„Und alle beglückwünschten mich. Das war der Durchbruch. Ich war die Königin der Welt.“
Sie hat geträumt, sie eröffne eine Ausstellung und alle sind gekommen. All die Großkopferten stehen in der Galerie herum und blicken bedeutungsvoll um sich und schlürfen Sekt und Champagner, alles, was Rang und Namen hat, klopft ihr auf die Schultern. Doch seltsam. Von ihren Leuten ist niemand da. Keine Freunde, niemand aus der Familie. Es sind nur fremde Besucher, die ihre Kunst feiern.
Es sind großformatige Ritter-Bilder.
„So etwas brauchen wir, genau so etwas“, lächelt der Kurator, „für unser neues Museum in Chicago.“
Als sie sich verzweifelt umblickt, auf der Suche nach einem vertrauten Gesicht, bemerkt sie, dass sie die Bilder an der Wand gar nicht kennt. Es sind überhaupt nicht ihre Bilder. Sie hat sie noch nie gesehen.
Kinder kommen auf sie zugelaufen.
„Was hast du für eine schöne Krone auf, Königin?“
Eine Krone? Ich war doch bloß beim Frisör, sagt sie, doch niemand hört hin.
Während sie weiterhin hofiert und gesalbt und beglückwünscht wird, versucht sie vergeblich, meine Schwester anzurufen, um sie zur Ausstellung einzuladen. Weil ja sonst niemand da ist, den sie kennt. Bis auf mich. Ich bin die ganze Zeit in ihrer Nähe, halte mich aber im Hintergrund, sage nichts.
„Hast du gesehen..? Das sind überhaupt nicht meine Bilder“, flüstert sie mir ins Ohr.
„Ja, aber es ist deine Krone“, sage ich.
- von Andreas Glumm
in Glumm