Als ich den Klappentext las, dachte ich mir sofort: ,,das musst du lesen!'', es klang sehr interessant und man hatte den Eindruck, dass Übernatürlichkeit und Esoterik hierbei eine große Rolle spielen würden. In gewisser Maßen stimmt das auch, jedoch nicht ganz. Ich persönlich, und ich vermute keine Ausnahme zu sein, hatte völlig andere Erwartungen an das Buch, als es mir letztendlich geboten hat. Liest man den Klappentext, so denkt man die Geschichte handelt von einer unmöglichen Liebe, die gefährlich werden könnte, Weissagungen und anderem esoterischen Zeugs. Jedoch ist dies eine totale Nebenhandlung, denn im Vordergrund steht die Freundschaft zwischen vier Jungen, die gemeinsam auf der Suche eines ,,schlafenden Königs'' sind, und zu denen stößt dann zufällig das Mädchen Blue. Dies wäre gar kein Problem gewesen, wenn die Erwartungen übertroffen werden würden, jedoch war dies bei mir überhaupt nicht der Fall. Dafür schon mal einen Punktabzug.
Dann kommen wir zu der Umsetzung. Wenn man vom Klappentext weg sieht, der nur Halbwahrheiten preisgibt, dann ist die Idee dieser Geschichte, eine wirklich gute mit viel Potenzial! Jedoch hat die Autorin es meiner Meinung nach vergeigt. Um überhaupt sich in die Handlung wirklich einzufinden und Interesse zu wecken, muss man mindestens die Hälfte durchlesen, erst dann wird es einigermaßen spannend und man möchte wirklich mehr erfahren. Davor musste ich mich persönlich schon fast zwingen weiterzulesen. Dann aber die nächste Enttäuschung: nachdem man nun sich anfängt für die weitere Handlung zu interessieren und es wirklich spannend wird, geschieht nicht mehr fiel. Das Buch war sehr langatmig gestalten und beinhaltete viel zu wenig Taten und Geschehen, dafür aber viele Nebenhandlungen die nicht unbedingt sein mussten. Dafür ein weiterer Punktabzug.
Noch einen Punkt bzw. Stern ziehe ich für weitere Kritikpunkte wie den Titel, den Schreibstil und die Rolle des Geldes in der Geschichte, ab.
Der Titel ,,Wen der Rabe ruft'' passt meiner Meinung nach überhaupt nicht zur Handlung. Es kommt zwar immer mal wieder der Rabe vor, jedoch wurde er zu keinem richtigen Symbol für etwas oder spielte eine größere Rolle. Man könnte jetzt natürlich sagen, der Rabe (Achtung jetzt wird etwas gespoilert !) den Ronan ,,gefunden'' bzw. aus einem seiner Träume hat, könnte als Symbol für die Übernatürlichkeit der Geschehnisse stehen und dient als Überleitung zu nächsten Buch, jedoch wäre dies meiner Meinung nach immer noch nicht passend und zu weit hergeholt, denn der Rabe wurde von Ronan ,,heraufbeschwört'' und ist nicht selbst der Auslöser für etwas.
Der Schreibstil hat mir überhaupt nicht gefallen. Genau wie die Handlung, war auch dieser viel zu ,,langatmig'' sag ich jetzt mal. Zum einen beinhalteten die Sätze viel mehr Quantität als Qualität. Zu viel Text, zu wenig Information. Die Autorin hat viel zu sehr auf die Beschreibung nebensächlicher Gefühle und Ereignisse geachtet als auf die Haupthandlung. Irgendwie war der rote Faden nicht wirklich Teil des Textes. Genauso fand ich manch ihrer Formulierungen und Ausdrucksweisen nicht passend und auch überhaupt nicht ansprechend.
Das Geld, der Reichtum und das Ansehen hat in diesem Buch auch eine zu große Rolle gespielt. Natürlich ist es wahrscheinlich ein Teil des Konzepts der Autorin für die Geschichte insgesamt, denn irgendwie wird dadurch klar warum manche Charaktere handeln wies sie eben handeln, jedoch hätte es, meiner Meinung nach, nicht so einen riesen Ausmaß annehmen sollen. Mich hat zum Beispiel die Erwähnung der ,,ausgefransten Naht'' an Adams Pullover nach einer Zeit sehr genervt. Denn einerseits verdeutlicht es natürlich die Herkunft des Charakters und auch seine Unsicherheit, dennoch sollten dies Charaktere wie Blue überhaupt nicht wahrnehmen, denn wie auffallend kann eine kleine ausgefranste Naht für ein mittelständisches Mädchen, die zu Extravaganz neigt, schon sein? Als Blue diese Naht sah, war für mich der Punkt erreicht, wo es einfach zu übertrieben wurde und sich die Rolle des Geldes viel zu sehr in den Mittelpunkt drängte.
Ich finde es wirklich schade, diesem Werk nur zwei Sterne geben zu können, aber ich wurde einfach in vieler Hinsicht von der Autorin enttäuscht und das Potenzial der Geschichte wurde einfach so verschwendet.