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endet in 30. September 2015 um 23:59
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HibiscusFlower
vor 6 Tagen
(32)Korbinian Gerhard lebt seit dem Tod seiner Frau alleine und legt größten Wert auf Ordnung. Doch von einem Tag auf den anderen ist nichts mehr, wie es vorher war. Denn als völlig überraschend die heimatlose Billa bei ihm strandet, bricht das Chaos in seinem Leben aus. Und Korbinian, der stets darauf bedacht war, die Menschen von sich fernzuhalten, ist auf einmal verstrickt in äußerst turbulente Ereignisse. Dabei mehrkt er erst sehr spät, dass er längst seine alten Pfade verlassen hat und im Begriff ist, sich auf eine ganz neue, unerwartete Reise zu begeben...
Verlässlich strukturiert muss alles um Korbinian Gerhard sein. Ist es doch die Ordnung, die sein Leben bestimmt und angenehmt macht. Zwischen dem Anschauen von Kunstbildbänden oder Naturdokumentationen und dem Lesen von Kurzbiografien findet er Abstand und Ruhe von den Menschen, denn ohne diese verbringt er am liebsten seine Zeit. Dass gerade er als Lehrer arbeitet, wirkt fast schon possenhaft.
"Das Leben konnte einem leicht entgleiten, klar, aber dieser Mensch hatte offenbar keinen Funken Selbstachtung mehr, dass er derart zu verkommen schien." (S.27)
Über ein Häufchen Elend stolpert Korbinian bei seinen Besorgungen. Von Begeisterung kann nun wirklich keine Rede sein, dennoch entlockt ihm die Situation einen für ihn ungewohnt, wohltätigen Moment. Dass er sich damit die junge Obdachlose gleich ins Haus holt, ja damit hat er nicht gerechnet. Bevor ihm die Sache entgleiten kann, bittet er seine Schwester Emilia darum, ihm zu helfen. Doch anstatt das Mädchen irgendwo anders unterzubringen, bringt diese das Mädchen in sein Refugium und bleibt dazu auch gleich noch da.
"Was ihn mehr verunsicherte, die plötzliche ungewohnte Nähe zu seiner Schwester oder der dubiose Pflegefall, den er sich aufgehalst hatte, konnte er gar nicht sagen." (S.63)
Eines ist sicher - alles wird anders !
Seit dem plötzlichen Tod seiner Frau Marie ist seine Wohnung ein sorgsam gepflegter Zufluchtsort für Korbinian. Nach fast acht Jahren diese mit der jungen Ausreißerin Billa und seiner Schwester Emilia teilen zu müssen, wirkt nicht nur befremdlich auf ihn, sondern stellt alles auf den Kopf.
Kummer, Verzweiflung und Enttäuschung sieht Korbinian, wenn er Billa anschaut. Ihr Leben ist von traurigen Dingen und einem riesigen Durcheinander geprägt. Dennoch wirbelt sie, nachdem es ihr gesundheitlich besser geht, mit ihrem jugendlichen `Wahnsinn´ durch seine Ordnung, versteht es aber auch, in den richtigen Augenblicken einfühlsam zu sein. Wie wenig er über das Leben seiner Schwester Emilia weiß und wie wichtig sie für ihn ist, findet er erst durch das Zusammenleben heraus.
"Für den Bruchteil einer Sekunde dachte Korbinian daran, Emilia spontan in den Arm zu nehmen. Weil das aber genau die Art von Gefühlsregung freisetzen konnte, die ihn womöglich die Fassung kostete, ließ er es bleiben und ging in den Flur, um Schuhe und Mantel anzuziehen." (S.172)
Aber da sind nicht nur die beiden Frauen, die aufzeigen, dass Korbinian unter seiner kauzigen, pedantischen Hülle ein großes Herz versteckt. Die in acht Jahren in fast völliger Stille entstehende Freundschaft zwischen ihm und den Wirt Schiller ist eine weitere Besonderheit dieser Geschichte, die im Gesamten ganz ohne Kitsch und Dramatisierung auskommt. Trockener Humor, Tiefgang und ein angenehmer Schreibstil zeichnen das Buch für mich aus. Genau dafür vergebe ich 4,5 Hibi - Blüten.
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