Motherfucking Nightmare

Ich hatte immer eine Unbekannte, der ich Briefe schrieb. Wie andere eine Muse haben, hatte ich also eine Unbekannte. Anders wie jene, an die man sich bewusst wendet, weil man weiß, wer er sie ist, bleibt die Unbekannte unbekannt, weil man nie wissen wird, ob man es mit derselben Unbekannten zu tun hat. Es gibt keine Hochrechnung des Unbekannten. Unbekannt kann jede sein – und gleichzeitig sind es alle, die man nicht kennt.

Ich habe irgendwo gelesen, dass man Briefe nur an sich selbst schreibt, und Gedichte ja eigentlich auch. Vielleicht weiß man es inzwischen: es ist nicht wahr.

Aus dem Unbekannten, das man beschwört, schält sich hin und wieder ein Gesicht; ich habe es noch nie gesehen, aber ich kenne es gut und vergesse es gleich wieder. Ich versuche stattdessen, Hände wiederzuerkennen, wenn sie mir ein Stück Kuchen reichen oder das Wechselgeld zurückgeben. Aber Hände kenne ich nicht. Ich entdecke alles zum ersten Mal, je vertrauter es mir wird.

Es könnte also vorkommen, dass ich neben einer Unbekannten aufwache und mich nicht wundere, mit ihr vertraut zu sein. Aber wie gesagt: das Vergessen liegt näher. Was bleibt, ist die Erinnerung an etwas, das vermutlich nie geschehen ist.

I still see you without eyes / I still hear you without eyes / I still feel you without eyes / I still hear you without eyes / Cold whore’s hair / Motherfucking nightmare

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