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Die ewigen Reibereien zwischen Franken und Bayern – neue Erkenntnisse zu den Ursachen
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Themen: franken bayern geschichte deutschland karte Kategorie: Studien
Textauszug aus diesem Dokument
Die ewigen Reibereien zwischen Franken und Bayern neue Erkenntnisse zu den Ursachenvon Franz Mühlbauer, München 2011Nun gehören die Franken schon seit zweihundert Jahren zu Bayern. Und noch immer fühlen sich die Franken nicht zu Bayern gehörig jedenfalls wird dieser Sachverhalt immer wieder thematisiert. Warum ist das so? Die Untersuchung der Verbreitung von Familiennamen bietet neue Anhaltspunkte.1 von 3
Zweihundert Jahre sind ein langer Zeitraum. Da sollte man doch meinen, in dieser langen Zeit würde der fränkische Volksstamm im übrigen Bayern aufgehen. Doch dem ist mitnichten so. Auch neuere Veröffentlichungen deuten auf eine immer noch verbliebene gefühlte Eigenständigkeit hin.1Neue Einsichten durch die Untersuchung der Verbreitung deutscher FamiliennamenMit den zeitgenössischen Mitteln der Naturwissenschaften sind inzwischen viele Erkenntnisse aus unserer Geschichte zu ermitteln; denken Sie zum Beispiel an die Radiokarbonmethode. Spuren der Vergangenheit sind jedoch nicht nur in organischen Materialien enthalten. So stellen etwa unsere Familiennamen eine Art kollektives Gedächtnis dar. Meine These ist: Große Teile der Informationen aus diesem Gedächtnis liegen heute noch brach; einiges kann jedoch bei entsprechendem Aufwand erschlossen werden.Schon auf dem Gebiet der Populationsgenetik werden Familiennamen in Schätzverfahren für Verwandtschaftsbeziehungen eingesetz2t. In ähnlicher Weise ist das auch bei der Untersuchung der Verbreitung von Familiennamen in Deutschland möglich. Werden nicht einzelne Familiennamen, sondern ein großer Teil der deutschen Familiennamen mit statistischen Mitteln untersucht, sind näherungsweise Aussagen über die Verwandtschaft oder die Durchmischung von Bevölkerungsteilen möglich. Die Ergebnisse sind in Form von geografischen Karten darstellbar. Bei Betrachtung der Farbunterschiede auf den Karten lassen sich Strukturen erkennen, die in naheliegender Weise mit historischen Gegebenheiten in Verbindung zu bringen sind3.Das sagen die Familiennamen über Franken und BayernDie folgende DeutschlandKarte wurde aus der statistischen Untersuchung deutscher Familiennamen gewonnen:Im Unterschied zur Karte der Titelseite ist hier eine schwarze Linie ergänzt. Die Linie hebt die Begrenzung zwischen einem grün und einem blau eingefärbten Bereich hervor.Die Begrenzungslinie kann mit den Grenzen einer politischen Deutschland oder BayernKarte der Gegenwart verglichen werden. Sie werden beim Vergleich feststellen, dass die Linie nicht mit den aktuellen Grenzen von Bayern übereinstimmt.Die Linie ähnelt jedoch frappierend den Grenzen vor etwa 200 Jahren, als Franken an Bayern fiel. Altbaiern und Schwaben grenzen sich farblich deutlich sichtbar von Franken ab. Schwaben scheint deutlich besser in Bayern integriert zu sein als Franken. Franken ist in dieser Darstellung viel besser in westlich gelegene deutschen Gebiete, wie etwa BadenWürttemberg, 1Siehe zum Beispiel die SZArtikel http://www.sueddeutsche.de/bayern/frankensbayernbayernsfrankenimmerproblememitderidendidaed1.788842 und http://www.sueddeutsche.de/bayern/frankenvsoberbayerneinstichinsherzderfranken1.541119 aus den Jahren 2007 und 2008 oder den Blog unter http://www.frankensindkeinebaiern.de/2Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/InzuchtkoeffizientSch.C3.A4tzverfahren3Einzelheiten meiner Untersuchung finden Sie unter http://familiennamen.franzmue.de/kollektivesgedaechtnis2 von 3
Eingebettet.Die Ähnlichkeit der schwarzen Linie als historische Grenze ist kein bloßer Zufall. Weitere Karten derselben Untersuchung weisen für verschiedene deutsche Regionen deutliche Übereinstimmungen mit historischen Grenzen auf insbesondere mit den Grenzen des Deutschen Bundes und des Rheinbundes.Folgerungen aus der UntersuchungDie Untersuchung der deutschen Familiennamen legt nahe, dass die fränkischen Volksstämme auch nach 200 Jahren nicht richtig mit dem übrigen Bayern durchmischt sind. Aus diesem Blickwinkel heraus verwundert es nicht, dass auch in der Gegenwart immer wieder Ressentiments hochkommen.Die Untersuchung liefert ähnliche Ergebnisse für andere Regionen Deutschlands. Es handelt sich also um keine spezifische Eigenart der Franken oder der Bayern, auch über viele Generationen hinweg bevorzugt unter sich zu bleiben.Dieses Muster trifft offensichtlich nicht nur in Deutschland zu. Das zeigen beispielsweise die teils kriegerischen Auseinandersetzungen ehemals unterdrückter Volksstämme nach dem Zerfall der ehemaligen Sowjetunion. Alte Strukturen bleiben trotz Verbot und Unterdrückung für lange Zeit bestehen, um viel später wieder an die Oberfläche kommen.Das Bedürfnis, unter seinesgleichen zu bleiben, scheint ein internationales Phänomen zu sein. Auch Deutschland ist davon nicht auszunehmen. Wenn wir Deutsche die Immigration von Ausländern nach Deutschland aus dieser Perspektive betrachten, könnte das vielleicht zu einem besseren Verständnis der Eingliederungsproblematik führen.3 von 3
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Zweihundert Jahre sind ein langer Zeitraum. Da sollte man doch meinen, in dieser langen Zeit würde der fränkische Volksstamm im übrigen Bayern aufgehen. Doch dem ist mitnichten so. Auch neuere Veröffentlichungen deuten auf eine immer noch verbliebene gefühlte Eigenständigkeit hin.1Neue Einsichten durch die Untersuchung der Verbreitung deutscher FamiliennamenMit den zeitgenössischen Mitteln der Naturwissenschaften sind inzwischen viele Erkenntnisse aus unserer Geschichte zu ermitteln; denken Sie zum Beispiel an die Radiokarbonmethode. Spuren der Vergangenheit sind jedoch nicht nur in organischen Materialien enthalten. So stellen etwa unsere Familiennamen eine Art kollektives Gedächtnis dar. Meine These ist: Große Teile der Informationen aus diesem Gedächtnis liegen heute noch brach; einiges kann jedoch bei entsprechendem Aufwand erschlossen werden.Schon auf dem Gebiet der Populationsgenetik werden Familiennamen in Schätzverfahren für Verwandtschaftsbeziehungen eingesetz2t. In ähnlicher Weise ist das auch bei der Untersuchung der Verbreitung von Familiennamen in Deutschland möglich. Werden nicht einzelne Familiennamen, sondern ein großer Teil der deutschen Familiennamen mit statistischen Mitteln untersucht, sind näherungsweise Aussagen über die Verwandtschaft oder die Durchmischung von Bevölkerungsteilen möglich. Die Ergebnisse sind in Form von geografischen Karten darstellbar. Bei Betrachtung der Farbunterschiede auf den Karten lassen sich Strukturen erkennen, die in naheliegender Weise mit historischen Gegebenheiten in Verbindung zu bringen sind3.Das sagen die Familiennamen über Franken und BayernDie folgende DeutschlandKarte wurde aus der statistischen Untersuchung deutscher Familiennamen gewonnen:Im Unterschied zur Karte der Titelseite ist hier eine schwarze Linie ergänzt. Die Linie hebt die Begrenzung zwischen einem grün und einem blau eingefärbten Bereich hervor.Die Begrenzungslinie kann mit den Grenzen einer politischen Deutschland oder BayernKarte der Gegenwart verglichen werden. Sie werden beim Vergleich feststellen, dass die Linie nicht mit den aktuellen Grenzen von Bayern übereinstimmt.Die Linie ähnelt jedoch frappierend den Grenzen vor etwa 200 Jahren, als Franken an Bayern fiel. Altbaiern und Schwaben grenzen sich farblich deutlich sichtbar von Franken ab. Schwaben scheint deutlich besser in Bayern integriert zu sein als Franken. Franken ist in dieser Darstellung viel besser in westlich gelegene deutschen Gebiete, wie etwa BadenWürttemberg, 1Siehe zum Beispiel die SZArtikel http://www.sueddeutsche.de/bayern/frankensbayernbayernsfrankenimmerproblememitderidendidaed1.788842 und http://www.sueddeutsche.de/bayern/frankenvsoberbayerneinstichinsherzderfranken1.541119 aus den Jahren 2007 und 2008 oder den Blog unter http://www.frankensindkeinebaiern.de/2Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/InzuchtkoeffizientSch.C3.A4tzverfahren3Einzelheiten meiner Untersuchung finden Sie unter http://familiennamen.franzmue.de/kollektivesgedaechtnis2 von 3
Eingebettet.Die Ähnlichkeit der schwarzen Linie als historische Grenze ist kein bloßer Zufall. Weitere Karten derselben Untersuchung weisen für verschiedene deutsche Regionen deutliche Übereinstimmungen mit historischen Grenzen auf insbesondere mit den Grenzen des Deutschen Bundes und des Rheinbundes.Folgerungen aus der UntersuchungDie Untersuchung der deutschen Familiennamen legt nahe, dass die fränkischen Volksstämme auch nach 200 Jahren nicht richtig mit dem übrigen Bayern durchmischt sind. Aus diesem Blickwinkel heraus verwundert es nicht, dass auch in der Gegenwart immer wieder Ressentiments hochkommen.Die Untersuchung liefert ähnliche Ergebnisse für andere Regionen Deutschlands. Es handelt sich also um keine spezifische Eigenart der Franken oder der Bayern, auch über viele Generationen hinweg bevorzugt unter sich zu bleiben.Dieses Muster trifft offensichtlich nicht nur in Deutschland zu. Das zeigen beispielsweise die teils kriegerischen Auseinandersetzungen ehemals unterdrückter Volksstämme nach dem Zerfall der ehemaligen Sowjetunion. Alte Strukturen bleiben trotz Verbot und Unterdrückung für lange Zeit bestehen, um viel später wieder an die Oberfläche kommen.Das Bedürfnis, unter seinesgleichen zu bleiben, scheint ein internationales Phänomen zu sein. Auch Deutschland ist davon nicht auszunehmen. Wenn wir Deutsche die Immigration von Ausländern nach Deutschland aus dieser Perspektive betrachten, könnte das vielleicht zu einem besseren Verständnis der Eingliederungsproblematik führen.3 von 3
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