Kann ein Schwert einer Krieg gebeutelten Welt Frieden bringen?
Jaarn, ein junger Lehrling der Bücherbrüder, lebt in einer Welt, die nur den Krieg kennt und den Frieden längst vergessen hat. Doch als der Herrscher seiner Stadt, der Eiserne Rabe Eonh von Stahl, ihn zu sich ruft, ahnt der Jugendliche nicht, dass sich sein Leben von einer Minute zur nächsten komplett ändern wird. Er erfährt, dass er der jüngste und für tot gehaltene Sohn des Eisernen Raben ist und es seine Bestimmung ist, das Eherne Buch, ein legendäres Geschichten-Schwert, wieder zu vervollständigen und es Dhur'Kharr, dem Kriegsbringer, darzubringen, damit Frieden herrschen kann. Ihm zur Seite stehen der mysteriöse Narbige namens Rugk Ghirren und die Eisenmutter, eine Hebamme und Söldnerin. Doch die Feinde des Raben sind schon auf Jaarns Spur und auch die Kriegsfürsten wollen verhindern, dass Jaarn seine Mission erfolgreich beendet ...
Zu allererst finde ich die Idee des Ehernen Buchs, das Geschichtenschwert, klasse. Die Idee, dass das Wort mächtiger ist als das Schwert, ist zwar nicht neu, aber "dem Wort" ausgerechnet die Gestalt eines Schwerts zu geben, ist genial. Ich hatte ein bisschen erwartet, dass diejenigen, die das Eherne Buch berühren, die Geschichten, die sie erfahren haben, mehr erwähnen würden, zumal das Eherne Buch ja die Macht haben soll, mit seinen Geschichten den Frieden zu bringen, und dass nicht nur die verloren gegangenen Geschichten eine Rolle spielen würden. Aber sei's drum.
Was die Figuren betrifft, so bleibt mir Jaarn zu blass. Im Grunde ist er nicht mehr als eine Schachfigur, auch wenn er eine Schlüsselrolle zu erfüllen hat. Aber seine Handlungen leiten andere, wie Rugk. Auch die Tatsache, dass Gvenn, die letzte Erbin einer verfeindeten Familie, ihn tot sehen will, sorgt nicht dafür, dass er sich sonderlich große Gedanken macht, sondern sich natürlich nur prompt ihn sie verliebt. Ähm, ist klar, Teenager und so. Aber es sorgt auf jeden Fall nicht dafür, dass man sich als Leser mit Jaarn identifizieren kann.
Als Figur eindeutig interessanter ist Rugk, der Narbige mit den tausend Namen und gefühlt tausend Gesichtern. Aber auch er bleibt bis zum Ende undurchsichtig, obwohl er die Geschicke aller lenkt und alles genaustens geplant hat. Meine beiden Vermutungen, wer er sein könnte, haben sich am Ende zerschlagen, doch leider liefert Christian von Aster auch keine wirklich befriedigende Antwort auf die Frage, wer Rugk denn stattdessen ist. Vieles bleibt offen, auch auf die Handlung hin, aber das ist vom Autoren gewollt.
Die Geschichte bietet viele tolle Ideen, wie auch die der Eisenmutter, einer mutigen Frau, die Hebamme und Söldnerin zugleich ist. Doch auch sie ist für mich keine Identifikationsfigur, scheint doch ihre Hauptbedeutung darin zu liegen, dass sie mit zwei der Hauptfiguren geschlafen und andere Hauptfiguren auf die Welt geholt zu haben. Ihre Handlungen ändern ansonsten wenig am Welt- und Kriegsverlauf.
Ein paar Punkte haben mich an der Handlung gestört. Obwohl vieles spannend war, hat der Autor die Spannung am Ende selbst wieder aufgehoben. Viele Probleme waren von Rugk vorhergesehen worden und entpuppten sich als geplant, andere lösten sich ebenso schnell wieder in Luft auf. Die Gegenspieler von Rugk sind so nicht wirklich Gegner auf demselben Niveau. Die Mission verläuft zu einfach, was man auch am Ende merkt, wo innerhalb von 50 Seiten nicht nur die beiden letzten verlorenen Geschichten gefunden, sondern auch Rugks Geheimnis gelüftet und die Mission erfüllt wird. Das geht zu schnell, zu geplant, auch wenn der Autor noch eine Überraschungen für den Leser parat hat.
Fazit: Eine tolle Idee und eine gute Geschichte, die jedoch noch etwas spannender hätte sein können.