Experten-Interview: Moderation
Oh ja, das mag ich: Moderatoren, die mich mitreißen; Moderatoren, die mich persönlich, das Veranstaltungs-Thema und die Stimmung im Publikum genau auf den Punkt treffen; Moderatoren, die mit einer Leichtigkeit auf Unvorhergesehenes eingehen; Moderatoren, die ihr Handwerk locker aus dem Ärmel schütteln.
Wie groß ist der Schüttel-Anteil und wie sehr ist dieser Abend doch detailliert vorbereitet?
Moderation von Workshops: Warum ist die Vorbereitung von Workshops von so großer Wichtigkeit? Ist Spontaneität nicht authentischer?
Belinda Veber (Der Moderatorenpool): Bereits der frz. Regisseur und Schauspieler François Truffaut meinte, „Improvisation: das ist, wenn niemand die Vorbereitung merkt.“ Nur wer gut vorbereitet ist, kann auch spontan auf unvorhergesehene Situationen reagieren. Wer sich bereits sehr lange mit der Thematik beschäftigt, kann sicher aus einem großen Erfahrungsschatz schöpfen. Es muss nicht mehr überlegt werden, wie man mit Moderationskarten oder einem Mikrofon umgeht oder wann Pausen gemacht werden. Auf jeden Fall muss man sich aufs Thema einstimmen. Was ist das Ziel der Veranstaltung? Welche Teilnehmer sind vor Ort und welche Rollen haben diese inne? Wer sind die Entscheidungsträger? Je nach Gruppengröße ist es sinnvoll das Setting dementsprechend anzupassen. Und gerade durch eine gute Vorbereitung kann man auf Unvorhergesehenes perfekt reagieren.
Karin Halak (Sprecherin & Trainerin): Das Schöne ist ja, dass sich Vorbereitung und Spontaneität nicht ausschließen. Im Gegenteil: Ein klarer Rahmen, ein deutlicher roter Faden und der zielgerichtete Einsatz der Stimme sorgen erst recht dafür, dass man souverän und spontan agieren kann. In der Vorbereitung geht es um sehr viel mehr, als nur um Abläufe oder Zeitfenster. Ich muss mich in meiner Moderatorenrolle sicher fühlen, sattelfest in den Inhalten sein und mich vor allem auf meine Teilnehmer einstellen. Denn nur dann können sie mir folgen, ich kann sie inspirieren oder antörnen. In dieser Vorbereitungsphase optimiert man also nicht nur sein Konzept, sondern beschäftigt sich damit, sein Thema „stimmig“ zu strukturieren.
Moderation von Veranstaltungen: Wie wichtig ist hier die Zielgruppenanalyse und die darauf abgestimmte Wortwahl und Anmoderation?
Mag. Lana Lauren (Lana Lauren Communications): Heutzutage lassen sich nur noch wenige durch überkandideltes Fachvokabular beeindrucken und den auf die Zielgruppe abgestimmten, angelernten Dialekt lassen mittlerweile sogar die meisten Politiker zuhause. Einfachheit, Verständlichkeit und Authentizität zählen zum guten Ton. Natürlich mache ich mir vor jeder Moderation Gedanken über die Zielgruppe. Worauf es ankommt ist Beispiele, Geschichten und Schlagzeilen aus der Lebenswelt der Teilnehmenden zu finden und diese mit dem jeweiligen Thema zu verknüpfen. Was interessiert Ihre Zielgruppe? Was ist ihr wirklich wichtig? Auf diese Fragen brauchen Sie eine Antwort.
Belinda Veber (Der Moderatorenpool): Stellen Sie sich 2 Arten von Veranstaltungen vor: in einem Bierzelt und bei einer Büroeröffnung. Die Ansprache wird unterschiedlich sein. Warum? Stellen Sie sich vor, wie es wirkt, wenn der Moderator im Bierzelt „meine sehr verehrten Damen und Herren, es ist mir eine ausgesprochene Ehre Ihnen heute Herrn Dr. Michael Müller vorzustellen“ sagt. Und bei der Büroeröffnung die Herrschaften mit „Grias eich, schen dass’ do seids“ begrüßt? Das Publikum fühlt sich genarrt und verliert das Interesse. Und das gleich zu Beginn. Nach dem Publikum richtet sich nicht nur die Ansprechhaltung sondern auch die gesamte Moderation. Die meisten von uns sitzen häufiger bei Veranstaltungen im Publikum, als dass sie Moderatoren sind. Wir sollten uns selbst immer wieder fragen, was für uns einschläfernd ist und was wir interessant finden.
Welche Rolle spielt Visualisierung bei der Moderation?
Mag. Lana Lauren (Lana Lauren Communications): Menschen können über das Auge mehr Informationen aufnehmen und schneller verarbeiten als über jeden anderen Sinn. Bilder lösen in uns Emotionen aus und sorgen so dafür, dass wir Inhalte schneller erfassen und länger im Kopf behalten. Visualisierungen sind somit nachhaltiger als das gesprochene Wort, das wenn es denn überhaupt den Weg in unser Ohr findet, bekanntlich beim andern oft schnell wieder draußen ist.
Kann jeder lernen Inhalte zu visualisieren?
Mag. Lana Lauren (Lana Lauren Communications): Bei Visualisierung geht es darum mit Bildern Zusammenhänge aufzuzeigen und graphische Lösungen für Probleme zu finden. Das hat nichts mit künstlerischem Talent zu tun oder damit ob man ”zeichnen kann”. Vielmehr geht es darum mit ganz einfachen Linien, Formen und Symbolen Zusammenhänge darzustellen. Das bedeutet, wenn Sie einen halbwegs geraden Strich hinkriegen, oben von unten unterscheiden und das Alphabet schreiben können, besitzen Sie alle Fähigkeiten, die Sie als Voraussetzung brauchen.
Stimme, Stimmführung und Sprechtechnik in der Moderation: Wie stark beeinflussen diese Kriterien den Erfolg?
Karin Halak (Sprecherin & Trainerin): Enorm! Wir haben unglaublich viele Möglichkeiten, einer Aussage Ausdruck zu verleihen. Wer mit seiner Stimme umzugehen weiß, sichert sich die Aufmerksamkeit der Zuhörer und erleichtert das Verstehen. Stimme transportiert außerdem sehr viel Zwischenmenschliches, zum Beispiel unsere Gefühle den Teilnehmern, der Zielgruppe oder dem Interviewpartner gegenüber. Sogar die persönliche Einstellung zum jeweiligen Inhalt wird hörbar. Stimme ist mächtig, sie ist aber genauso verräterisch. Zuhörer mögen es außerdem bequem: Sobald sie ihre Konzentration ankurbeln müssen, laufen sie Gefahr abzudriften. Deshalb ist eine schöne „Spreche“ in der Moderation auch so wichtig, sie verhindert nämlich, dass Zuhörer unnötig abspringen.
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Die Gesprächspartner
Lana Lauren Communications Belinda Veber Der Moderatorenpool Karin Halak Sprecherin & Trainerin Interview durchgeführt von Mag. Eva Selan, MSc |