Rezension vom 23.09.2015
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Durch einen Unfall werden zwei bis zur Unkenntlichkeit verstümmelte abgetrennte Köpfe in einem Auto entdeckt. Derjenige, dem das Fahrzeug dem ersten Anschein nach gehört, ist Lucien Folter, ein guter Freund aus Studientagen von Detective Robert Hunter. Allerdings möchte er sich nur gegenüber seinem alten Freund Robert zu den Vorwürfen äußern. Schon viele Jahre liegen zurück seit sich die Freunde das letzte Mal gesehen haben. Ist Lucien immer noch der gute Freund von einst? Ist er in der Zwischenzeit zu einer Bestie mutiert oder schlummerte diese schon immer in ihm und konnte sich bisher einfach nur sehr gut verstecken?
Die Kapitel sind sehr kurz gehalten, soll heißen es gibt nie mehr als 5 Seiten pro Kapitel zu lesen. Dementsprechend ist die Gesamtkapitelanzahl auch sehr hoch. Ich empfand das bei diesem Buch ganz angenehm. So konnte man immer gut mit einem Kapitel abschließen und das Buch weglegen, denn ich höre immer ungern in der Mitte eines Kapitels auf zu lesen. Dabei hatte ich auch nicht das Gefühl, dass die Kürze der Kapitel sich negativ auf deren Inhalt ausgewirkt hätten, ganz im Gegenteil. So manches Mal wurden kleinere Cliffhanger eingebaut, die die Spannung immer wieder hochpushten.
Das Cover jedoch passt meiner Meinung nach nicht wirklich zum Inhalt des Buches. Ein paar Dornenranken und ein graues Etwas, das vielleicht die Tür zum Bunker, die Hunter und Co zum Ende des Buches aufsuchen, geben für mich nicht viel her. Der Titel passt dagegen wie die Faust aufs Auge und beschreibt den Mörder perfekt.
Mir hat an dem Buch das perfide Spiel, das der Mörder mit Hunter und dem FBI treibt, besonders gut gefallen. Obwohl ich nicht weiß, ob man das so sagen kann oder sollte, weil der Killer doch ein ziemlich berechnendes Monster ist. Aber hier wird viel auf psychologischer Basis gearbeitet, sodass es zum Glück nicht übermäßig viele Beschreibungen von verstümmelten Leichen und dergleichen gibt. Dazu sollte ich vielleicht erwähnen, dass der Täter schon nach ca. dem ersten Viertel des Buches bekannt gegeben wird. Jemand, der das nicht mag, könnte das eventuell abschrecken. Dem Spannungsgehalt tut das aber eigentlich keinen Abbruch. Der Mörder gibt in einem Frage-/Antwortspiel mit seinen Verhörern den Aufenthaltsort und den Namen eines seiner Opfer bekannt, damit deren Familien sie würdig begraben können. Für diese Informationen verlangt er jedoch von Hunter und seiner Partnerin Taylor ihm von unangenehmen Erlebnissen ihrerseits zu erzählen. Währenddessen wird man als Leser das Gefühl nicht los, dass der Mörder das alles geplant hatte, mitsamt seiner Verhaftung und man beginnt sich zu fragen, was sein ultimatives Ziel sein wird. Tja, und dann, als Hunter gerade dazu gebracht hat alles hinzuschmeißen, eröffnet er, dass eines seiner Opfer noch am Leben ist, dem allerdings in Kürze die Nahrungsvorräte ausgehen würden. Und ab diesem Zeitpunkt setzt ein richtiger Spannungskick ein. Werden Hunter und Taylor noch rechtzeitig aus dem Mörder herausbekommen wo das Opfer steckt; werden sie dort auch zeitig genug ankommen und was hat der Täter davon? Wird er entwischen oder hat er einen ganz anderen Masterplan ausgeheckt. Mich hat die Geschichte auf jeden Fall gefesselt.
Das Einzige, was mich gestört hat, ist die Distanz zu den Charakteren. Man hat durch die Art der Verhöre zwar viel von ihnen erfahren, aber irgendwie war da immer diese Distanz zu spüren. Vielleicht lag das auch daran, dass sie immer mit ihren Nachnamen genannt wurden. Bei dem Mörder war das anders. Der wurde auch mit seinem Vornamen genannt, soweit ich das noch in Erinnerung hatte. Das ist dann schon irgendwie ein bisschen verstörend.
Aber insgesamt war es ein sehr mitreißendes Leseerlebnis, dass Thrillerfans und Psychologieinteressierte sicher mögen werden. Dies ist das erste Buch, dass ich von diesem Autor bis jetzt gelesen habe und es wird sicher nicht das letzte sein.
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