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Meine Dämonen
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Kategorie: Studien
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Textauszug aus diesem Dokument
Dieses autobiographisch konzipierte Manifest (oder sollte ich dieses mühsam erstellte Elabo-rat besser als ein ‚psycholiterarisches Mentalexperiment‘ apostrophieren?) zeigt in seinem ersten, größeren Abschnitt meine gegenwärtigen psychopathologischen Verhältnisse, Kom-plikationen und Beeinträchtigungen – sowie ihren z.T. mehrere Jahrzehnte dauernden anam-nestischen Werdegang – auf. Die philosophische Relevanz dieser im Prinzip selbstinkulpie-renden Aufzeichnungen ist folgende: ich evaluiere sie als eine hoffentlich hilfreiche Art von tentativer Autotherapie – vielleicht bessert sich ja mein grenzwertiger Zustand aufgrund der schriftlichen Niederlegung und demzufolge der aktiven Aufarbeitung (und intellektuellen Aus-einandersetzung mit) meiner derzeitigen inneren fragil bist instabilen Konsistenz. Des weite-ren sollte dieses kleine Manuskript den momentan und zukünftig mich betreuenden Ärzten und Therapeuten helfen können, sich in meiner intraindividuellen labil-düsteren Gedanken-welt (– bei der kontinuierlich fortschreitenden Expansion meiner subjektiven Apperzeption sollte ich es wohl bereits als ein endlos dunkles, kaltes ‚Gedankenuniversum‘ deklarieren –) einigermaßen zurechtzufinden, und mich und meine u.U. ein wenig abstrakt oder obskur anmutenden Aktionen (– sowie meine ebensolchen sozialen wie sozietären Interaktionen –) besser zu verstehen – sozusagen als eine Art schriftgewordener mentaler Wegführer, eine detaillierte Straßenkarte des Geistes, ein psychologisches Vademekum meiner Seele. Denn es ist auf Dauer eine äußerst anödende, eine ennuyant monotone Angelegenheit, nach je-dem erfolgten Arztwechsel – freiwillig oder erzwungen – oder einer weiteren Überweisung zu anderen Therapeuten (ganz zu schweigen von den Legionen der verschiedentlichen Konsili-ar-, Vertrauens- oder Amtsärzte), alles an – über nun knapp vier Dezennien angesammelten – persönlichen Gedanken und stattgefundenen Ereignissen zum wiederholten Male zu erzäh-len (sofern überhaupt noch zerebral verfügbar, denn mein interner hochspezialisierter Ver-drängungsmechanismus funktioniert mit überaus effizienter und konzentrierter Präzision, die kaum mehr zu intensivieren ist; näheres hierzu findet sich an mehreren Stellen im folgenden Haupttext) – und während meines ermüdend verbosen, deprimierenden Monologs das ganze Grauen meiner maroden Existenz erneut durchleben zu müssen. Auch ist die knappe Stun-de, die man bei therapeutischen Sitzungen meist nur zur Verfügung hat (durchschnittlich 45 bis 55 Minuten), grundsätzlich viel zu gering bemessen, als dass man in der viel zu kurzen Zeit überhaupt zum Kern – oder auch nur zu tieferen Schichten – eines seelischen Anliegens durchdringen kann, zumeist wird nur ein wenig an der äußersten oberen Schale gekratzt; und wenn man dann tatsächlich ins erzählen kommen sollte, d.h. eine zögernde psychische Öff-nung entsteht, oder, anders formuliert, sukzessiv eine realistische innerliche Retrospektive beginnt – ist unversehens die Therapiestunde bereits wieder vorbei, und zwar rigoros und ohne die geringste Chance auf Verlängerung, da der nächste hilfesuchende Patient schon in den Startlöchern, also vor der Türe steht. Man sollte aus barmherziger Humanität Doppel- oder Dreifachstunden einführen, oder wenigstens die bei diversen Patienten sicher nicht un-willkommene Option anbieten, von Zeit zu Zeit solche zu offerieren, vielleicht einmal pro Mo-nat bzw. im Quartal.
Im anschließenden zweiten Abschnitt, beginnend mit dem Kapitel Meine Schmerzen I, be-schreibe ich einen exemplarischen Teil meiner diversen körperlichen Defekte und schmerz-induzierten Behinderungen, da diese partiell sicherlich auch psychisch generiert und/oder beeinflusst wurden bzw. sind; nicht umsonst war ich bis vor kurzem stationär in einer mehr oder minder renommierten Psychosomatischen Klinik in Süddeutschland (in der Nähe des Chiemsees), die mir jedoch zu meinem tiefen Bedauern im mehrwöchigen Verlauf meiner dortigen Präsenz auch nicht viel geholfen hat. Während des tristen, desillusionierenden Ent-lassungsgesprächs bescheinigte mir mein während des Aufenthalts für mich zuständig ge-wesener Therapeut, dass ich fraglos eindeutig ‚zu intelligent‘ (Originalzitat) für deren verhal-tenstherapeutisch fundierte Standardbehandlungsansätze sei. Aufgrund meiner überaus vielseitigen Kenntnisse und außergewöhnlichen Belesenheit, u.a. eben auch in der viel-schichtigen psychiatrischen und psychotherapeutischen Materie (– was soll man denn sonst all die Jahre über tun, wenn man ständig krank und mehr oder minder bewegungsunfähig Zuhause liegt? – da bietet sich das Lesen doch geradezu an (und mein wiederholt verifizierter Intelligenzquotient von 132 Punkten tat wohl sein übriges…); so las ich beispielsweise ein aus 24 Bänden bestehendes Lexikon komplett von A bis Z durch, gleiches vollbrachte ich mit diversen Wörterbüchern sowie ausgewiesenen Spezial- und Fachlexika, ich las die Werke der großen Psychiater und die der französischen Vertreter der Antipsychiatrie (Stichwort: ‚Anti-Ödipus‘ oder ‚Tausend Plateaus‘ von Deleuze/Guattari; außerdem denke ich an Mi-chel Foucault und Michel Serres , zwei der interessantesten meiner gegenwärtigen Lieb-lingsautoren), ich las die Philosophen der Vergangenheit und die der Gegenwart, ja, einmal kam ich sogar auf die skurrile Idee, das Telefonbuch zu lesen, weil mir bedauerlicherweise meine sonstige Lektüre ausgegangen war. Als ich dann endlich wieder einigermaßen inte-ressanten Nachschub bekam, hatte ich bereits den Buchstaben F beendet… –), konnten sie mir in ihrer Institution leider mit keinem adäquaten Analyseverfahren dienen, welches mir vielleicht neu oder unvertraut gewesen wäre und sich nicht negativ von mir manipulieren lie-ße. Es wurde mir als Alternative dringlich angeraten, ich solle mir doch auf privater Basis einen ebenso versierten wie routinierten Therapeuten suchen, der mit deutlich renitenten Patienten, wie ich wohl einer wäre, besser zurechtkäme und der außerdem eine minimale, eine mögliche Erfolgsaussicht in meinem komplexen Falle annähme. In diesem Sinne wurde mir jedoch von verschiedenen Psychologen bereits öfter signalisiert, dass dies mit Sicherheit ein ziemlich schwieriges und langfristiges Unterfangen werden könnte (denn auch in dieser akademischen Disziplin wird bedauerlicherweise mehr auf Quantität denn auf Qualität geach-tet). Mein dortiger Aufenthalt hatte aber immerhin dahingehend einen positiven Effekt, indem ich daselbst einigen höchst interessanten und sympathischen Leidenskonfidenten begegne-te, mit denen ich erstaunlicherweise heute noch relativ intensiven Kontakt halte und einen unregelmäßigen, jedoch gegenseitig äußerst aufbauenden Meinungsaustausch kommunizie-re und kultiviere (zumindest hoffe ich, dass die wenigen optimistisch stimmenden Resultate dieser privaten Kolloquien auf einer bilateral/multilateral fundierten Basis stehen; es wäre mir schon ein kleines bisschen peinlich, würde ich allein und exklusiv einen mentalen Nutzen daraus ziehen – ich mag zwar ein wenig egozentrisch sein, aber auch ich habe meine mehr oder weniger klar abgesteckten Grenzen (jedenfalls in meinen lichten Momenten)). Ihnen bin ich exorbitant dankbar, denn wer weiß, wo mein episodisch insuffizienter Intellekt und mein frei flottierender morbider Geist heute wären, wüsste ich sie nicht an meiner Seite.
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Im anschließenden zweiten Abschnitt, beginnend mit dem Kapitel Meine Schmerzen I, be-schreibe ich einen exemplarischen Teil meiner diversen körperlichen Defekte und schmerz-induzierten Behinderungen, da diese partiell sicherlich auch psychisch generiert und/oder beeinflusst wurden bzw. sind; nicht umsonst war ich bis vor kurzem stationär in einer mehr oder minder renommierten Psychosomatischen Klinik in Süddeutschland (in der Nähe des Chiemsees), die mir jedoch zu meinem tiefen Bedauern im mehrwöchigen Verlauf meiner dortigen Präsenz auch nicht viel geholfen hat. Während des tristen, desillusionierenden Ent-lassungsgesprächs bescheinigte mir mein während des Aufenthalts für mich zuständig ge-wesener Therapeut, dass ich fraglos eindeutig ‚zu intelligent‘ (Originalzitat) für deren verhal-tenstherapeutisch fundierte Standardbehandlungsansätze sei. Aufgrund meiner überaus vielseitigen Kenntnisse und außergewöhnlichen Belesenheit, u.a. eben auch in der viel-schichtigen psychiatrischen und psychotherapeutischen Materie (– was soll man denn sonst all die Jahre über tun, wenn man ständig krank und mehr oder minder bewegungsunfähig Zuhause liegt? – da bietet sich das Lesen doch geradezu an (und mein wiederholt verifizierter Intelligenzquotient von 132 Punkten tat wohl sein übriges…); so las ich beispielsweise ein aus 24 Bänden bestehendes Lexikon komplett von A bis Z durch, gleiches vollbrachte ich mit diversen Wörterbüchern sowie ausgewiesenen Spezial- und Fachlexika, ich las die Werke der großen Psychiater und die der französischen Vertreter der Antipsychiatrie (Stichwort: ‚Anti-Ödipus‘ oder ‚Tausend Plateaus‘ von Deleuze/Guattari; außerdem denke ich an Mi-chel Foucault und Michel Serres , zwei der interessantesten meiner gegenwärtigen Lieb-lingsautoren), ich las die Philosophen der Vergangenheit und die der Gegenwart, ja, einmal kam ich sogar auf die skurrile Idee, das Telefonbuch zu lesen, weil mir bedauerlicherweise meine sonstige Lektüre ausgegangen war. Als ich dann endlich wieder einigermaßen inte-ressanten Nachschub bekam, hatte ich bereits den Buchstaben F beendet… –), konnten sie mir in ihrer Institution leider mit keinem adäquaten Analyseverfahren dienen, welches mir vielleicht neu oder unvertraut gewesen wäre und sich nicht negativ von mir manipulieren lie-ße. Es wurde mir als Alternative dringlich angeraten, ich solle mir doch auf privater Basis einen ebenso versierten wie routinierten Therapeuten suchen, der mit deutlich renitenten Patienten, wie ich wohl einer wäre, besser zurechtkäme und der außerdem eine minimale, eine mögliche Erfolgsaussicht in meinem komplexen Falle annähme. In diesem Sinne wurde mir jedoch von verschiedenen Psychologen bereits öfter signalisiert, dass dies mit Sicherheit ein ziemlich schwieriges und langfristiges Unterfangen werden könnte (denn auch in dieser akademischen Disziplin wird bedauerlicherweise mehr auf Quantität denn auf Qualität geach-tet). Mein dortiger Aufenthalt hatte aber immerhin dahingehend einen positiven Effekt, indem ich daselbst einigen höchst interessanten und sympathischen Leidenskonfidenten begegne-te, mit denen ich erstaunlicherweise heute noch relativ intensiven Kontakt halte und einen unregelmäßigen, jedoch gegenseitig äußerst aufbauenden Meinungsaustausch kommunizie-re und kultiviere (zumindest hoffe ich, dass die wenigen optimistisch stimmenden Resultate dieser privaten Kolloquien auf einer bilateral/multilateral fundierten Basis stehen; es wäre mir schon ein kleines bisschen peinlich, würde ich allein und exklusiv einen mentalen Nutzen daraus ziehen – ich mag zwar ein wenig egozentrisch sein, aber auch ich habe meine mehr oder weniger klar abgesteckten Grenzen (jedenfalls in meinen lichten Momenten)). Ihnen bin ich exorbitant dankbar, denn wer weiß, wo mein episodisch insuffizienter Intellekt und mein frei flottierender morbider Geist heute wären, wüsste ich sie nicht an meiner Seite.
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