Die erste umfassende Biographie. Ein gültiges und farbiges Bild des Mannes, den die Deutschen erst jetzt zu entdecken beginnen.
Kaum ein verlegerisches Unternehmen hat in den Medien so große Aufmerksamkeit erregt wie die Veröffentlichung des monumentalen Tagebuchwerks von Harry Graf Kessler bei Klett-Cotta. Hier nun legt der Verlag die Biographie Kesslers vor. Die erste umfassende Gesamtdarstellung dieses Lebens: kompetent wie ein Standardwerk und lesbar geschrieben wie ein Roman.
Wie in einem detailgenauen Portrait werden in dieser Biographie die Ereignisse und Bezüge eines unglaublich reichen Lebens geschildert: seine noble Herkunft, sein Weltbürgertum, sein Talent für Freundschaft und Gesellschaft, seine unzähligen Verbindungen in die Welt der Kunst und seine Rolle als Mäzen, Verleger und auch Diplomat. Hauptmerkmale des Dandys und Reisenden Kessler sind seine Präsenz und sein »Talent, bei den europäischen Hauptereignissen zugegen zu sein« - und seine einzigartige Beobachtungsschärfe. Zum ersten Mal wirklich verständlich wird die große und rätselhafte Wende in Kesslers Leben: die vom Ästheten zum engagierten prominenten Pazifisten. Tragisch aufscheinend Kesslers Jahre der Emigration und der einsame Tod bei Lyon. Easton stellt seinen Helden in die Atmosphäre seiner Zeit. Auf der Grundlage auch persönlichster Dokumente und des gesamten Werks ist diese Biographie die Entdeckung einer Jahrhundertfigur.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung: Kunst und Politik im modernen Deutschland
TEIL EINS: FAMILIE UND ERZIEHUNG
1. Piraten und Philosophen
2. Von Ascot nach Hamburg
3. Auf der Universität
4. Von New York nach Potsdam
TEIL ZWEI: LEHRJAHRE
5. Berlin in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts
6. Dekadenz und Erneuerung
7. Andere Pläne
TEIL DREI: DAS DRITTE WEIMAR
8. Das neue Weimar
9. Die Kultur des Auges
10. Ein Theater der Träume
11. Der Rodin-Skandal
TEIL VIER: DIE FIEBERKURVE
12. Griechische Idyllen
13. Hofmannsthal und der Rosenkavalier
14. Ein Denkmal für Nietzsche
15. Die Josephslegende
TEIL FÜNF: DAS REINIGENDE FEUER DES KRIEGES
16. Furor Teutonicus
17. Pax Germanica
18. Propaganda und Friedensfühler
19. Apokalyptische Zeiten
TEIL SECHS: DER ROTE GRAF
20. Die verlorene Revolution
21. Pazifismus und seine Unzulänglichkeiten
22. Diplomatische Missionen
23. Amerikanisches Zwischenspiel
24. Rückzug aus der Politik
TEIL SIEBEN: DER WEG NACH UNTEN
25. Die Goldenen Zwanziger
26. Die Rache der Spießbürger
27. »Ainsi il me quitta«
Schluß: Eine für immer verlorene Welt?
Danksagung
Anmerkungen
Bibliographie
Personenregister
Leseprobe
Einleitung: Kunst und Politik in Deutschland
»Ich meine, Sie werden die Memoiren
unserer Zeit schreiben. Das ist gerade
richtig für Sie, daß Sie alle Leute, die
Etwas bedeuten, in allen Lebenslagen
kennen lernen müssen. Ich beneide
unsere Enkel darum, daß sie das
lesen können.«
Richard Dehmel an Kessler,
Tagebuch, 5. September 1901
In der Frühjahrsausgabe des Jahres 1938 von Maß und Wert, der von Thomas Mann gegründeten und in der Schweiz publizierten Emigrantenzeitschrift, erschien der folgende Nachruf auf Harry Graf Kessler: »Bald mutete er deutsch, bald englisch, bald französisch an, so europäisch war seine Prägung. In Wahrheit sind die schönen Künste sein Zuhause gewesen. Denn auf alles Musische reagierte er mit der Schnelle des Sturms; auch in der Musik, für die er glühte, machte man ihm nichts vor, hierin so eins mit seinem Freunde Hofmannsthal. Diese Bereitheit gab die Ausstrahlung, den Glanz seines beziehungsreichen Wesens. Durch seinen Tod ist ein Dunkel fühlbar geworden, wir sind um eine Romantik betrogen. Es ist eine große Helle, um die wir trauern.
Rein verstandesmässig gesehen, war er unter den geistigen Menschen gewiss nicht isoliert. Es hielten da eine Anzahl mit ihm Schritt. Aber die Schärfe und Feinheit seiner künstlerischen Sensibilität stellte ihn selbst in einer Elite abseits. Wie die Wasserstrasse einen Ring zieht um die alte Burg.
Sei es, dass er eine Reisebeschreibung oder ein Bühnenwerk, eine Biographie oder seine Erinnerungen niederschrieb, als Anreger wirkte oder einfach sich leben liess, immer war es Kunst, die sich gestaltete. So zog er die Besten magnetisch an, wo er auch ging bildeten sie seinen Kreis. Eine nur selten unterbrochene und gesteigerte Geselligkeit wie die seine war an sich eine Gefahr, daher man immer wieder mit Staunen den Blick eines Menschen, der sich für sich hielt und die innere Sammlung an ihm wahrnahm. Seine Bahn lief eben, aber gerade die Harmonie zwischen dem äusseren Rahmen und dem Inhalt seines Lebens hatte einen Anflug von Tragik zur Folge einer schweren Reizbarkeit viel weniger der Nerven, als eines sehr leidensfähigen Organismus.
An den Geschicken der Welt, insbesondere am Unglück Deutschlands beim Ausgang des Krieges hat er den tiefsten Anteil genommen. Sein grosses rednerisches Talent stellte er ganz in den Dienst eines Wiederaufbaus und einer Entgiftung der Atmosphäre. Damals konnte man Harry Kessler in den Wirtschaften der kleinen Grenzstädte hören, wie er unter einem grossen Zustrom die Bevölkerung aufklärte, die Trost und Zuversicht aus seinen Worten schöpfen und sich an ihnen aufrichten konnte.
Er starb in seinem 70. Jahr. Wer dies nicht wusste, wollte es nicht glauben. Oft genug hat ihn Krankheit, nicht eine Stunde das Alter angetreten. Welche Lehre ist eine solche Existenz und welch würdigen Ausklang durfte sie finden! Zwei Stunden vor seinem Tode, delirierend und ins Leere starrend: Was für eine wunderbare Kirche! rief er aus. Nie hat es noch eine so schöne gegeben. Richtet mich auf, dass ich sie besser sehe! Es waren seine letzten Worte. Bedeutsam wie sein Scheiden war, ehe sie ihn hinaustrugen, eine Feier in dem reformierten Tempel der rue Cortambert. Sie war in aller Stille gedacht, die Versammlung also nicht sehr zahlreich. Aber die grosse Literatur des heutigen Frankreich hatte sich eingefunden, um den deutschen Kameraden zu ehren.
Zwar bleibt es aus einem 2000 jährigen Atavismus heraus für das katholische Empfinden befremdend biblische Texte Vers oder Gebet in der Landessprache, - gleich viel welcher - verlesen zu hören. Die Rede des Pastors jedoch, aller Starre fern, griff weit über das Leben hinaus. Während er sprach, stimmte die Luft sich ab, sie stieg und stieg. Das gewagte Wort von der incrédulité toujours renaissante, das getragen war von Wahrhaftigkeit und einem barmherzigen Einblick in die Herzen der Menschen, warf er aus wie einen Anker über alle Scheidungen hinweg, und wo waren sie noch? Von einem Geistlichen gesprochen und einer Kanzel herab, klangen sie, stärker wie jedes Credo; als ein Bekenntnis zu den Fundamenten christlicher Weltanschauung; und auch wie ein Echo zu den letzten Worten Harry Kesslers, dem in der Agonie eine so wunderbare Kirche vorschwebte, dass er bat, man möge ihn aufrichten, damit er sie besser sehe. Denn zu romanischen und früh mittelalterlichen Kirchen hegte er eine leidenschaftliche Liebe, obwohl eine sehr bewusst protestantische Ader in ihm überwog.
Nun ruht dieser nordische Sohn an hochgelegener Stelle des Père Lachaise in nächster Nähe der Grabstätte Alfred de Mussets; die seinige grenzt hart an eine beschauliche Allee. Sie steht jetzt entlaubt. Im Sommer wird sie blühen, von Vögeln bevölkert.« (1)
Annette Kolb, die deutsch-französische Romanautorin, die - wie Kessler - zu den Vermittlern zwischen zwei feindseligen Welten gehörte, verfaßte diese Würdigung kurz nach dem 30. November 1937, Kesslers Todestag. Für die Exilierten aus dem nationalsozialistischen Deutschland war damals in mehr als einem Sinne über Europa der Spätherbst hereingebrochen. Es sollte kein Jahr vergehen, da wurden sie, als Adolf Hitler den Anschluß Österreichs vollzog, aus einer ihrer Zufluchtsstätten im deutschsprachigen Raum vertrieben; ein paar Monate später ließen die Westmächte die Tschechoslowakei fallen; zunächst gaben sie das Sudetenland und dann den Rest dieses Staates auf. Kein Jahr verging, da begann der apokalyptische Winter des Weltkriegs. Die Zeiten waren nicht günstig, sich eines so rätselhaften Reisenden zwischen zwei Welten, wie Harry Graf Kessler einer war, angemessen zu erinnern und ihm Respekt zu bezeugen. In England, Frankreich und Amerika erschienen nur wenige, von Irrtümern strotzende Nachrufe, andere Themen des Tages waren wichtiger, und die zuständigen Redakteure machten sich nicht die Mühe, die Fakten zu überprüfen.
Aus Deutschland, dem Land, das dem Toten am meisten verdankte, kam nicht ein Wort. Die Art von Weltbürgertum, die Kessler verkörperte, war in Hitlers Reich verhaßt. Zwei Jahre zuvor hatte Joseph Goebbels Kesslers Erinnerungen verboten, deren Titel Völker und Vaterländer mit ihrem an Friedrich Nietzsche gemahnenden Beiklang von Verachtung für Chauvinismus und Engstirnigkeit jenen nicht paßte, die nur ein Volk vergötterten. Aus Berlin und auch aus Weimar, wo die Gestapo zweimal sein geliebtes Haus geplündert hatte, kam nichts - nur eisiges Schweigen. In den finsteren Jahren, die folgten, sollten im Angesicht eigener Bedrängnis nur wenige Zeit finden, sich an den Verstorbenen zu erinnern. In einem besonders verzweifelten Augenblick seines New Yorker Exils entsann sich George Grosz, daß Kessler wohl der letzte große Gentleman war, den er kennengelernt habe. 1944 schließlich, im finstersten Jahr des Krieges, las Max Beckmann die Erinnerungen Kesslers und rief sich den Mann ins Gedächtnis, der ihm achtunddreißig Jahre zuvor erste Anerkennung beim Publikum verschafft hatte. (2) Meistenteils freilich war Kessler schnell vergessen, bildete nicht mehr als eine Fußnote zu einer bereits blassen Erinnerung.
Kessler hatte dieses Schicksal vorausgesehen, ihm war bewußt, daß er das Ende des Dritten Reiches nicht erleben würde. Vielleicht ist es sogar in normalen Zeiten unvermeidlich, daß die öffentliche Erinnerung an eine Persönlichkeit wie Kessler, nach einer Formulierung Hugo von Hofmannsthals »ein Künstler im Lebendigen«, schnell dahinschwinden sollte. Sein Einfluß und seine Aktivitäten waren, von den Jahren zwischen 1916 und 1924 abgesehen, meist nur in kleinen Kreisen wahrnehmbar. Doch Kesslers Talent für Freundschaft und Geselligkeit, auf das Annette Kolb in ihrem Nachruf eingegangen war, seine geradezu unzähligen Verbindungen in der Welt der Kunst, des Theaters, der Literatur und der Politik Europas in den vier Jahrzehnten zwischen 1890 und 1930, sein unheimliches Talent, bei nicht wenigen der Hauptereignisse des ersten Drittels des zwanzigsten Jahrhunderts zugegen zu sein - kurzum seine Präsenz im weitesten Sinne, lassen den Unterschied zu der Zeit danach, als er vergessen war, besonders deutlich hervortreten. Kessler, den W. H. Auden als »den vielleicht kosmopolitischsten Menschen, der je gelebt hat«, bezeichnete, war in der Tat »ein Kronzeuge seiner Zeit«. (3) Die Zahl der Persönlichkeiten, die in seinen Tagebüchern erwähnt werden, ist auf mehr als vierzigtausend geschätzt worden. Schon die Liste derjenigen, mit denen er nicht nur flüchtig bekannt war, bildet ein »Who is who« der europäischen Kunst, Gesellschaft und Politik: Herbert Asquith, Johannes R. Becher, Pierre Bonnard, Paul Cassirer, Jean Cocteau, Gordon Craig, Lady Cunard, Gabriele DAnnunzio, Maurice Denis, Sergej Diaghilew, Isadora Duncan, Albert Einstein, Elisabeth Förster-Nietzsche, André Gide, Eric Gill, George Grosz, Maximilian Harden, Gerhart Hauptmann, Wieland Herzfelde, Rudolf Hilferding, Hugo von Hofmannsthal, Hermann Keyserling, Annette Kolb, Richard von Kühlmann, Fürst Max Lichnowsky, Max Liebermann, Aristide Maillol, Adolf von Maltzan, Thomas Mann, Edvard Munch, Nicolas Nabokov, Harold Nicolson, Vaslav Nijinsky, Jozef Pilsudski, Walther Rathenau, Max Reinhardt, Rainer Maria Rilke, Auguste Rodin, Ida Rubenstein, René Schickele, Misia Sert, George Bernard Shaw, Hugo Simon, Richard Strauss, Gustav Stresemann, Fritz von Unruh, Henry van de Velde, Eduard Vuillard, Josef Wirth. Auf mehr als fünfzigtausend engbeschriebenen Seiten, die siebenundfünfzig Jahre umfassen, hielt Kessler sein Tun und seine Tage mit äußerster Zuverlässigkeit fest. Lange bevor Richard Dehmel ihm prophezeite, er werde Erinnerungen an die Zeiten verfassen, die sie gemeinsam erlebt hatten, war Kessler bereits geduldig dabei, viel Material für das Projekt aufzutürmen, von dem er intuitiv annahm, es werde der große Schlußsatz, die Koda, seines Lebens werden: seine Autobiographie (von der er leider nur einen Band vollenden konnte). Gerade die Schnittmenge zwischen einem reichen Leben und der umfassenden Berichterstattung darüber, vermittelt durch eine scharfsinnige Intelligenz, macht Kesslers Tagebuch zu einem der bedeutendsten persönlichen Dokumente des zwanzigsten Jahrhunderts, zu einer unschätzbar wertvollen Quelle für Gelehrte, die sich mit Kunst, Literatur und Geschichte befassen, aber auch zu einem Werk, das um seiner selbst willen gelesen wird - wegen der lebhaften Darstellung der politischen und intellektuellen Umwälzungen des letzten Jahrhunderts aus der Sicht eines Mannes, der auf einzigartige Weise prädestiniert war, all das wahrzunehmen. (4)
Es ist jedoch ungerecht, Kessler einfach als die »berühmteste literarische Quasselstrippe«5 seiner Zeit anzusehen, als einen sich persönlich im Hintergrund haltenden Berichterstatter wie vor Zeiten der englische Mönch, Gelehrte und Chronist des Mittelalters Beda Venerabilis, der die Worte und Taten anderer festhält. Kessler war mehr, er war eben nicht zuletzt ein aktiver und leidenschaftlicher Zeitgenosse. Und wie betriebsam sein Leben war, genau das ist Thema dieses Buches. Die folgende kurze Zusammenfassung soll allerdings nur Anhaltspunkte liefern: An derVerbreitung der modernen Kunst in Deutschland wirkte er - als Autor, Mäzen und Förderer, als Museumsdirektor, allgemeiner gesagt, eben als das, was die Deutschen einen Kunstpolitiker nennen - mit. Er spielte eine entscheidende Rolle bei dem Bemühen, die impressionistische und nachimpressionistische Malerei aus Frankreich nach Deutschland zu holen. Sein Versuch, Weimar wieder zu einem Zentrum kultureller Innovationen zu machen, führte zur Zusammenarbeit mit Henry van de Velde, einem Pionier der modernen Formgestaltung und Gründer jener Ausbildungsstätte, aus der das Bauhaus hervorgehen sollte. Daß Kessler den englischen Theatervisionär Gordon Craig als Mäzen förderte, führte zu einer Revolutionierung der deutschen Bühnenkunst und trug dazu bei, ihr eine Führungsposition im Weltmaßstab zu sichern. In ähnlicher Weise veränderte er durch das Heranziehen englischer Buch- und Schriftgestalter das Gesicht des deutschen Verlagswesens wesentlich. Sein eigener Verlag, die Cranach-Presse, entwickelte sich zu einer der berühmtesten Privatpressen des zwanzigsten Jahrhunderts. In zwei Fällen, die höchst bemerkenswerte Ergebnisse hervorbrachten, führten Kesslers Freundschaften zu besonders kreativen Gemeinschaftsarbeiten - mit dem französischen Bildhauer Aristide Maillol und dem österreichischen Dichter Hugo von Hofmannsthal. Kesslers Faible für den modernen Tanz hatte seine Zusammenarbeit mit Hofmannsthal, Sergej Diaghilew, Vaslav Nijinsky und Richard Strauss an dem Ballett Die Josephslegende zur Folge, dem letzten kulturellen Großereignis von internationalem Rang vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Kessler, ein enger, aber nicht unkritischer Freund von Elisabeth Förster-Nietzsche, zählte in der Vorkriegszeit ferner zu den wichtigsten Gestalten des Kults um den verstorbenen Philosophen.
Während des Krieges war Kessler als Soldat, Diplomat, Propagandist und Agent im geheimen Auftrag zunächst an der Ostfront, dann in der Schweiz und in Berlin tätig. Gleichzeitig hielt er Kontakt zu den jüngsten Entwicklungen auf dem Felde der modernen Kunst. Mit dem Zusammenbruch des deutschen Kaiserreichs im Jahr 1918 wurde Kessler - nach einer kurzen Zeit als Botschafter des neuen Regimes in Warschau - zu einem prominenten Pazifisten und wichtigen Befürworter der Weimarer Republik. Als einflußreicher Verfechter eines Eintritts Deutschlands in den Völkerbund hielt Kessler vielerorts in Europa und den Vereinigten Staaten Vorträge zu diesem Thema. Er zählte überdies zu den Gründungsmitgliedern der Deutschen Demokratischen Partei, der drittgrößten Partei zu Anfang der Republik, die ein Kernelement der Weimarer Koalition bildete. Zu jener Zeit geschah es, daß seine Feinde auf der politischen Rechten Kessler als den »roten Grafen« brandmarkten. Schließlich mußte Harry Graf Kessler, nachdem Adolf Hitler im Januar 1933 die Macht übernommen hatte, aus politischen Gründen ins Exil gehen.
Diese Auflistung ist unvollständig. Sie wird wohl Kesslers weitgehend privaten Bemühungen nicht gerecht, kreative Künstler zu schöpferischem Miteinander zu veranlassen. Doch taucht hier bereits das größte Rätsel auf, mit dem sich jeder Kessler-Biograph auseinanderzusetzen hat: die Wandlung des Ästheten des fin-de-siècle, dessen erste publizierte Arbeit dem symbolistischen Dichter Henri de Régnier galt, zu einem prominenten Pazifisten und Demokraten der Weimarer Zeit. Wenn sich auch die beiden Lebensetappen Kesslers auf den ersten Blick so sehr zu unterscheiden scheinen, als beträfen sie zwei verschiedene Personen, hatte seine persönliche Entwicklung doch eine innere Logik: Kesslers offenes politisches Engagement nach dem Ersten Weltkrieg war eine unmittelbare Fortentwicklung seiner Suche nach einem »ästhetischen Staat«, auf die er sich in der Vorkriegszeit unter dem Einfluß Nietzsches begeben hatte. Eine Auffassung, die Politik letztlich nach ästhetischen Maßstäben beurteilt, geht auf Platons Staat zurück. In der Moderne hat sie im deutschen politischen Denken eine besonders schicksalhafte und tiefgreifende Bedeutung gehabt.6 Die Version, die Kessler im Laufe von vierzig Jahren sukzessive entwickelte, bildet nicht nur konzeptionell eine Verbindung zwischen den beiden Hälften seines Lebens, sie bietet auch ein faszinierendes Fallbeispiel eines Politikverständnisses, wie es für deutsche und europäische Intellektuelle während der schwierigen ersten Jahrzehnte des zwanzigsten Jahrhunderts charakteristisch war.
Anfangs- und Endstation von Kesslers tätigem Leben als Erwachsener sind etwa die Jahre 1890 und 1930, also ungefähr der Zeitraum von Geburt und Triumph der modernen Kunst bis zum Aufstieg der Massenpolitik. Wie sich herausstellen sollte, waren Kunst und Politik nirgends schicksalhafter verflochten als in den deutschsprachigen Ländern Mitteleuropas. Betrachtet man die vier Dekaden von 1890 bis 1930 in ihrer Gesamtheit und verwendet einen weiten Kunstbegriff, der Phänomene wie industrielle Formgestaltung, Theaterpraxis und Film ebenso umfaßt wie die sogenannte »reine Kunst«, dann spricht sehr vieles dafür, Deutschland und Österreich, nicht aber Frankreich und England als »Schmelztiegel der Moderne« zu bezeichnen, in dem der selbstbewußteste, radikalste aber auch intensivste und einflußreichste Modernismus Gestalt annahm.7 Gewiß war es auch so, daß in Deutschland die giftigste Reaktion gegen die Moderne zum Vorschein kam. Am stärksten war überdies im deutschsprachigen Raum die Verlockung zu einer neuen Art von Politik, die mit kulturellen Mitteln praktiziert wurde, um ästhetische Ziele zu verfolgen. Von Johann Joachim Winckelmann und Friedrich Schiller über Richard Wagner und Friedrich Nietzsche bis zu Georg Lukács, Theodor W. Adorno, Bertolt Brecht und Herbert Marcuse waren es - sieht man von seltenen Ausnahmen wie John Ruskin und William Morris ab - deutschsprachige Künstler und Denker, die sich am intensivsten mit dem Wechselverhältnis zwischen Kunst und Politik auseinandersetzten.
Kesslers Leben bietet die seltene Gelegenheit, Möglichkeiten, Grenzen, Veränderungen und Konzepte einer ästhetisch bestimmten Herangehensweise an die Politik zu überprüfen. Nachdem unlängst jene Bände der Kessler-Tagebücher aufgetaucht sind, die die Jahre 1902 bis 1914 behandeln, ist es endlich möglich, seine geistige Entwicklung und seinen Einfluß im Detail zu untersuchen. 8 Während sich in diesen Jahren gewaltige Veränderungen im politischen Leben, in der Unternehmensstruktur und in der Entwicklung einer modernen Gesellschaft vollzogen, war der Wandel doch nirgends umfangreicher und folgenschwerer als im Kulturbereich. Von der Entdeckung Nietzsches und dem Aufstieg des Naturalismus ausgehend und fortgesetzt durch die aggressive Explosion des Expressionismus nach 1910, sah sich der traditionelle Träger der Kultur in Deutschland, das Bildungsbürgertum, mit einer Reihe immer radikaler werdender Angriffe auf seine Grundannahmen über Kunst und Kultur konfrontiert. Diese Auseinandersetzungen, die in Deutschland intensiver und stärker ideologisch geführt wurden als in anderen Ländern, ließen keine simple Bezugnahme auf die traditionellen Widersprüche zu, die sich aus der Politik herleiten; die Kulturpolitik führte seltsame Bettgenossen zusammen. Das Interesse am Geschehen jener Jahre ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen. (9)
Was uns fasziniert, hat auch mit einer Art von Nostalgie zu tun. Denn trotz allen ideologischen Trubels und des jede Diskussion über Kunst, Kultur und Politik in Mitteleuropa zwischen 1890 und 1930 durchdringenden Gefühls, der Untergang stehe unmittelbar bevor, besteht immer noch die Verlockung, diese vier Jahrzehnte alles in allem als das »heroische Zeitalter der Moderne« zu kennzeichnen. Heute, da die ästhetische Moderne hinter uns liegt und ihr Scheitern bei der Bemühung, die Wesensart bürgerlicher Lebensformen radikal zu verändern, hinreichend belegt ist, wenden wir uns wehmütig der Vergangenheit zu, um die Leistungen und die Zeiten unserer modernistisch orientierten Vorfahren zu dokumentieren.* Diese »Historisierung« der Geburtswehen der Moderne ist mit einem beträchtlichen Maß an Ironie verbunden; denn die Bahnbrecher der Moderne haben nicht zuletzt gegen den Historizismus des neunzehnten Jahrhunderts revoltiert. Der Aufschrei des Stephan Daedalus: »Geschichte ist ein Alptraum, aus dem ich mich zu lösen versuche«, hätte auch die Parole von Kesslers Generation in Deutschland gewesen sein können. Heute aber, da sich die oftmals messianischen Hoffnungen, die die Geburt des ästhetischen Modernismus begleitet haben, enttäuscht worden sind, kann es nur ein Historiker zuwege bringen, die Geschichte wieder freizulegen und neu zu erzählen. Bereits der Begriff der Avantgarde, der historisch durch Opposition zu einer etablierten und offiziell sanktionierten Kulturhierarchie bestimmt ist, hat für eine Generation, die eine offizielle Kultur dieses Typs nie kennengelernt hat, seine Bedeutung verloren. Ein Bemühen um historische Phantasie ist notwendig, um jene zu verstehen, die glaubten, sich an der Grenzlinie zu einer »schönen, neuen Welt« zu befinden. Auch hier kann Kesslers Leben - auf der Grundlage des einzigartigen Fundus seiner Tagebücher - einen Ariadnefaden bieten, der es möglich macht, dieses Labyrinth zu durchwandern. (10)
Manche werden dagegen anführen, Kesslers Vita sei einerseits zu fragmentiert, andererseits zu unzugänglich, um irgendwelche Einheit stiftende »Fäden« bereitstellen zu können. Gerhard Schuster, Herausgeber von Kesslers »Gesammelten Schriften«, ist so weit gegangen, die Behauptung zu wagen: »Harry Kesslers Biographie [entbehrt] theoretischer Leitlinien ebensosehr wie seine schriftliche Lebenskontrolle auf alles präambulierende Zurechtrücken verzichtet. Nein, messend, vergleichend, ein- und zuordnend, als bloßem Kind seiner Zeit, ist einer solchen Existenz nicht beizukommen.« (11) Bereits Annette Kolb hatte auf die Risiken hingewiesen, die sich einer Kessler-Biographie entgegenstellen: Die verblüffende, beinahe furiose Intensität von Kesslers gesellschaftlichem Dasein; seine ruhelose, zentrifugale Energie - die auf die gelasseneren unter seinen Freunden so irritierend wirkte - ließ ihn geradezu von einem Projekt zum nächsten taumeln, ein Lebensschwerpunkt scheint ihm zu fehlen, eine Ausnahme bildet wohl nur das Tagebuch. Und doch scheint dieses Tagebuch eines Mannes »mit zu vielen Eigenschaften«, was Kesslers innersten Persönlichkeitskern angeht, auf den ersten Blick ein Monument der Verschwiegenheit zu sein, es war wohl der Ruhepol, um den sich alles andere drehte. Schuster resümiert: »Sein Innerstes: Träume, Fährnisse und Begierden, breitet Kessler niemals aus; seine Selbstzensur, die Anstrengung im Überschweigen, läßt sich dabei nur ahnen. Soviel Lebensstoff als Ringmauer um eine Zone erkennbarer Einsamkeit weist wohl auch auf Gefährdungen der zölibatären Existenz.« (12) Wenn auch ein Gran Wahrheit in dieser Einschätzung steckt, so ist ihr doch entgegenzuhalten, daß die Selbstzensur nicht wasserdicht ist. In der Regel benutzte Kessler sein Tagebuch nicht, um Bekenntnisse abzulegen, doch finden sich hier auch weniger kontrollierte Passagen, die den Menschen hinter dem Tagebuch zeigen. Gewisse Obsessionen, vorgefaßte Meinungen und Themen geraten zu Mustern, die dem aufmerksamen Leser kaum entgehen werden. Von diesem zentralen, persönlichen Kern strahlen eher publikumsbezogene Interessen und Themen nach außen aus, in gewisser Weise verbinden sie die allem Anschein nach isolierten und auseinanderstrebenden Unternehmungen. Als Kessler sich auf das Schreiben seiner Erinnerungen vorbereitete, war er sich der »Übermacht und Zähigkeit des Stoffes« bewußt, er legte die Vorgehensweise dar, derer er sich bedienen wollte, um das Werk zu vollbringen. Es ging ihm darum, »die spezifische Atmosphäre einer Zeit in eine kleine Gemeinschaft von intim erlebten Menschen [zu] verdichten und aus diesem tragkräftigen dichten Boden die Persönlichkeiten und Ereignisse der Zeit hervorwachsen lassen. Nichts im luftlosen Raum schweben lassen im Vertrauen auf das Interesse, das es auch sonst als bedeutsames Ereignis oder historische Persönlichkeit für den Leser haben mag. Valeurs, valeurs, wie in einem Gemälde!« (13)
In der Vorstellung, daß die Eigenart aus einem »Milieu« entspringt, findet sich ein gedämpftes Echo der Lektüre der Schriften von Hippolyte Taine durch den jungen Kessler, handle es sich nun um ein Werk der bildenden Kunst, eine bestimmte Literatur, eine Nationalität oder eine Einzelpersönlichkeit. Das Material für solch einen Ansatz einer Kessler-Biographie liegt sogar in einem für die entscheidenden frühen Jahre von Kindheit und Adoleszenz ungewöhnlichen Ausmaß vor.
Der Rohstoff allen Lebens ist chaotisch. Die Aufgabe des Biographen besteht darin, die Materialmassen in eine Struktur zu bringen, die zum einen plausibel ist, weil sie die Grenzen und Möglichkeiten der zugrundeliegenden Quellen berücksichtigt, und die zum anderen erkenntnisträchtig ist, weil sie nicht nur dazu beiträgt, das Leben des »Helden« zu erklären, sondern die auch - und das ist wichtiger - etwas zu dem beisteuert, was schließlich das wesentliche Abenteuer des menschlichen Denkens ist: Es geht darum, unserem Dasein und der Welt, in der wir leben, einen Sinn abzugewinnen. Trotz seiner äußerlichen Fragmentierung weist Kesslers Leben eine ungewöhnliche Kohärenz auf. Tatsächlich ist es nicht schwierig, die Geschichte, die er selbst erzählt, aufzuspüren, um seinem Leben einen Sinn zu geben, noch ist es unmöglich, die Plausibilität dieser Geschichte zu beurteilen. Zweierlei ist dazu erforderlich. Man muß Kesslers Vorstellungen ernst nehmen und die »Berufung« eines Mannes begreifen, der keine Karriere im üblichen Sinn des Wortes machte. Bei Staatsmännern, Soldaten, Schriftstellern, Unternehmern gibt es - so schwierig die Abfassung ihrer Biographien auch aus anderen Gründen sein mag - eindeutige institutionelle Rahmenbedingungen, um die Leistungen solcher Persönlichkeiten zu bewerten. Kessler, der eine Art Politiker, eine Art Soldat, eine Art Autor und auch eine Art Unternehmer war, der aber nie lange eine offizielle Stellung innehatte, übte seinen Einfluß weitgehend hinter den Kulissen aus, und er kann somit nicht mit den üblichen Maßstäben gemessen werden. Daher muß sich der Kessler-Biograph mit einigen der Schwierigkeiten auseinandersetzen, mit denen gewöhnlich die Verfasser der Lebensgeschichten von Frauen konfrontiert sind. Und wenn es auch stimmt, daß es Kessler sehr häufig - aber keineswegs immer - mißlang, seine Ziele zu erreichen, so geschah das nicht selten, weil sie für niemanden erreichbar gewesen wären - das gilt beispielsweise für die Etablierung einer stabilen Demokratie in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg. Viele seiner Projekte waren zwar zu seinen Lebzeiten zum Mißlingen verurteilt, konnten aber in späteren, günstigeren Zeiten gedeihen. Nebenbei gesagt waren diese gescheiterten Unternehmungen oft interessanter als die Erfolge anderer.
Alexandre Kojève hat gemeint, alle wichtigen Fragen tendierten früher oder später dazu, die eine Frage »Wer bin ich?« zu beantworten. (14) Gerade weil seinem Leben die deutlichen Konturen zu fehlen schienen, die die meisten von uns durch ihren Beruf erhalten, stellte sich Kessler diese Frage mit mehr Befangenheit. Sein lebenslanges Engagement für die Errichtung eines ästhetischen Staates kann annäherungsweise eine Art Antwort geben. Wir Nachgeborenen mögen in einer ganz anderen Welt leben, anderen Herausforderungen gegenüberstehen, dennoch sind Kesslers Fragen in erstaunlichem Maße unsere Fragen. Sie führen uns immer noch zu dem zentralen Satz zurück: »Wer sind wir?«
Anmerkungen
1 Annette Kolb, Maß und Wert 4 (1938), S. 630f.
2 George Grosz, Briefe, Hamburg 1979, S. 305; Max Beckmann, Tagebücher, 1940-1950, München 1979. 18. und 21. September 1944, S. 98f.
3 »A Saint-Simon of Our Time«, New York Review of Books, 31. August 1972. Auden behauptet, Kessler scheine außer T. S. Eliot und Winston Churchill jeden gekannt zu haben. Tatsächlich verpaßte er Churchill auf dem Internat um ein Semester.
4 Kesslers Nachkriegstagebücher, die die Jahre 1918 bis 1937 umfassen, wurden 1961 in deutscher Sprache publiziert und mit viel Beifall begrüßt, sie sind immer noch lieferbar; Tagebücher, Hg. Von Wolfgang Pfeifer-Belli, Frankfurt am Main 1962. Eine große Zahl der Eintragungen für 1923 und fast alle für 1924 - und hier handelt es sich um zwei wichtige Jahre in Kesslers Leben - fehlen hier ebenso wie in der in den Vereinigten Staaten publizierten Edition in englischer Sprache: In the Twenties: The Diaries of Harry Kessler, New York 1971. Bankangestellte auf der Insel Mallorca entdeckten 1983 die lange vermißten Tagebücher der Jahre 1902 bis 1914 in einem Schließfach, wo Kessler sie 1933 untergebracht hatte. Ihr Auftauchen, gemeinsam mit der Entdeckung der vermißten Tagebücher der Jahre 1923/24, bedeutet, daß heute praktisch der Gesamtkomplex der Tagebücher zur Verfügung steht. Das Deutsche Literaturarchiv im Schiller-Nationalmuseum in Marbach am Neckar, die Sammelstätte für Kesslers Tagebücher, Briefe und den übrigen Nachlaß betreut mittlerweile die bei Klett-Cotta erscheinende Edition in neun Bänden. Inzwischen ist das gesamte Tagebuch-Material in CD-ROM-Form in einer diplomatischen Abschrift publiziert, und dabei handelt es sich um eine gewaltige wissenschaftliche Arbeit. Alle Hinweise auf unpublizierte Tagebücher und Briefe beziehen sich hier auf jene, die im Kessler-Nachlaß in Marbach untergebracht sind.
5 So Arthur A. Cohen in seinem Roman, An Admirable Woman, Boston 1983, S. 45.
6 Eine Untersuchung über dieses Thema bietet das hervorragende Werk von Josef Chytry, The Aesthetic State: A Quest in Modern German Thought, Berkeley 1989.
7 John Willet, Art and Politics in the Weimar Period: The New Sobriety, 1917-1933, New York 1978. Deutsch: Explosion der Mitte. Kunst und Politik 1917-1933, München 1981.
8 Die Entdeckung von Kesslers fehlenden Tagebüchern hat ein lebhaftes Interesse sowohl an seinem Leben als auch an seinen Tagebüchern ausgelöst. Bevor diese Funde gemacht wurden, waren die Hauptquellen Renate Müller-Krumbach, Harry Graf Kessler und die Cranach- Presse in Weimar, Hamburg 1969; sowie zwei Ausgaben seiner Korrespondenz: Eberhard von Bodenhausen/Harry Graf Kessler, Ein Briefwechsel, 1894-1918, Hans-Ulrich Simon (Hrsg.), Marbach am Neckar 1978, und Hugo von Hofmannsthal/Harry Graf Kessler, Briefwechsel, 1898-1929, Hilde Burger (Hrsg.), Frankfurt am Main 1968. Die erste wichtige Publikation seit der Entdeckung war der Katalog zu einer Ausstellung über Kesslers Leben im Deutschen Literaturarchiv des Schiller-Nationalmuseums in Marbach am Neckar, dem Hauptsammelplatz für Kesslers Nachlaß: Gerhard Schuster und Margot Pehle (Hrsg.), Harry Graf Kessler. Tagebuch eines Weltmannes, Marbacher Kataloge 43, Marbach am Neckar 1988 (künftig zitiert als: Weltmannes). Zur gleichen Zeit wurden seine wichtigsten Werke neu publiziert als Harry Graf Kessler, Gesammelte Schriften Bd. I: Gesichter und Zeiten; Bd. II: Künstler und Nationen; Bd. III: Walther Rathenau, Cornelia Blasberg und Gerhard Schuster (Hrsg.), Frankfurt am Main 1988. Zur neueren Literatur über Kessler zählen auch: Peter Grupp, Harry Graf Kessler, 1868-1937, München 1995; Burkhard Stenzel, Harry Graf Kessler: Ein Leben zwischen Kultur und Politik, Weimar 1995; Laird M. Easton, »The Red Count: The Life and Times of Harry Kessler, 1868-1914«, Phil. Diss., Stanford University 1991; Gerhard Neumann und Günter Schnitzler, Hrsg., Harry Graf Kessler: Ein Wegbereiter der Moderne, Freiburg im Breisgau 1997, und L. M. Newman (Hrsg.), The Correspondence of Edward Gordon Craig and Count Harry Kessler, 1903-1937, London 1995: W. S. Maney für die Modern Humanities Research Association und das Institute of Germanic Studies.
9 Zur Vieldimensionalität der wilhelminischen Kultur, siehe Hermann Glasers Einleitung zu Die Kultur der Wilhelminischen Zeit: Topographie einer Epoche, Frankfurt am Main 1982, S. 7-10.
10 Seufzer der Enttäuschung über diese Spannkraft der bürgerlichen Gesellschaft sind sehr deutlich spürbar in Peter Bürger, Theory of the Avant-garde, Minneapolis 1980. Deutsch: Theorie der Avantgarde, Frankfurt 1981.
11 Gerhard Schuster, »Harry Graf Kessler: Tagebuch eines Weltmannes.« Jahrbuch der deutschen Schillergesellschaft 32 (1986) S. 433.
12 Ibid.
13 Kessler, TB, 30. April 1932.
14 Alexandre Kojève, Introduction to the Reading of Hegel: Lectures on the Phenomenology of Spirit, Allan Bloom (Hrsg.), Ithaca, N.Y. 1969, S. 94f. Vergleiche deutsch: Alexandre Kojève, Hegel. Eine Vergegenwärtigung seines Denkens. Kommentar zur Phänomenologie des Geistes. Herausgegeben von Iring Fetscher. Erweiterte Ausgabe, Ffm. 1997.
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