Graz
Von A nach B – so nenne ich das Sgraffito an der Unibibliothek Graz. Abends, wenn der Platz menschenleer ist, wirkt die Darstellung aus einem Lehrbuch der Renaissance mit den Buchstaben in der Mitte am imposantesten. Dann stelle ich mich gerne darunter und bewundere die meisterhaft ausgeführte Arbeit, die ein schönes Symbol für meine eigene Arbeit ist: von A nach B, so entstehen die Wörter und irgendwann wird daraus ein Text.
Zwischen den Zeilen
Die beste Haltung für erfolgreiche Texte funktioniert folgendermaßen: Setzen Sie sich bitte aufrecht hin, drehen Sie den Kopf geradeaus zum Bildschirm, die Finger erwartungsvoll auf die Tastatur legen, Schulterblätter nach unten drücken, Kinn leicht nach oben. Und nun die Mundwinkel langsam in Richtung der Ohren ziehen.
Lächeln Sie beim Schreiben, man liest es zwischen den Zeilen.
Abenteuer in der Kälte…
oder einem wilden Garten
Nie ist die Schönheit flüchtiger als im Schnee… oder in einem wilden Garten, wenn abends zarte Blüten ihren Duft verbreiten. Zwei Tipps für alle, die mit einem Buch gerne verreisen: in die Wärme des Südens oder die Kälte des Nordens. Endlich Winter!
Am Fuße eines Berges…
oder mitten im Wald
„Ein Leben mehr“ von Jocelyne Saucier und „Die Bagage“ von Monika Helfer – zwei Bücher, die in die Tiefen der kanadischen Wälder oder in ein Bergdorf führen. Berührend, versöhnlich, hoffnungsvoll sind sie beide. Wie für das Ende eines Jahres gemacht.
Graz
Ich erinnere mich an China: an unsere Reise mit dem Nachtzug von Xi’an nach Peking. Mitten in der Nacht wachte ich auf und hörte ein seltsames Geräusch unter mir. Langsam fuhr der Zug über hohes Gras, irgendwo in der Steppe von China – ich lächelte. Wenn ich von meinem Arbeitszimmer aus zum Chinesischen Pavillon am Grazer Schlossberg schaue, erinnere ich mich an diesen Moment. Eine gespiegelte Erinnerung.
Ein Spiel mit der Liebe…
und die Suche nach Glück
„Zwei und zwei” von Tessa Hadley und „Ein Sonntag mit Elena” von Fabio Geda sind ein Buchpaar, wie es besser nicht zusammenpasst: beide feinfühlig, psychologisch gut austariert, überraschend – mit viel Sehnsucht nach Glück.
Was Luftspaziergänge bewirken
Wenn meine Beine in der Luft spazieren gehen, bringen sie ein paar Stockwerke tiefer was ins Laufen.
Ding meines Lebens
Die Geschichte der berühmten Kreidefelsen auf der Insel Rügen einmal anders erzählt.
Ann Patchett
Das Holländerhaus
Manchmal ist es ein Haus, das die Geschicke einer Familie bestimmt: Wie bei den Conroys, die im prächtigen Holländerhaus leben – bis der Vater eine junge Frau heiratet und sie seine Kinder aus dem Haus wirft. Ein altbekanntes Literaturmotiv in eine moderne Familiengeschichte verpackt.
Daniel Mason
Der Klavierstimmer Ihrer Majestät
London im 19. Jahrhundert: Edgar Drake führt ein beschauliches Leben voll Musik – bis er im Auftrag Ihrer Majestät nach Birma reisen soll, um den wertvollen Flügel eines britischen Militärarztes zu reparieren. Doch wieso braucht dieser mitten im Dschungel ein Klavier?
Ellmau
Das Ellmauer Tor ist ein knapp 2.000m hoher Felssattel im Kaisergebirge in Tirol, bei dem man sich unweigerlich fragt, was dahinter liegt. Über die Gaudeamushütte oder die Gruttenhütte kann man in circa fünf Stunden hinaufgehen und nachschauen. Mir reicht der Blick hinauf – am schönsten kann man ihn von der Wochenbrunneralm genießen.
Bücher hamstern
Mein Vorrat an Reis, Nudeln und Klopapier war im Shutdown überschaubar. Aber im Bücher hamstern war ich vorne dabei. 3.107 Seiten habe ich mir in sechs Wochen abends einverleibt, knapp 30cm hoch war der Bücherstapel. Eine kleine Auswahl daraus gibt es hier für euren Urlaub in Zuhausien.
Richard Russo
Jenseits der Erwartungen
Sommer auf Martha’s Vineyard vor Cape Cod und drei Männer, die sich seit Collegezeiten kennen: Kaum sind sie auf der Insel angekommen, werden die Erinnerungen an Jacy wach – der Frau, die vor Jahrzehnten an diesem Ort nach einem gemeinsamen Wochenende verschwand. Was passierte damals wirklich?
Graz
Wenn ich abends durch die Herrengasse gehe, schaue ich gerne zum Unbekannten Ritter hinauf, der am Dach vom Zeughaus liegt – eine Intervention des Künstlers Nasan Tur und Erinnerung an die Welt des Krieges darunter. Der Unbekannte Ritter selbst jedoch ruht in Frieden, mit Blick auf Sonne, Mond und Sterne – und die Schwalben, die im Sommer über ihn segeln. Ein befreiender Anblick!
Ding meines Lebens
Jetzt heißt es zu Hause bleiben. Aber man kann auch im Zimmer reisen – zum Beispiel nach Guatemala mit einem Püppchen, dem man viel erzählen kann.
Karen Köhler
Miroloi
Wer noch nicht hat, der sollte jetzt – dieses Buch lesen! In einer selten schönen Sprache erzählt Karen Köhler von einer jungen Frau, die mit althergebrachten Traditionen bricht. Unfassbar gut!
Julie Otsuka
Als der Kaiser ein Gott war
Abwarten und Tee trinken – und lesen! Beispielsweise diesen Roman über das Schicksal japanischer Einwanderer in den USA. Ein Buchjuwel, das in die erzwungene Stille dieser herausfordernden Zeit passt.
Unterpremstätten
Die Erdkugel als Koffer mit einem Henkel dran: Diese Arbeit von Peter Weibel im Österreichischen Skulpturenpark macht unsere Welt zu einem riesigen Behälter. Alles, was unser Leben ausmacht, ist darin verstaut und in analogen und digitalen Informationsträgern dokumentiert. Und trotzdem ist unser Leben eine Illusion – wie recht die Kunst wieder einmal hat!
Louise Erdrich
Die Wunder von No Little Horse
Lesen ist die beste Medizin: Bei diesem Buch will man gar nicht ausgehen, sondern einfach nur in die Geschichte eines abgelegenen Indianerreservats in North Dakota eintauchen. Großes Lesefest!
Madeline Miller
Ich bin Circe
Es könnte in der Götterwelt so einfach sein: ein wenig Intrige da, ein bisschen Liebschaft dort. Wenn da nicht Circe wäre, die Tochter des mächtigen Sonnengotts, die immer wieder Unruhe in die heiligen Hallen bringt. Ein schöner Leseschinken!
Claire Lombardo.
Der größte Spaß,
den wir je hatten
Vier Schwestern, wie sie unterschiedlicher nicht sein können, und Eltern, die sich seit vierzig Jahren abgöttisch lieben. Bei solchen Vorbildern kann man ja nur verzweifeln. Ein humorvolles Buch über den lebenslangen Ausnahmezustand, den wir Familie nennen.
Fingerflug
13 unscheinbare Helfer sorgen dafür, dass beim Schreiben die Finger fliegen. Sie sollen aus ihrem Schattendasein auch mal unters Licht der Schreibtischlampe dürfen. Bitte sehr, das ist ihr Auftritt.
Altaussee
Ein See ist wie ein Spiegel: Er macht den Blick aufs Leben klar. Oft reichen nur ein paar Stunden und schon ist der Kopf erfrischt, das Herz wird leicht und die Seele kann wieder baumeln. Der Altausseersee wird oft als Tintenfass bezeichnet – im Winter zeigt sich seine tiefblaue Farbe besonders gut und das ohne Fotobearbeitung und ohne Filter, einfach nur schönste Wirklichkeit.
Ding meines Lebens
Meine Sammlung weißer Vasen begann mit einer gelben Vase. Klingt ungewöhnlich? War es auch!
New York
Zuerst rattert man mit der Subway nach Brooklyn und dann weiter bis ganz ans Ende: Brighton Beach – auch Little Odessa genannt – ist im Winter ein herrlich verlassener Ort. Man kann in aller Ruhe in den wenigen Geschäften, die offen haben, nach osteuropäischen Spezialitäten und Skurrilitäten stöbern. Und wer Zeit hat, wandert entlang der Promenade nach Coney Island weiter und lässt sich vom scharfen Atlantikwind schwere Wintergedanken vertreiben.
Andrew Ridker.
Die Altruisten
Das Sensationsdebüt aus den USA über eine Familie, in der es alle gerne richtig machen würden, aber immer kommt ihnen etwas dazwischen: das Leben zum Beispiel. Ein kluger Roman darüber, was es kostet, ein guter Mensch zu sein.
Ding meines Lebens
Ein Wintertag in Lissabon und ein Flohmarkt ganz oben am Hügel: Dort fiel mir inmitten von Kramasuri dieser kleine Globus in die Hände...
Die richtigen Begleiter
Im Advent lassen sich die schönsten Worte für eure liebsten Menschen am besten zu finden. Wie ihr dafür die passenden Begleiter findet, erfährt ihr hier.
Lissabon
Der kleine Platz am Ende des großen Praça do Comércio, direkt am Flussufer des Tejo, ist wie für den Winter gemacht: In der warmen Jahreszeit rangeln sich dort zig Touristen mit den Möwen um die besten Plätze. Im Winter hat man ihn ganz für sich allein…
Raphaela Edelbauer.
Das flüssige Land
Ein Ort, der nicht gefunden werden will. Eine Gräfin, die darüber herrscht, als ob es ihr Privatbesitz wäre. Und eine junge Physikerin, die flüssiges Land entdeckt. Ein tiefschürfender Roman gegen das Vergessen…
Istanbul
Eine Stadt zwischen Welten und Kontinenten und eine Drehscheibe zwischen Ost und West: Hier kann man gut ins neue Jahr hinüberschauen. Auf keinen Fall verpassen: Das „Museum der Unschuld“ von Orhan Pamuk – fast jedem der 83 Kapitel seines gleichnamigen Romans ist eine Vitrine gewidmet, für die der Literaturnobelpreisträger tausende Exponate zusammengetragen hat. Ein Sammelsurium, das man gesehen haben muss.
Edward Carey.
Das außergewöhnliche Leben eines Dienstmädchens namens Petite, besser bekannt als Madame Tussaud
Die Geschichte einer kleiner Frau, die großen Ruhm erlangen sollte: Dafür lebte sie in einem Kleiderschrank, hatte die berühmtesten Köpfe der Französischen Revolution in der Hand und bewies viel Mut…
Ding meines Lebens
Was eine Brosche aus England mit Wellensittichen vom Wörthersee zu tun hat?
Aus dem Urlaub schreiben
Wie man Urlaubspostkarten ganz entspannt und mit blendender Laune schreibt? Das Zauberwort dafür lautet: loslassen.
Ladakh
Irgendwo im Himalaya: eine geschotterte Landstraße, Sonnenblumen am Weg und ein blauer Tisch. In einem Sommer vor zehn Jahren forderte er mich auf, Pause zu machen. Nach dieser Reise kündigte ich ins Blaue hinein und machte mich selbstständig. Wie gut, dass ich mich damals anhalten ließ.
Ulrich Woelk. Der Sommer meiner Mutter
Sommer 1969: Apollo 11 soll auf dem Mond landen und Tobias möchte es bei Rosa – der Tochter der neuen Nachbarn. Während er mit ihr seine ersten erotischen Abenteuer erlebt, entwickelt sich auch zwischen den Eltern der beiden eine wechselseitige Anziehung.
Losinj
Freiluftzimmer mit Aussicht: unweit der Borik Mediterranean Bar im Süden der Insel. Am besten beginnt man den Spaziergang in der Čikatbucht und geht – immer am Meer – solange, bis man hier ankommt. Am Abend ist das Licht am schönsten und die Aussicht gehört euch allein.
Ein beglückender Ort
Wie ihr fürs Schreiben einen beglückenden Ort findet, zeigt euch euer Gespür. Manchmal braucht es dafür auch einen besonderen Blick. Oder zwei – wie bei mir.
Ding meines Lebens
Die Dose stand immer auf der Ablage, hinter dem Esstisch in der Küche meiner Eltern…
Wenn Buchstaben verlorengehen
Beim Schreiben haue ich am liebsten geräuschvoll in die Tasten. Dabei sind schon einige Buchstaben verloren gegangen…
Sankt Petersburg
Herrlich leichte israelische Küche, feinste Kuchen, guter Kaffee und die schönste Lampe, die ich je gesehen habe. Alles im Saviv Israeli Bistro in St. Petersburg – zentral gelegen und hip und bis zwei Uhr morgens geöffnet. Der beste Start in eine helle Nacht.
Lars Mytting. Die Glocke im See
Mit diesem Buch kommt man einfach nicht aus den Kissen. Warum auch? Ist doch viel besser: liegen bleiben und lesen, was die spannenden Seiten hergeben…
Athen
Athen ist nach Athene benannt, der Göttin der Weisheit. Jedes Jahr fanden ihr zu Ehren die Panathenäen statt – ein großes Fest für alle Athener, das in der Antike in diesem Stadion gefeiert wurde. Das Panathenäische Stadion heute ist zwar eine Rekonstruktion, in seiner langen Hufeisenform aber immer noch ein einmaliger Platz. Wer ganz nach hinten geht und auf die Ränge steigt, hat einen schönen Ausblick auf die Akropolis – dem Sitz der Götter und von Athene.
Ann Patchett. Die Taufe
Wäre Bert Cousin nicht ungeladen auf der Taufe von Franny Keating aufgetaucht, wäre nichts passiert…