1998
1999
2000
2002
2003
2009
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Die Waffen des Meta-Barons: Der kanadische Zeichner Travis Charest arbeitete jahrelang an diesem Werk, brachte aber nur wenige Seiten zustande! Zoran Janjetov löste ihn schließlich ab. Heraus kam ein zeichnerisch extrem uneinheitliches Werk. Charests Arbeits ist großartig, Janjetovs grobe Zeichnungen passen leider nicht dazu. Die Handlung (wie der Meta-Baron an seine Waffen kam) von Alexandro Jodorowsky ist unterdurchschnittlich. Deutsche Erstveröffentlichung 2009 im SPLITTER VERLAG.
Geplante acht Bände soll die zweite Serie um die Meta-Barone in den 2010er Jahren umfassen. Dabei sollen jeweils zwei Bände von dem gleichen Zeichner gestaltet werden. Jodorowsky bleibt als Autor erhalten, die Ausarbeitung übernimmt aber der Autor Jerry Frissen ("Als die Zombies die Welt auffraßen"). Der Illustrator Valentin Sécher ("Khaal") zeichnet die ersten beiden Bände. Deutsche Erstveröffentlichung 2016 im SPLITTER VERLAG.
Die Vorgeschichte der Meta-Barone von Szenarist Alexandro Jodorowsky und Zeichner Das Pastoras.
Die von 1999 bis 2007 erschienenen Bände über die „Techno-Väter“ erzählen die Geschichte von Albino, dem obersten Techno-Vater. In den großformatigen Bänden von Alexandro Jodorowsky, Zoran Janjetov und Fred Beltran wird die Techno-Technik beleuchet.
Es fehlt eine wirklich innovative Storyline, stattdessen werden Versatzstücke aus Fantasy und Sciencefiction präsentiert. Inhaltlich leider wenig überzeugend, sind die Bände allerdings äußerst farbenprächtig gestaltet. Deutsche Erstveröffentlichung von EHAPA COMIC COLLECTION.
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Albino, der Meister der Spiele
Die Sträflingsschule von Nohope
Der Planet der Henker
Die Sekte der Techno-Bischöfe
Das Geheimnis des Techno-Vatikans
Das perfekte Techno-Spiel
Die gelobte Galaxie
Die Techno-Väter (Gesamtausgabe)
1999
2000
2002
2003
2004
2004
2006
2007
2010
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Die Sträflingsschule von Nohope bei amazon.de
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2010 veröffentlichte EHAPA COMIC COLLECTION eine 406seitige Gesamtausgabe in Hardcover-Broschur.
Moebiux Redux
Andreas Platthaus: Moebius Zeichenwelt
Jodorowsky / Gimenez: Das Haus der Ahnen - Der Kult der Meta-Barone
Moebius / Jodorowsky / Annestay: Die Geheimnisse des Incal
2010
2003
2001
1994
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Moebius Zeichenwelt bei amazon.de
Das Haus der Ahnen bei amazon.de
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