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Monster 3

MONSTER 3

Buch / Manga

Naoki Urasawa
Monster 3, Japan, 1995
EMA, Köln, 12/2002
TB, Manga, Psycho-Thriller, 978-3-89885-682-9, 204/650
Aus dem Japanischen von Mario Hirasaka
www.manganet.de

Nachdem Dr. Kenzo Tenma, ein aufstrebender Chirurg aus Japan, sich dazu entschied, statt einer wichtigen Persönlichkeit einen kleinen Jungen zu operieren, nimmt die Tragödie ihren Verlauf: Johann überlebt, verschwindet dann jedoch zusammen mit seiner Zwillingsschwester – und immer wieder ereignen sich Mordfälle, die sich nicht klären lassen. Nach neun Jahren erfährt Tenma, dass er mit Johann ein wahres Monster auf die Menschheit losgelassen hat. Um seinen Fehler zu korrigieren, bricht er alle Brücken hinter sich ab und begibt sich auf die Suche nach seinem einstigen Patienten, der inzwischen zu einem jungen Mann heran gewachsen ist.
Es gelingt Tenma, Nina zu finden, nicht aber, ihre Adoptiveltern zu retten. Wieder einmal ist Johann schneller und ermordet jene, die nur Gutes taten. Nina taucht unter. Sie will dasselbe wie Tenma: Johann endlich stoppen.
Um jedoch an das skrupellose Monster heran zu kommen, muss Tenma den vagen Spuren folgen und das Rätsel um die Vergangenheit der beiden Kinder lösen. In Berlin stößt er auf ein Waisenhaus, in dem zu DDR-Zeiten grausame Experimente durchgeführt wurden, die darin gipfelten, dass sich das Personal und die Zöglinge gegenseitig umbrachten. Offenbar steckte wieder Johann dahinter und entkam als Einziger.
Immer wieder zeigt sich, dass Tenma trotz allem an erster Stelle Arzt ist und seine Verpflichtung gegenüber den Menschen ernst nimmt. So bringt er den kleinen Dieter vor seinem Pflegevater in Sicherheit und hat fortan einen Begleiter. Einer schwerkranken Frau rettet er das Leben und erlangt dadurch die Dankbarkeit der Dorfbewohner; selbst der karrieresüchtige Polizist, der Tenma festnehmen wollte, bläst die Fahndung ab.
Längst ist Tenma nicht mehr nur Jäger sondern auch Gejagter: Der Beamte, der einst gegen den Arzt ermittelte, als sich drei Morde in der Klinik ereigneten – auch diese gehen auf Johanns Konto -, rollt den Fall wieder auf, angestachelt von Eva, Tenmas ehemaliger Verlobter, die sich für die Abfuhr rächen will…

Der kurze Klappentext liest sich gar nicht so spannend, aber wer „Monster“ dennoch eine Chance gibt, wird überaus angenehm überrascht. Was mit soapigen Krankenhaus-Intrigen beginnt, entwickelt sich sehr schnell zu einem spannenden Thriller.
Im Mittelpunkt der Geschehnisse steht der Arzt Dr. Tenma, der seinen einstigen Patienten Johann töten will, nachdem er erkannt hat, dass dieser für unzählige Morde verantwortlich ist. Tenma gibt sich die Schuld, denn viele Menschen wären noch am Leben, hätte er den Bürgermeister anstelle des Kindes operiert. Der Autor und Zeichner Naoki Urasawa vergisst nicht, seinen Protagonisten mit entsprechenden Kenntnissen auszustatten, die es ihm ermöglichen, die Fährte Johanns aufzunehmen und auch immer wieder zwielichtigen Gestalten zu entkommen: Ein Söldner trainierte Tenma und lehrte ihn den Umgang mit einer Waffe.
Nicht nur die komplexe, puzzleartige Handlung an sich ist spannend sondern auch das, was sich in Tenma abspielt und ihn motiviert. Er befindet sich in einem Gewissenskonflikt, denn eigentlich will er Leben retten, und um das tun zu können, muss er ein Leben beenden. Immer wieder wirkt er positiv auf sein Umfeld ein und befreit beispielsweise einen anderen Jungen von seinem Peiniger und reißt einen alten Arzt, der verpassten Chancen nachtrauert, aus seiner Lethargie. Tenma könnte jederzeit aussteigen und untertauchen, da jene, denen er geholfen hat, auch ihm etwas geben möchten, aber er hält an seinen Plänen fest und ist bereit, seine eigenen Werte und seine Zukunft zu opfern, um das „Monster“ zu eliminieren. An die Behörden kann er sich nicht wenden, denn ihm fehlen die Beweise.
Die Charaktere sind realistisch aufgebaut und haben nachvollziehbare Motive. Johann ist allerdings nicht das einzige „Monster“. Hinter freundlichen Masken verbergen sich noch andere, die von Tenma als solche entlarvt werden. Auf die Frage, inwieweit diese Personen an Johanns Entwicklung beteiligt waren, erhält man hier noch keine Antwort. Gemeinsam mit Tenma muss der Leser den neuen Spuren folgen – und auf die Fortsetzung warten.

„Monster“ ist keine Serie, die durch spektakuläre Action- oder Splatter-Szenen das Interesse des Publikums auf sich zu ziehen versucht. Es geht eher ruhig zu, und die Spannung entsteht aus den unerwarteten Wendungen, wenn sich etwas als völlig anders entpuppt, als es zunächst schien, oder sich alltägliche Ereignisse dramatisch zuspitzen. Man ahnt, dass Johann im Hintergrund alle Fäden in der Hand hält und Tenma stets einen Schritt voraus ist. Das Rätsel um das „Monster“ wird immer bizarrer und faszinierender.
Die Geschichte wird in realistischen Bildern erzählt. Besonders beeindrucken die Hintergründe, die tatsächlich existierende Orte und Gebäude zeigen. Wer die Gelegenheit hat, in Berlin spazieren zu gehen, mag vielleicht einige der Lokalitäten wieder erkennen.
Die Reihe setzt ganz andere Schwerpunkte als die Masse der Kiddie-Serien, die mit Krawall und Klamauk banale Inhalte vermitteln wollen. Wie auch „Shamo“, „Eight“, „Astral Project“ usw. wendet sich „Monster“ an erwachsene Leser, die anspruchsvolle Mangas wünschen und hier bestens bedient werden.

12. Mar. 2008 - Irene Salzmann

Der Rezensent

Irene Salzmann
Deutschland

Total: 1065 Rezensionen
März 2018: keine Rezensionen

Irene Salzmann, Jahrgang 63, verheiratet, drei Kinder, studierte mehrere Semester Südostasienwissenschaften und Völkerkunde an der LMU München.
Schon seit Jahren schreibt sie phantastische und zeitgenössische Erzählungen, die zunächst in den Publikationen der nicht-kommerziellen Presse erschienen sind. In den vergangenen Jahren w...

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