Fünfhaus Posse: “Nur ned aufpudln” (1997) – “Gotcha!” oder: “Ertappt”!

Fünfhaus Posse: “Nur ned aufpudln” (1997) – “Gotcha!” oder: “Ertappt”! – Kommentar zur der Sam-Smith-Outing-Sache und was das mir mir, Chris Bader, zu tun hat.

NACH-Denken statt VOR-Verurteilen. Kategorie: “Ich kann LESEN und tu’s auch.” – Und: Wer ist hier schwul?

Same Posting as in tba, Vienna pop cult chronicles

 

We will RAP you: SchülerInnen des BG & BRG 10, Ettenreichgasse sowie Chris Bader, ehemals Christiane Zintzen mit Blondmähne & Headphones (2. Bild von links, linker Rand). – Fotos, Montage: Thanx to ORF-Kunstradio & Elisabeth Zimmermann.

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Fünfhaus-Posse: “Nur ned aufpudln” – Eine Stern- und Geburtsstunde für den Österreichischen HipHop: Titel-Track der Release “Aufpudln” (Spray Records, 1997) der hörbar aus Jazz-Hintergrund kommenden Fünfhaus Posse. -

Ich fand dieses zukunftsweisende Werk, als ich in extenso zeitgemässe deutschsprachige Mundart-Dichtung recherchierte, um damit einen Rap-Workshop für eine 6. Klasse im BG und BRG 10, Ettenreichgasse vorzubereiten: “We will RAP you. Nicht für die Schule, für das Leben rappen wir” (1999/2000). Oliver Stummer, mit dem ich später auf für das ORF-Kunstradio zusammenarbeiten sollte, komponierte einen Basic HipHop-Track. -

Drei Tage lang entwickelten wir gemeinsam mit den SchülerInnen (unter freundlicher Gegenwart der Deutschlehrerin) Texte, indem wir sangen, herumsprangen, Themen aufwarfen, an Formulierungen bastelten, den Rap-Gestus (das “Dissen”) mit sportlichen Übungen hervokitzelten. -

Es was ein sehr anstrengendes Projekt für alle Beteiligten, und zwar vor allem aus diesem Grund: Es brauchte viel aktive Arbeit, um die Sperren und die Hemmungen bei den Jugendlichen abzubauen und: Um ihre eigene Sprache zu befreien. Um ihnen ihr ständiges schlechtes Gewissen zu nehmen. Um sie zu ihren eigenen Themen zu ermutigen und dazu, mal das ganze Zeug, das andere Leute in sie reingefüllt hatten, beiseite zu tun. – Ich komme auf diesen Workshop in einem anderen Zusammenhang noch einmal zurück. -

Jetzt und hier nur dies: Ich merke an mir selbst, mit wie vielen “fremden” Hemmungen meine Ausdrucksfreude und meine Lebensfreude beschwert wurde und wie viel aktive Arbeit (psychisch und physisch, spirituell und mental) es braucht, diese fremden Dornenhecken um mein friedliches und liebevolles Ich ständig neu zurückzuschneiden.

Ich tue niemandem etwas zu leide, also möge auch mir niemand etwas zu leide tun. Das ist Menschen-Recht, sogar in Österreich.

Und es ist ein Gebot der Ethik: Zu seinen Freunden treu zu stehen und sie nicht alleine zu lassen, nur weil man lieber im Kaffeehaus sitzt. – Grenzsituationen wie die meinige zeigen: Wer ist wirklich Freund und wer nicht. -

Viele, denen ich geholfen habe und für die ich mich eingesetzt habe und die mir – dank meiner fördernden Radioarbeit, dank meiner Mitwirkung bei Stipendien- und Preisjurien – kein geringes Geld und keine geringen Ehren verdanken*, taten und tun jetzt dies nicht:

Mir einfach helfen.
Einfach zu mir stehen.
Sich zu mir bekennen.

Auch darob pudl ich mich jetzt nicht mehr auf, sondern hoffe, dass mich Österreichs Exekutive umso mehr gegen die in Österreich mögliche Niedrigkeit beschützt.

(*Ich schätze die Gelder, die andere durch mich bekamen, auf etwa € 800.000.- ein: Stipendien, Preise, Honorare, Ehrenpension. – Von diesen Leuten kam auch nie nur ein einziger Euro zurück, geschweige denn ein Engagement ihrerseits für mich und meine über Jahrzehnte maximal prekäre finanzielle Situation.)

“Natural born BILLA!” (Transkription an anderer Stelle)

“Hallo Krawallo” habe ich in die Alltagsdialoge mit meinem Pudel-Border Collie-Mix massiv integriert.

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So. Jetzt hab ich diese Klassische Outing-Szene von und mit Sam Smith & Ellen DeGeneres publiziert und deren Ansicht für Jedermann/Jederfrau empfohlen. – Und zwar in dem Sinne: “Das gibt es.” – “So macht man heute ein Outing”.

Und zwar: Man macht das weltweit heute so, sogar im absichtsvoll rückständigen Österreich, welches lieber Dirndl-und-Lederhosen-Sex verkauft als Aufklärung. Und in dessen “avancierter Literatur” seit 20 Jahren das Palindrom “AMOK – KOMA” als originell und neu verkauft.

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Zum Ersten Mal hörte ich diese Findung bei Heidi Pataki vor mehr als 20 Jahren. Sie war damals Generalsekretärin der GAV und als engagierte Dichterin für meine Begriffe dies: glaubwürdig.

Aber hört jetzt dies: Als sie diese Findung im Literarischen Quartier Alte Schmiede vorlas und den Erfolg eines amüsierten Gelächters beim Publikum für sich verbuchen konnte, erhob sich ein kleiner Dialog zwischen 2 Publikumselementen in meiner unmittelbaren Nähe. – Es war ein Dialog der Abwertung und der Relativierung von Heidi Patakis Momenterfolg.

Und zwar “entschuldigte” einer der Sprecher die witzige Idee der Autorin mit der Formulierung:
“Die Arme, sie ist ja sooo krank”. -
Darauf der andere: “Geh bitte, sie hat ja geerbt.”

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Was wir hier sehen, ist die Wiener Bewertungs- und Relativierungs-Unart in Reinfortm:

Wenn Einer Leistung bringt und auch nur den kleinsten Erfolg hat, wird er in Blitzesschnelle relativiert: Er sei ja ohnehin bedauernswert, da krank, also könne man ihm diesen kleinen Moment-Erfolg ja durchaus zubilligen. – Wenn diese Karte nicht sticht, kommt das Killer-Argument: “Hat Geld”.

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In einer Neid-Gesellschaft wie der Österreichischen, wo “Leistung” eher übellaunig aufgenommen wird, weil diese das allgemein Komfortverhalten stört, muss, wer Leistung bringt, mit diesen “a part” gesprochenen Kommentaren seines Umfelds ständig rechnen. Gleichzeitig darf er aber sicher sein, dass diese Leistung hinter seinem Rücken von den Neidern und von den Wenig-Tuern und von den Nie-Für-Etwas-Verantwortlich-Sein-Wollenden flugs kopiert und für eigene Zwecke ausgeschlachtet wird.

Also hört ich das “AMOK – KOMA”-Thema sogar bei einer Autorin laut im Vorjahr, an einem Lese-Abend, an welchem ich selbst teilnahm. Also nehmen auch sog. “Freunde”, denen für ihr eigenes Leben und Tun nichts mehr einfällt, schnell meine Motive und Themen, ja gar Sprachwendungen auf.

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Weil sie dies im Stillen und in ihrer jeweiligen Lebenswelt tun und dabei aber ein schlechtes Gewissen haben, weichen sie dem persönlichen Kontakt mit mir aus. Damit sind sie auch von der Last befreit, mir in meiner vergangenen und jetzigen Lebenssituation konkret beistehen und helfen zu müssen.

Also springen auch sie auf die erstbeste Suggestion auf, um mich auszugrenzen. – Und machen dies: Das Zitat von Sam Smiths Outing als männlicher Homosexueller dahingehend zu deuten, dass ich – Chris Bader – mich nun als männlicher Homosexueller oute.

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Was für eine Chice!

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Jetzt denkt’s mal nach, bevor ihr vor-verurteilt, Brüder & Schwestern:

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Da ich männlich bin im Geiste, aber – trotz Muskelaufbau – physiologisch weiblich bleibe, werde ich nie ein “männlicher Homosexueller” sein können, vor dem man die Söhne und Freunde verstecken müsste. – Ich bleibe physiologisch dies: Eine starke Frau, die gute Männer liebt und die Weicheier verachtet.
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Ein Telefonat mit einem Bekannten gestern hat mir erneut gezeigt, wie schnell man Österreicher in ihrer Meinung und Äusserung “umdrehen” kann: Nach fünf Minuten sagen sie bereits das Gegenteil dessen, womit das Gespräch begann, wollen dabei aber immer noch nichts eigentlich gesagt haben.

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Also pudelt Euch bitte nicht wider mich auf, sondern helft mir ganz einfach, ganz normal: Beim Leben und beim “Gegenleben” (Philipp Roth) in einer mir feindlichen Welt, die Z – den Mörder meiner Mutter und Usurpator meines Lebens – deckt und legitimiert, während Opfer wie meine Mutter und wie ich nur dies haben: Hass, Ausgrenzung, Üble Nachred’.

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C’est tout (Marguerite Duras). End of Story. Oder mit Werner Geier: Over and Out.

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