Es ist: 15-12-2020, 15:11
Es ist: 15-12-2020, 15:11 Hallo, Gast! (Registrieren)


VI 11: Träume / Vom Scheitern
Beitrag #1 |

VI 11: Träume / Vom Scheitern
Der Versipuls 11 hat mich angeregt, mal wieder was lyrisches zu verfassen. Wahrscheinlich das zweite Gedicht, welches ich in meinem kurzen Leben verfasst habe Icon_ugly

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Träume / Vom Scheitern

ich träume -
denn sonst leb' ich nicht

frage mich jeden Tag
was denn einmal werden wird

und wenn es auch nie geschehen sollte
so hab' ich es doch erlebt

ich rahme ein Bild, bevor ich es male
setze mich vor die weisse Leinwand und frage:
wie wird es aussehen, wenn es fertig ist?
das Gemälde, welches in meinen Gedanken sitzt

aus dem Wasserhahn fliessen nebst den üblichen Tropfen
flüssige Planeten
sie schweben in den Sternenhimmel
die Tröpfchen fallen in den Strom

und nur der Morgen wird es zeigen

ist die Leinwand bunt bemalt mit Farbe
oder blütenweiss wie einst?
bin ich tatsächlich ein Planet
oder doch nur ein Tropfen auf den heissen Stein?

fin.



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Beitrag #2 |

RE: VI 11: Träume / Vom Scheitern
Servus Nachtmahr,

wieder mal eine ureigenste Deutung vom Gedankentrans-Porter Icon_cool

Als ich mit deinem Werk zu Ende war, spukte "Major Tom" von Peter Schilling (1982) in meinem Geist herum. Du weißt schon: "Völlig losgelöst, von der Erde, schwebt ..." usw.
Gleichzeitig hab ich mich gefragt, ob ich wohl einst zu den Tröpfchen ("... die Tröpfchen fallen in den Strom ... auf den heißen Stein") oder zu den Planeten (... flüssig ... in den Sternenhimmel) gehören werde, wenn ich aus dem Wasserhahn bzw. aus dem Rahmen falle. Also, ich wäre lieber ein hinaufschwebender "Major-Tom-Planet", das ist ja klar.
Dass du den Augenblick, wo die Entscheidung fällt, in die Morgenstunden verlegst, passt auch viel besser zu dieser Alternative.
Dass die Möglichkeit besteht, dass es nie geschehen wird, hat mich ein bisschen überrascht, aber in der Liebe und in der Dichtung ist alles erlaubt Pro

Ein Déjà vu und eine neue Hoffnung - was will ich mehr zum Wochenende. Danke für diese aufhellende Lyrik.


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Beitrag #3 |

RE: VI 11: Träume / Vom Scheitern
Hi Nachtmahr!

Das Ich lebt in deinem Gedicht nicht seinen Traum, das Ich lebt in seinem Traum - lebt es da nicht an seinem Leben vorbei??!!
Da passt das zuerst gerahmte und dann gemalte Bild gut dazu, denn auch hier geht das Ich einen unüblichen Weg - wie bei den Träumen.
Ob das Bild am nächsten Morgen dann tatsächlich gemalt ist oder nicht - wer weiß - auf jeden Fall ist der Traum mit seinen Planeten und Tropfen sehr interessant und ich würde gern das Bild dazu sehen Icon_smile

Nur noch ein paar kleine Bemerkungen, was mir sonst aufgefallen ist : du schreibst bei einigen Wörtern ein ss wo eigentlich ein ß gehört (weiße, fließen, blütenweiß, heißen) und ein Fallfehlerchen ( auf dem heißen Stein) .

So, nun genug des Korrigierens Write

Zum Schluss vielleicht nur noch eins : versuche hier und da, etwas zu verdichten, also weniger Worte zu verwenden bei gleichbleibender Aussage - ist nicht einfach, und ich will es dir auch nicht irgendwie einreden, aber ich würde es manchmal besser finden.
ist nur meine Meinung.
Beispiel letzte Strophe :

Ist die Leinwand bunt bemalt ( "mit Farbe " kannst du weglassen - womit denn sonst!)
oder noch immer blütenweiß?
bin ich nun Planet
oder Tropfen auf dem heißen Stein?

Gedacht als kleiner Denkanstoß.

Ich habe dein Gedicht sehr gern gelesen Icon_smile

Lg
Quantensprung

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Beitrag #4 |

RE: VI 11: Träume / Vom Scheitern
Hallo zusammen,

vielen Dank für eure Antworten. Schön, dass es euch im Grossen und Ganzen gefallen hat.

@Porter: "Major Tom" kannte ich noch gar nicht. War vor meiner Zeit Icon_ugly
Ob wir ein Tröpfchen oder ein Planet sein werden, das fragen wir uns doch alle. Auch ich wäre lieber ein Planet, der am Himmel prangt. Doch dieser Wunsch wird nur bei den Wenigsten Wirklichkeit.

Zitat:Dass die Möglichkeit besteht, dass es nie geschehen wird, hat mich ein bisschen überrascht, aber in der Liebe und in der Dichtung ist alles erlaubt

In dem Zusammenhang ist die Wahrscheinlichkeit des Nicht-Werdens doch sehr nahe liegend. Wessen Träume gehen denn schon in Erfüllung? All die Hoffnungen und Vorstellungen der jungen Jahre, wer lebt sie später?

Zitat:Danke für diese aufhellende Lyrik.

Smiley_emoticons_blush
Schön, dass es dir als erfahrener Lyriker gefallen hat.

@Quantensprung: Tja, das Leben geht oft seltsame Wege. Ich selbst habe den grössten Teil davon noch zu bestreiten, weshalb ich mir oft Gedanken über das Thema mache. Aber eben, das Leben geschieht einfach, egal was man dafür/dagegen tut.

Zitat:Nur noch ein paar kleine Bemerkungen, was mir sonst aufgefallen ist : du schreibst bei einigen Wörtern ein ss wo eigentlich ein ß gehört (weiße, fließen, blütenweiß, heißen)

Icon_aufsmaul
Da wo ich herkomme, läuft das so. Wenn's dir nicht passt, kannst es gleich hier melden Mrgreen

Zitat:und ein Fallfehlerchen ( auf dem heißen Stein) .

Muss ich ganz scheu einwerfen, ob denn meine Variante nicht auch möglich ist.

"Ein Tropfen fällt auf den heissen Stein." -> "Ich bin ein Tropfen auf den heissen Stein."

Naja, keine Ahnung Icon_confused

Da Komprimieren der Ausdrücke werde ich auf jeden Fall in den nächsten Gedichten zu verbessern versuchen.

Zitat:Ich habe dein Gedicht sehr gern gelesen

*freu*

Grüsse vom Nachtmahr



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Beitrag #5 |

RE: VI 11: Träume / Vom Scheitern
Hallo Nachtmahr!

Du schreibst:
Icon_aufsmaul da wo ich herkomme, läuft das so
Smiley_frown

Bei uns in Österreich läufts anders - aber ist doch egal
Icon_uglyIcon_igitt

Ich bin ein Tropfen auf den heißen Stein - geht nicht.
Ich falle auf den heißen Stein - geht schon.

So, jetzt ist es aber genug mit der Pingeligkeit * grins*

Lg
Quantensprung

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Beitrag #6 |

RE: VI 11: Träume / Vom Scheitern
Gut, ich lass es noch eine Weile so stehen.
Dann werde ich die vorgeschlagenen Änderungen so vornehmen. Das ss bleibt aberMrgreen



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Beitrag #7 |

RE: VI 11: Träume / Vom Scheitern
Hallo Nachtmahr,

der Einstieg in deinem Gedicht gefällt mir ganz gut. Allerdings finde ich zu dem Rest keinen richtigen Zugang. Auf mich wirkt es, als wären es einfach nur einzelne Gedanken, die du danach noch zusammengetragen hast.
Mir fehlt der rote Faden. Etwas, was die einzelnen Gedanken/Bilder miteinander verbindet, sie zusammenhält, alles zu einem Ganzen macht.

Zitat:ich träume -
denn sonst leb' ich nicht

frage mich jeden Tag
was denn einmal werden wird

und wenn es auch nie geschehen sollte
so hab' ich es doch erlebt
Diese Aussage, die du hier machts, finde ich toll. Aber für mich ist das Gedicht hier bereits abgeschlossen. Alles was danach kommt, gehört für mich gar nicht mehr wirklich dazu. Als wäre es nur noch Beiwerk.
Vielleicht könntest du versuchen, diese sechs Anfangszeilen als Hülle für dein Gedicht zu nutzen. Also den Rest darin einzubetten, damit es eins wird.
Du könntest hier z. B. auch schön mit Wiederholungen arbeiten. Icon_wink

Mein zweiter Kritikpunkt ist, dass du zu viel sagst, zu viel erklärst. Warum versuchtst du nicht, es mehr auf den Punkt zu bringen? Weniger Worte, dafür aber die richtigen, so dass nur das Wichtigste übrig bleibt.
Werde dir bewusst, was du sagen, was du zeigen willst, und dann mach genau das - und nur das. Icon_smile

Dann könntest du noch versuchen, einen einheitlichen Rhythmus hineinzubringen. Auch das ist wichtig, damit das Gedicht zu einer Einheit wird.

Tut mir leid, wenn mein Kommentar jetzt ziemlich negativ ausgefallen ist. Und es kann auch gut sein, dass du mit mir nicht (bei allem) konform gehst. Also nimm dir von meiner Kritik einfach das, was du brauchst, denn das ist nur meine Meinung. Icon_smile

- November

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Beitrag #8 |

RE: VI 11: Träume / Vom Scheitern
Hallo Nachtmahr,

schön, dass der Versipuls dich zum Dichten inspiriert hat Icon_smile

Ich gehe mal nicht ganz chronologisch vor, sondern eher kreuz und quer, denn: Mir gefällt das Ende sehr. Ein schöner Schwung mit den Planeten und dem Tropfen auf dem heißen Stein, eine gelungene Metapher für die Sinnsuche, vllt auch Platzsuche, Angst vorm Scheitern angesichts der eigenen Vorstellungen / Wünsche / Träume, wie es werden könnte, wohin ein Weg gehen könnte - aber welche? Steht das Ich dort an der Kreuzung und weiß nicht, wohin es zu den Träumen und wohin zum Scheitern geht.
Dieses Ende des Gedichts als Ziel würde ich es an deiner Stelle versuchen, um einiges zu kürzen und zusammenzuziehen, denn du brauchst sehr viele Worte, wodurch die starken Stellen etwas untergehen. Vor allem am Anfang kannst du dich fragen: Was ist wichtig für das Gedicht? Was möchte ich aussagen? Und welches ist das Mittel der Wahl dafür? Welche Strophen sind dafür notwendig und welche nicht?

In diesem Fall hast du ja ein sehr klares Bild wie eine kurze Geschichte:
Ich rahmt ein Bild, bevor es malt und fragt sich dann, was darauf zu sehen sein wird. Ein Bild von der eigenen Zukunft, wie es klingt - und die kann zwei Formen annehmen: Tropfen oder flüssige Planeten. Und hierzwischen fällt dann am Ende die Entscheidung.
Jetzt stellt sich die Frage: Wie verbindest du beides am besten? Denn das tust du bisher kaum. Beim Malen würde sich ja anbieten, wenn der Pinsel ins Wasser (halb Tropfen, halb Planeten) gehalten würde und sich am Ende die Frage stellen würde, was sich mehr im Bild abzeichnet: Tropfen oder Planet? Und gleichzeitig die Selbstbildfrage (letzte Strophe).
Oder vielleicht auch ganz anders.

Den Anfang (die ersten drei kleinen Strophen) würde ich vllt komplett streichen und direkt mit dem Bild beginnen, denn dort wird es interessant, vorher erzählst du quasi "Allgemeinplätze", die aus der "Geschichte", die du im Anschluss erzählst, auch so deutlich werden.
Wie gesagt, das Ende gefällt mir sehr - am Weg dahin könntest du vor allem bildlich, aber auch sprachlich durch Konzentration auf das Wesentliche dieses Gedichts noch arbeiten und dadurch viel deutlicher und klarer werden, ohne direkt schreiben zu müssen, worum es geht ("frage mich jeden Tag, was denn einmal werden wird")

Ich hoffe, der Kommentar gibt dir einen Anstoß in die Richtung - vllt auch eher für kommende Gedichte, denn ich finde gerade in der Lyrik ist es einfacher, beim nächsten Mal ein bisschen was aus Tipps mitzunehmen anstatt dann noch lang an bereits Geschriebenem zu werkeln. Da ist es meist leichter, sich direkt auf etwas Neues zu konzentrieren. Würde mich auf jeden Fall freuen, dich mal wieder in der Lyrik zu treffen Icon_smile

Viele Grüße,
Libertine

... und von den wundersamsten Wegen bleibt uns der Staub nur an den Schuhen. (Dota Kehr)
Avatar von Eddie Haspelmann

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