In Nijmegen lassen sich, über die Stadt verteilt, aus verschiedenen Anlässen offiziell applizierte Gedichte entdecken. Nicht so viele wie in Leiden, wo über hundert muurgedichten als integraler Bestandteil des öffentlichen Raums fungieren. Aber doch eine erstaunliche Anzahl: die ersten drei fielen uns bei der Anreise mit dem Bus von Emmerich ins Auge. In einem Schaufenster bei einer Bushaltestelle war großflächig die “Route Brandhaarden Bombardement Nijmegen 22 Feb 1944″ annonciert, mit Begehungsplan und drei Gedichten, die auf das Ereignis Bezug nehmen. Die Bombardierung der Stadt, die an die 800 Menschenleben kostete, ging von amerikanischen Lufteinheiten aus, die Nijmegen mit der deutschen Nachbarstadt Kleve verwechselten.
Ein Gedicht von Victor Vroomkoning ist auf einer Wandtafel an der Außenmauer der Stevenskerk anzutreffen. Es stellt den heldenhaften Widerständler “tegen een onmenselijke staat” als nachtaktiven, namen- und gesichtslosen Maulwurf dar, der sich selbst keinesfalls als Held versteht, dieweil er sein Leben für die Freiheit der Stadt einsetzt.
Mit Mariken van Nieumeghen befaßt sich das Gedicht des Belgiers Louis Paul Boon, der zu den bedeutendsten Autoren niederländischer Sprache der Neuzeit gezählt wird. Mariken ist eine aus dem Mysterienspiel (hier der vollständige Text) bekannte Figur der Stadtgeschichte aus dem frühen 16. Jahrhundert. Nach einer Kränkung, die ihr zuteil wurde, verschreibt sich Mariken dem Teufel und sündigem Lebenswandel. Später findet sie auf den christlichen Weg zurück. Heute stehen gleich zwei Mariken-Skulpturen in der Nijmeger Innenstadt.
“wij willen een handvol kinderen, wijn, en / een speelplaats flink door de zon afgerost” (Gedichtzeilen an einer Spielplatzmauer von Hans Lodeizen)
- von Stan Lafleur
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