Als Beck seinen Buchladen betritt, ist Joe auf Anhieb von der jungen Frau fasziniert. Da sie ihren Einkauf mit Kreditkarte bezahlt, kennt er ihren Namen und beginnt ihr sofort nachzustellen, ihr Leben auszuforschen.
Wo sie ist, ist auch er...
Anfangs nur heimlich und im Hintergrund, nützt er die Gelegenheit ihr zu helfen, als sie eines Abends betrunken vom Bahnsteig fällt. Hierbei bemächtigt er sich ihres Handys, hat somit fortan Zugang zu ihren E-Mail- und Social Media-Konten, bekommt Einblick in ihre gesamte virtuelle Kommunikation, kennt ihre Gedanken, weiß, zu welchem Zeitpunkt sie wo zu finden sein wird, ob es ihr gut geht oder schlecht, kann immer in ihrer Nähe sein und Einfluss nehmen, ohne dass Beck auch nur das Geringste davon ahnt. Joe schafft es, das Vertrauen des Mädchens zu gewinnen, wird schließlich ganz offiziell Teil Ihres Lebens und zieht dabei weiterhin geschickt die Fäden, Joe hat alles im Griff.
Das denkt er jedenfalls...
Was in diesem Roman passiert, erfährt man alleine aus Joes Sicht, als Leser ist man direkt in seinem Kopf und pausenlos mit seinen Gedanken konfrontiert, über Beck, ihr Leben, ihre Freunde, ihren Tagesablauf... wir wissen immer, was Joe darüber denkt, kennen seine Phantasien, Vorstellungen und Wünsche. Für mich gibt es absolut keine Längen in diesem 500 Seiten starken Roman. Dass die eine oder andere Begebenheit nicht ganz glaubwürdig erscheint, fällt daher aus meiner Sicht kaum ins Gewicht, die Besonderheit des Erzählstils macht diesen Umstand locker wieder wett.
Selten findet man ein Buch, das so polarisiert. Selten ist meine Meinung so konträr zu der vieler anderer Leser, aber in diesem Fall muss ich für „You“ wirklich eine Lanze brechen. Ich mag die Art und Weise, wie diese Geschichte erzählt wird. Zu jedem Zeitpunkt wollte ich wissen, wie es weitergeht, und auch, wenn das Ende nicht überraschend daherkommt, ist es dennoch in sich schlüssig. Es fehlte mir an nichts, daher fünf Sterne für Joes Gedankenwelt.