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    Textauszug aus diesem Dokument

    Der Geschichtenerzähler Ganz allein zog er durch dasLand. Wo immer es ihm möglichwar, ließ er sich in einer Stadt nieder und begann Geschichten zu erzählen. Immer wenn er in einemgrößeren Ort ankam, sprach sichseine Anwesenheit schnellherum. Dann fand er sich jedenTag schon am Vormittag amMarktplatz ein und erzählte dortseine Geschichten.
    Jeden Tag versammelte er einegrößere Menschenmenge umsich. Schnell sprach sich seinTalent herum und wurde von Ortzu Ort weiter getragen.So kamen in jeder Stadt immermehr Menschen zusammen, diehören wollten, was er zu sagenhatte.Er erzählte jeden Tag und injeder Stadt eine neue Geschichte.Gerade das machte ihn imganzen Land bekannt. Nie vorherhatte es einen Menschengegeben, der so viel Phantasie inWorte kleiden konnte. Etwasspäter meinte man sogar, es habenie zu vor einen solchen
    Geschichtenerzähler im Landgegeben, obwohl die Zahl derer,die durch die Gegend zogen undmeinten, dass sie an jeder Eckeetwas zu erzählen hatten, immergrößer wurde. Eines Tages wurde unserGeschichtenerzähler zum Königgerufen.Er dachte, wenn ich jetzt schonzum König gerufen werde, dannmuss auch er irgendwie Gefallenan meinen Erzählungengefunden haben, warum sonstsollte er mich empfangenwollen Und tatsächlich war der Königzunächst voller Lobes, über so
    Viel Talent, dass unserGeschichtenerzähler hatte. Nurerwartete er von ihm, dass ereine von ihm vorgegebeneGeschichte erzählen solle. Erkönne weiterhin nach seinemBelieben von Ort zu Ort ziehen,dürfe jedoch den Inhalt derGeschichte nicht verändern.Auch solle er fortan keine andereGeschichte mehr erzählen, alsdie des Königs. Wenn er dasLand einmal vollständigdurchquert habe und sich sichersei, dass er keinen Ortausgelassen habe, solle er zumPalast seines Königszurückkehren. Dort werde erdann eine neue Geschichte
    Erhalten, die er an das Volkweitergeben solle.Als Gegenleistung versprach derKönig ihm Reichtum und einsorgloses Leben. Er solle sich jedoch zunächsteinige Wochen von denStrapazen seiner Wanderungenausruhen und sich bei gutemEssen und Wein erholen.Der Geschichtenerzähler willigteohne viel nachzudenken in dieBedingungen des Königs ein undfreute sich darauf den Winter ineiner Kammer des Palastes ohneHunger und Not verbringen zukönnen.
    Sobald die ersten Strahlen derSonne warme Tage versprachen,machte unser Erzähler sich aufden Weg und begann dem Volkdie Geschichte des Königs mitsolcher Begeisterung zuberichten, als ob es seine eigenewäre.Schon in den ersten Tagen hattensich mehr Menschen auf denMarktplätzen versammelt, als inden Jahren vorher. Es schien so,als ob das Volk nach all denMonaten ausgehungert sei undseine Worte praktisch zumÜberleben brauchte. Man jubelteihm mehr zu als jemals zuvor.Die Begeisterung der Menschenwar für ihn so überwältigend,
    Dass er in manchen Städtenlänger verweilte, die Menschenkonnten sich an seiner\"Geschichte einfach nicht satthören. Das es immer die selbewar, schienen sie nicht wirklichwahrzunehmen.Längst hatte es zu schneienbegonnen, als er in seineKammer im Palast des Königszurückkehrte.Kurz nach seiner Ankunft erhielter die versprochene finanzielleBelohnung, aber auch gleich eineneue Geschichte, auf derenErzählung er sich in denWintermonaten vorbereitensollte.So vergingen mehrere Jahre.
    Und je älter unser Erzählerwurde, umso mehr Geschichtenwaren in seinem Kopf, die ernicht weitergeben konnte, da erja eine Vereinbarung mit demKönig hatte. Plötzlich wurde ihmbewusst, dass er niemals mehreine eigene Geschichte in derÖffentlichkeit zum Besten gebendurfte, wollte er nicht von einemAugenblick zum Nächsten alleswas er sich bisher erarbeitet hattewieder verlieren.So traf er für sich dieEntscheidung nur noch einenSommer so weiter zu machenund sich dann aus derÖffentlichkeit vollkommen zurück
    Zuziehen.Da hatte er aber nicht die Rechnung mit seinem König gemacht, denndieser erwartete von ihmweiterhin den totalen Gehorsam.So geschah es also, dass unserGeschichtenerzähler keinenanderen Ausweg mehr sah, alsfreiwillig diese Welt zuverlassen.Man fand ihn zum Ende desWinters erhängt in seinerKammer.
    Das dicke KindEs war Mitte Januar. Kurz nach Weihnachten hatte es zu schneien begonnen. Und dann war es schnell sehr kalt geworden. Die Temperaturen sanken auch tagsüber sehr weit unter den Gefrierpunkt. Der kleine See befand sich nicht weit von unserem Dorf entfernt. Er war inzwischen zugefroren und zum Schlittschuh laufen freigegeben worden.So konnte ich, als ich mich auf dem Weg dorthin befand, schon aus ziemlicher Entfernung das laute und fröhliche Rufen der Kinder hören, die sich an diesem Nachmittag auf dem See vergnügten. In der Ferne hörte ich den vertrauten Klang unserer Kirchturmuhr; sie schlug drei mal. Es würde bestimmt in etwa zwei Stunden dunkel werden. Dies störte die fröhlichen Kinder überhaupt nicht, hatten sie doch nur alle paar Jahre einmal Gelegenheit zu so einem Spaß. Ein Mann mit einem Golden Redriever kam
    Mir entgegen.
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