Rezension vom 16.03.2015
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Würdest du dein ganzes Leben auf Spiel setzen um ein anderes Leben zu retten? Hättest du Mut mit deinen inneren Löwen den Kampf aufzunehmen?
Ein übermüdeter Arzt, seine wilde Autofahrt in die Wüste nach einem langen Arbeitstag, ein schöner Mond und ein überfahrener Mann aus Eritrea. So beginnt der zweite, wunderschön geschriebene Roman „Die Löwen wecken“ der jungen israelischen Autorin Ayelet Gundar-Goshens.
Ihr Debütroman "Eine Nacht, Markowitz" wurde schon mehrmals ausgezeichnet und wird gerade von der BBC verfilmt. Seit Februar 2015 können wir uns auf ihren zweiten Roman „Die Löwen wecken“ freuen.
Als der Neurochirurg Etan einen illegalen Einwanderer in der Wüste überfährt, trifft er eine schwierige Entscheidung und lässt den Sterbenden liegen. Am nächsten Tag steht aber die Witwe des gestorbenen Mannes vor seiner Tür und macht ihm einen Deal: sie verrät ihn nicht, wenn er nachts andere verletzten Einwanderern aus Eritrea behandelt. Und so steht das scheinbar geordnete Arbeit- und Familienleben des Arztes plötzlich auf dem Kopf und er findet sich in mitten von einem gefährlichen Spiel, in dem er für sich selbst auch große Fragen beantworten muss.
Die Autorin benutzt einen tollen, sehr anspruchsvollen Stil und lässt den Leser/die Leserin in die Tiefe der Seele der ProtagonistInnen hinein senken. Man merkt relativ schnell, dass sie auch eine Psychologin ist. Besonders haben mir die Teile fasziniert, die um das Schuldgefühl gingen.
Das Buch ist also sicher keine „Nebenbei-Lektüre“ oder ein „Gute-Nacht-Buch“, weil man ständig konzentrieren muss um den Faden nicht zu verlieren. Trotzdem bin ich schnell vorangekommen, da die Geschichte so interessant ist. Außerdem fand ich die Beschreibung der Umgebung, des Alltagslebens, der verschieden Gesellschaftsbereiche im Buch sehr spannend, weil das alles für mich bisher eine fremde Welt war.
Ein wunderschön geschriebener Roman über die Zerbrechlichkeit des menschlichen Lebens, über an der Kreuzung zu sein, wo wir Entscheidung(en) treffen müssen.
Was ist eigentlich ein Menschenleben wert? Leben wir im Schlaf? Wann lassen wir unsere Löwen der Gerechtigkeit wecken?
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