Inhalt
Seit sechs Jahren sind Elizabeth und Mr. Darcy nun schon glücklich verheiratet, als ein furchtbares Verbrechen die fröhliche Stimmung am Vorabend des alljährlichen Balls auf Pemberley erschüttert: Captain Denny, der Offiziersfreund Mr. Wickhams, wird im Wald des Anwesens tot aufgefunden, Mr. Wickham kniet blutbesudelt neben ihm und bekennt sich schuldig.
Kann Wickham seinen alten Freund wirklich getötet haben? Welches Motiv gäbe es? Und wieso hielten die beiden sich nachts überhaupt im Wald um Pemberley auf? Die Familien Darcy, Bingley und Wickham stehen vor einem Rätsel und versuchen alles, um Wickhams Unschuld zu beweisen und das Ansehen der Familie zu bewahren.
Meinung
Ich ein großer Fan von Jane Austens Werk, allen voran den Romanen "Stolz und Vorurteil" und "Emma", da diese, auch wenn sie nicht gerade vor Spannung strotzen, von dem feinen Sinn für Ironie und der guten Menschenkenntnis der Autorin zeugen und zudem dem romantikliebenden Leser immer wieder das Herz erwärmen.
Umso interessanter fand ich die Idee der Autorin P. D. James, einen dieser Romane - "Stolz und Vorurteil" - mit einer Fortsetzung in eine völlig andere Richtung zu lenken und die Figuren in einen Krimi zu verwickeln.
Doch obwohl man den Roman anmerkt, dass P. D. James mit den Werken Jane Austens bestens vertraut ist, ist ihr dieses Vorhaben meiner Meinung nach nicht ganz gelungen.
Im Klappentext des Buches wird erwähnt, die Autorin lese Jane Austens gesamtes Werk einmal jährlich, und das wird in diesem Roman auch deutlich. Nicht nur sind die Figuren aus "Stolz und Vorurteil" sehr gut getroffen und verhalten sich genau so, wie man es auch in einer von Jane Austen verfassten Fortsetzung erwartet hätte, das Buch enthält auch als Sahnehäubchen kleine Anspielungen auf andere Austen-Romane, die wunderbar in die Geschichte passen, auch wenn Jane Austen selbst ihre Romane nicht untereinander verband.
Auch P. D. James' Schreibstil ist dem von Miss Austen nicht unähnlich, denn auch sie schreibt leicht altmodisch, jedoch nicht zu schwülstig oder kompliziert, sondern so, dass es perfekt in die Geschichte hineinpasst. Leider hat Mrs James jedoch auch Jane Austens Hang zu sehr ausführlichen Personenbeschreibungen übernommen, denen es bei ihr im Gegensatz zu denen in den austenschen Werken leider jedoch an dem Witz und der Ironie fehlt, mit denen Jane Austen sich oft auf sehr unterhaltsame Weise über ihre Figuren lustig gemacht hat.
So kann es mitunter für den Leser schon ziemlich langatmig werden, wenn er über fünf Seiten über die Familienverhältnisse einer Hausangestellten aufgeklärt wird - die zwar eventuell noch wichtig werden könnten, am Anfang jedoch mit dazu beitragen, dass das Buch eher schleppend beginnt.
Denn genau das ist leider der Fall in "Der Tod kommt nach Pemberley". Wer einen von Anfang an spannenden und rätselhaften Kriminalroman erwartet, ist hier definitiv falsch. Um sich durch die ersten 80 Seiten, die größtenteils aus Beschreibungen von Personen, Familienverhältnissen und den Geschehnissen in "Stolz und Vorurteil" - sozusagen der Vorgeschichte dieses Buches - bestehen, durchzukämpfen, braucht man auf jeden Fall Interesse an den Figuren des Romans. Dieser wird zwar noch einmal zusammengefasst, was für den Leser, der mit dem Buch vertraut ist, recht langweilig sein kann, doch wie gut die Figuren getroffen sind, kann man schlecht beurteilen, wenn man das Original nicht kennt, und die Figuren sind so ziemlich das Beste an diesem Roman. Daher kann ich "Der Tod kommt nach Pemberley" auch nur empfehlen, wenn man "Stolz und Vorurteil" bereits kennt und mochte.
Die Handlung geht nämlich recht schleppend voran und von Spannung kann kaum die Rede sein. Nach knapp 90 Seiten (von etwa 380) wird überhaupt erst die Leiche gefunden und den ganzen Roman hindurch nur eine einzige Person verdächtigt - Wickham -, dessen Unschuld zu beweisen alle Figuren eifrig bemüht sind. Dafür wird aber nicht etwa wirklich ermittelt und gerätselt, nein, die meiste Zeit sorgen die Charaktere sich und es wird viel über die Machtverhältnisse und das britische Justizsystem und natürlich Wickhams furchtbaren Charakter gefachsimpelt.
Des Rätsels Lösung und die Antwort auf alle Fragen wird dann am Ende plötzlich hastig, passenderweise auf dem Silbertablett serviert, sodass sich alles klärt, ohne dass die Figuren wirklich Anstalten gemacht hätten, den Fall als einen Kriminalfall zu lösen.
Den ganzen Roman durch gibt es daher nicht viel Handlung, sondern hauptsächlich Erklärungen, zunächst für den Konflikt und anschließend für dessen Lösung.
Fazit
Für Fans von "Stolz und Vorurteil" lohnt sich ein Blick in "Der Tod kommt nach Pemberley" definitiv, denn die Figuren aus Jane Austens Roman sind wunderbar getroffen und auch der Schreibstil wirkt sehr passend. Unglücklicherweise geht die Handlung, nicht zuletzt durch zu ausführliche Beschreibungen allerlei Figuren und Umstände, nur recht schleppend voran, es kommt kaum zu wirklichen Ermittlungen, die man bei einem Kriminalroman erwarten würde, und die Auflösung wird den Figuren ohne große Anstrengung auf dem Silbertablett serviert.
Für die gelungene Fortsetzung von "Stolz und Vorurteil" vergebe ich 3 Sterne, mehr aber auch nicht, da der Roman als Krimi nicht viel taugt. Generell würde ich ihn nur Freunden des Originalromans von Jane Austen empfehlen, denn wer keine Freude an den Figuren des Originals hatte, wird sich hier zu Tode langweilen.