Rezension vom 04.09.2015
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"Die geheimen Schwestern" lautet der Titel von Anne Fortiers neuem Buch nach dem Bestseller "Julia", welcher meine Lieblingsbuch geworden ist. Nachdem mich ihr Erstwerk so begeistert hatte, habe ich lange überlegt, ob ich mich nun auch an den geheimen Schwestern wagen soll. Das Thema "Amazonen" hat mich dabei anfangs nicht wirklich überzeugt, da ich kein großer Kenner griechischer Mythologie bin und ich damit dementsprechend wenig anfangen konnte. Ein wenig Angst hatte ich vor vielen mir fremden Anspielungen, Namen und Geschichten. Nachdem ich mich also doch dazu durchgerungen hatte, da mir Anne Fortiers Schreibstil in guter Erinnerung geblieben war, hatte ich mich also bereits innerlich auf Recherchearbeiten zum Buch eingestellt.
Doch ich wurde überrascht. Das Buch wechselt zwischen 2 Erzählsträngen: Zum einen in der heutigen Zeit von der Dozentin Diana, welche auf Forschungsarbeiten zum Thema "Amazonen" stößt. Passend dazu hat ihre Großmutter immer behauptet eine Amazone gewesen zu sein und hinterlässt ihr ein Notizbuch mit kryptischen Zeichen. An ihrer Seite arbeitet der Grabungsbeauftragte Nick, welcher jedoch undurchschaubar ist. Beide werden in einen Wirbel aus Spionage gezogen und reisen dabei von Kreta bis nach Finnland, um die Frage nach den sagenumwobenen Amazonen aufzuklären.
Auf der anderen Seite, welche in der späten Bronzezeit spielt, handelt der Roman von Myrina, welche durch den Tod ihrer Mutter mit ihrer Schwester in ein fremdes Land flüchten muss und sich dort Anhängern der Mondgöttin anschließt, ihren "Schwestern". Diese werden jedoch überfallen und teilweise verschleppt und Myrina landet schließlich bei ihrem Versuch sie zu befreien mitten im Trojanischen Krieg.
Beide Handlungen sind wieder sehr toll erzählt, man taucht förmlich in beide Welten ein und kann sich das Beschriebene sehr gut vorstellen. Besonders die frühere Geschichte bleibt trotz längst vergangener Zeit sehr nachvollziehbar und spannend. Während ich bei "Julia" die modernere Handlung gelungener fand, kam es nun hier, dass ich diese von Myrina bald ein wenig interessanter fand, als jene von Diana und stets begierig weiterlesen wollte.
So schafft es Anne Fortier hier, die für mich bald schönste erste Begegnung der Literatur zwischen den 2 Protagonisten heraufzubeschwören. Diese Stelle fand ich wirklich sehr gelungen, generell war überhaupt die erste Hälfte des Buches sehr mitreißend. Probleme mit dem Stoff hatte ich somit keine, da man einfach von der Geschichte getragen wird und sich alles sinnvoll fügt. Durch den Roman habe ich sogar entwas Interesse an den griechischen Mythen bekommen und mich dazu gelegentlich informiert. Umso erfrischender und dennoch plausibel war es, wie Fortier dies nun in ihrem Werk erklärte, eben etwas anders, aber man kann sich trotzdem vorstellen, dass es so gewesen sein könnte. Um nicht zu viel zu verraten: ich hatte mir die Schilderungen des Trojanischen Krieges etwas spektakulär vorgestellt, doch die Autorin wählt hier eine überraschende Version.
Und auch Dianas Geschichte in der Gegenwart passt sich gut an das bereits Erfahrene aus der Vergangenheit an. Auf die Frage, ob es die Amazonen denn nun heute noch gibt, findet die Autorin eine Antwort, die man gespalten bewerten kann, für mich aber auf alle Fälle zum Verlauf des Buches passt.
Keine Angst also vor fremden Inhalten, denn man wird in diese mitgenommen und entwickelt sehr schnell Interesse dafür.
Alles in allem hat mich "Julia" ein Fünkchen mehr begeistert, aber so richtig vergleichen kann man beide Werke dennoch nicht, da sie einfach 2 komplett verschiedene Themen und Zeiten behandeln.
Fazit: Ich freue mich schon auf die kommenden Bücher von Anne Fortier, da ich einfach ihren tollen Stil, eine Mischung aus "Real-Historischem" und Erzählendem, toll finde und es mich auch dieses Mal wieder hineingezogen und fasziniert hat.
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