Es ist: 15-12-2020, 15:11
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VI 11 Herbstbilder
Beitrag #1 |

VI 11 Herbstbilder
Das Blatt fällt schwer, dass Blatt fällt leicht
Die roten Sprenkel, umrahmen's seicht

Die Katzenkralle fährt heraus
Blitzschnell-Schon durchzuckt's die Maus

Tobend,Purzelnd durch das Laub,
Die Kinder spielen, sie lachen laut

Die Wolke zeigt sich, der Tropfen fällt-
Fragt sich's , wer sich da noch draußen hält ?

In Gedanken lach ich, denn ich muss sagen :
Ich rahm mein Bild manchmal, bevor ich's male.


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Beitrag #2 |

RE: VI 11 Herbstbilder
Hallo liebe Phoebe,

da gabst du mir einiges zum Nachdenken Icon_smile

Spielerisch gehst du an das Thema Herbst heran und auch wenn es für die Maus durchaus ernst wird, gelingt dir das durchgehend.

Das Blatt, das erst schwer, dann leicht fällt, war mir zunächst ein Rätsel. Aber als ich nach draußen sah und mir das Ganze in der Realität vorstellte, passte es wunderbar. Der Wind macht's, zusammen mit dem Regen. Warum du allerdings beim "leichten Fallen" aus dem das ein dass machst, bleibt ein Rätsel ...

Seltsam war für mich die Tatsache (und das hat jetzt nichts mit deinem Gedicht zu tun), dass ich bei der Vorstellung, dass die Katze die Maus tötet, gar nicht so viel empfand. Ist das wirklich so selbstverständlich. Na, egal.
Jedenfalls (und das sind wir jetzt wieder bei deinen Worten) passt es gut ins Gesamtbild.

Die dritte Strophe treibt mir endgültig das Lächeln auf die Lippen, ich war fast versucht, nach draußen zu eilen, um mich mit einem Juchzer in den nächsten Laubhaufen zu werfen. Nebenbei: Purzelnd muss hier klein geschrieben werden.

Die vierte passt (leider) ebenfalls einwandfrei ins herbstliche Geschehen. Da brauche ich nur nacht draußen zu sehen. Aber das mit dem Laubhaufen ginge auch bei schlechtem Wetter :D

Zitat:In Gedanken lach ich, denn ich muss sagen :
Ich rahm mein Bild manchmal, bevor ich's male.
Ich muss sagen (nicht nur du!), dass der Reim nicht ganz hinhaut. "sage" könnte man noch akzeptieren (vllt: "weshalb ich sage"), aber "sagen" schmeißt mich total aus dem Reim.

Vielleicht kannst du da noch ein bisschen rumdoktorn.

Vielen Dank für die schöne Herbststimmung.

Liebe Grüße


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Beitrag #3 |

RE: VI 11 Herbstbilder
Sanyasala PhoebeFibi,

hatten wir schon einmal das Vergnügen? Ich glaube nicht, oder?
Auf jeden Fall werde ich die übliche Vorgehensweise verwenden und zunächst am Text anmerken, schließlich ein Fazit geben. Ich versuche eigentlich immer, so eine Art Interpretation zu geben, Assoziationen und Eindrücke von mir als Leser. Bei der Lyrik höre ich eigentlich immer auf mein Bauchgefühl, so etwas wie Rhythmuslehre kann ich nicht anwenden, aber vielleicht hilft dir mein Kommentar ja trotzdem.

Zum Aufbau: Es hat etwas sehr Szenenhaftes, wie du es vermutlich beabsichtigt hast, und der Titel verspricht eine Umrahmung des Themas mit einzelnen Eindrücken, was ich vom Stil her eigentlich immer toll finde Icon_smile Außerdem mag ich den Klang des Wortes "Herbstbilder". Ich meine .. sag das mal halblaut vor dich hin, Herbstbilder *lächeln muss*

(04-11-2012, 00:08)PhoebeFibi schrieb: Das Blatt fällt schwer, dass Blatt fällt leicht
Die roten Sprenkel, umrahmen's seicht
Zunächst einmal statt "dass" ein "das" Icon_wink
Der erste Vers, und so seltsam das klingt, erinnert mich an herbstlich schwere Luft und Regen, an marschierende Winde, die nach dem Laub an den Ästen treten, ... Obwohl kein Element davon wirklich genannt wird, lässt dieser scheinbare Widerspruch diese Bilder entstehen, in deren Mitte dieses Blatt steht. Die Sprenkel kennen wir ja alle, das Bild mischt sich also vor dem inneren Auge und das "umrahmen's seicht" (ich würde allerdings das Komma weglassen, das stört in meinen Augen nur den Satz) hat auch ein bisschen was von ... entschuldige, wenn ich mir wirr und kitschig ausdrücke: dem Gefühl, wenn jemand einem über die Wange streicht. Ohne romantische Konnotation, jetzt. Einfach nur ein Herbstgefühl, etwas von Zusammenrücken gegen die aufkommende Kälte, ein Anflug von Vorwinter, sozusagen. Gefällt mir. Vor allem, weil es zwar so ein Gefühl ist, aber irgendwie losgelöst vom Menschsein ist.

Zitat:Die Katzenkralle fährt heraus
Blitzschnell-Schon durchzuckt's die Maus
Ich habe ein Herz für Mäuschen *seufz* Dennoch passt es vom Ding her - ebenso natürlich wie die vorherige Strophe, das vorherige Bild, aber von einer ganz anderen Art, von einer gewissen Kälte ... wie hat es mal jemand ausgedrückt? "Die Kälte von warm fließendem Blut".
Nur stilistisch die Anmerkung zum zweiten Vers: "Blitzschnell - schon durchzuckt's die Maus"
Wobei ich die Wortwahl "durchzuckt" mit dieser Dopplung - Katzenkralle, die durchzuckt, als auch die Maus, die zusammenzuckt und durchbohrt wird - sehr gut finde.

Zitat:Tobend,Purzelnd durch das Laub,
Die Kinder spielen, sie lachen laut
"Tobend, [leerzeichen] purzelnd durch das Laub"
Hier hängen die Verse so wenig zusammen, grammatikalisch vor allem. Wäre es ein großer Einschnitt, wenn du stattdessen schreiben würdest:
"Tobend, purzelnd drch das Laub
spielen die Kinder, sie lachen laut."
Oder "und lachen laut", aber das ist nur so eine Idee von mir. Auf eine merkwürdige Weise schließt das gut an die Katzen-Strophe an. Gemeinsam ist ihnen dieses Körperliche, wie die Kinder in ihren bunten Anoraks durch das Laub toben, als wären sie Welpen oder Kätzchen, und sich nicht darum scheren, dass Menschen gesitteterweise auf zwei Beinen, mit geradem Rücken durch die Gegend laufen und sich nicht auf den Boden werfen oder andere kreischend mit Laub bewerfen. Es hat eine sehr lockere Stimmung, eben spielerisch. Wirkt sich auch irgendwie auf die anderen Strophen aus, so wie alle sich gegenseitig beeinflussen. Sehr schön, eine tolle Atmosphäre.

Zitat:Die Wolke zeigt sich, der Tropfen fällt-
Fragt sich's , wer sich da noch draußen hält ?
Vor den Spiegelstrich, wenn du ihn überhaupt behalten willst, würde ich ein Leerzeichen setzen. Der erste Vers hat eine ungeheure Leichtigkeit, das gefällt mir richtig gut. Man stellt sich wirklich vor, wie da ein einzelner Tropfen schillernd im hellen Herbstlicht in eine Art Slow-Motion mit Fokus der Kamera gen Erde fällt und sich irgendwie freut, da zu sein. Verrückt, aber genau das ist die Stimmung, die da ist.
Zum zweiten Vers: "'S fragt sich, wer sich da noch draußen hält[kein Leerzeichen]?"
Es erscheint mir aber ein bisschen sehr lang. Wie wäre es alternativ mit
"'S fragt sich, wer sich da nach draußen stellt?"

Zitat:In Gedanken lach ich, denn ich muss sagen :
Ich rahm mein Bild manchmal, bevor ich's male.
Das Bild kehrt wie zum lyrischen Ich, das vor dem Fenster steht und sich all das überlegt, in spontanen Gedankenzügen und leichter Stimmung, vielleicht vor einer Staffelei stehend und nebenbei ein bisschen Herbstfarben auf ein Bild streichend, das eigentlich als klassisches Herbstlandschaftsbild angefangen hat, nun aber in der übermütigen, spielerischen Stimmung der Künstlerin zu etwas Leichterem wird. Die Versipuls-Zeile passt da toll.

Bis auf ein paar formale Sachen habe ich ja kaum etwas gefunden, und ich muss sagen: Die Stimmung des Gedichts gefällt mir ausnehmend gut. Am Ende überwiegt das Bild der Künstlerin, die vor der Staffelei und dem Fenster steht und in einer Stimmung von Übermut und Spielhaftigkeit, wie man sie selbst nach den ersten Strophen empfindet, den Spieltrieb hat, etwas ganz nach ihrem Bauch heraus zu machen und abzuändern. Spontan, einfach. Vielleicht ein bisschen kindlich, aber auf eine Weise, wie sie sich jeder Erwachsene für Gelegenheiten wie diese bewahren sollte. Insgesamt muss ich sagen: Auf den zweiten Blick ist in deinem Gedicht sogar noch mehr drin, als man auf den ersten dachte. Schön zu lesen!

Liebe Grüße,
Trinity

"Unmöglich? Du selbst bist doch die Fürstin des Unmöglichen. Du hast mir das Leben geschenkt und es dann zur Hölle gemacht. Zwei Väter hast Du mir gegeben, und beide mir entrissen. Unter Schmerzen mich geboren und zu Schmerzen mich verdammt. Nun spreche ich zu Dir aus dem Grabe, zu dem Du mir die Welt geschaffen hast: Ich bin Deine Tochter - und Dein Tod."
- aus Bastard -

(Avatar: 'Batbastard', © by Trin o'Chaos)

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Beitrag #4 |

RE: VI 11 Herbstbilder
Kurz, knackig, frisch und amüsant ^^ Gefällt mir.

Bayern oder Österreich ?^^


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Beitrag #5 |

RE: VI 11 Herbstbilder
Hey
Schönes Gedicht ^-^
Auch die Reime kommen sehr gut zur Geltung. Es gibt einen flüssigen und angenehmen lesefluss.
Wenn mann es liest möchte man direkt wieder zurück in den Herbst. *in Gedanken Blätter fang*

Lg LaFleur


Sie mag rosenbekränzt
Mit dem Lilienstengel
Blumentäler betreten,
Sommervögeln gebieten
Und leichtnährenden Tau
Mit Bienenlippen
Von Blüten saugen
, --- von Goethe

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