Juni, 2012

 

 

 

 

 

 

 

Seifenblasendreher

Posted on: Juni 23rd, 2012 by Dana Buchzik No Comments

 

Seifenblasendreher zu sein, bedeutet, mitten in der Nacht hoch zu fahren aus dem, was als Schlaf durchgehen muss. Ein Seifenblasendreher zählt die Schatten unter den Schatten der Augen. Schließt die Sonne aus, kategorisch. Sobald ein neues Modell lichtabweisender Jalousien auf den Markt kommt, ist er der erste Abnehmer. Mit ineinander verbissenen Zähnen steht er in der Schlange, bemüht, all die anderen Menschen nicht wahrzunehmen, mit ihren Sätzen, die unablässig aus ihren schlecht geschnittenen Mündern rinnen wie aus schwer reparaturbedürftigen Wasserhähnen. Der Seifenblasendreher ist schweigsam. Und humorlos wie Nieselregen. Alles Weiche ist aus seinem Gesicht rasiert. Ihm schmeckt nichts, was gezuckert ist oder weich, er verbringt Stunden vor dem Brotregal und betastet Vollkormquader, nur um enttäuscht kehrt zu machen und dem Ort zuzustapfen, den er aus Mangel an Alternativen Zuhause nennt. Der Seifenblasendreher erobert im Halbschlaf mit dem rechten Fuß die Bettdecke zurück, weil er vergessen hat, dass niemand mehr da ist, mit dem er um sie kämpfen müsste. Der Seifenblasendreher denkt nicht in Begriffen wie Einsamkeit, dieses Konzept sagt ihm nicht zu, so wie das Konzept der Begriffe überhaupt ihm nicht zusagt, der Worte, und so streicht kein Wort ihm das Salz aus den Wimpern, kein Wort treibt seine Mundwinkel nach oben, kein Wort ruft einen Aufstand aus, kein Wort trägt seinen Körper nach oben, wenn er im Staub der alten Gedanken untergeht, den Arm noch zum Himmel hinter den Fenstern gereckt wie zu einem kurzen, nachlässigen Gruß.

The 36 hours of ocelot…

Posted on: Juni 13th, 2012 by Frithjof Klepp 2 Comments

 

Underdog Literature, Juni 2012

Posted on: Juni 11th, 2012 by Stefan Mesch No Comments

 

15 Bücher - neu oder unbekannt, einmal pro Monat:

 

Ocelot.de auf der Suche nach Geheimtipps, Abseitigem... und dem nächsten großen Ding.

 

Von Stefan Mesch

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...frische, besondere, spannende oder vielversprechende Titel, die mehr Aufmerksamkeit verdienen:

 

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01: JONATHAN EVISON, "The Revised Fundamentals of Caregiving", 290 Seiten, 2012. [USA]

02: MICHAEL CHABON, "Telegraph Avenue", 480 Seiten, 2012. [USA]

03: MICHEL TURNIER, "The Ogre", 373 Seiten, 1970. [Frankreich]

04: ELIZABETH WEIN, "Code Name Verity", 452 Seiten, 2012. [Jugendbuch / historisch]

05: NEIL ABRAMSON, "Unsaid", 368 Seiten, 2011. [USA]

 

06: ALEXIS M. SMITH, "Glaciers", 174 Seiten, 2012. [USA]

07: GRAHAM JOYCE, "Some Kind of Fairy Tale", 320 Seiten, 2012. [Urban Fantasy]

08: SERGEJ DOVLATOV, "A Foreign Woman", 113 Seiten, 1991. [USA/Russland]

09: SASHA SOKOLOV, "A School for Fools", 232 Seiten, 1976. [Russland]

10: LIZA KLAUSSMANN, "Tigers in Red Weather", 368 Seiten, 2012. [Kanada]

 

11: SARAH MANGUSO, "The Guardians: An Elegy", 128 Seiten, 2012. [England, Portrait / Memoir]

12: CLAIRE LEGRAND, "The Cavandish Home for Boys and Girls", 352 Seiten, 2012. [USA, Jugendbuch, Horror]

13: PATRICK FLANERY, "Absolution", 400 Seiten, 2012. [Südafrika, Thriller]

14: DAVID VAN REYBROUCK, "Kongo - eine Geschichte", 783 Seiten, 2010. [Holland, Sachbuch]

15: RUTH KLÜGER, "Weiter leben: Eine Jugend", 283 Seiten, 1992. [Deutschland, Memoir]

 

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Hier sind fünf Bücher, die ich im letzten Monat gekauft habe:

 

01: SUZETTE MAYR, "Monoceros", 272 Seiten, 2011. [Kanada, Jugendbuch]

02: A.F. Th. VAN DER HEIJDEN, "Tonio", 640 Seiten, 2011. [Holland, Memoir]

03: EOWYN IVEY, "The Snow Child", 389 Seiten, 2012. [USA]

04: ISMET PRCIC, "Shards", 400 Seiten, 2011. [USA]

05: DIETMAR DATH, "Für immer in Honig", 1035 Seiten, 2005. [Deutschland]

 

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…and zuletzt: ein Buch, das ich vor kurzem gelesen habe - und sehr empfehlen kann:

 

4 von 5 Sternen: GUY DELISLE, "Jerusalem", 334 Seiten, 2012. [Graphic Novel / Reportage, Frankreich]

 

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verwandte Links:

 

und:

 

Sensationsfund in der Brunnenstraße

Posted on: Juni 11th, 2012 by Fabian Thomas No Comments

 

Zoologische Sensation! Im Szenebezirk Berlin-Mitte haben Tierforscher am 9. Juni 2012 eine neue Spezies entdeckt: Den Buch-Ozelot (ocelotus bibliophilus).

 

Der Buch-Ozelot zeichnet sich laut Frithjof Klepp, Leiter der fünfköpfigen Forschergruppe, durch eine besonders intensive nachtaktive Tätigkeit aus. Ausgesprochen wohl fühlt er sich in Buchhandlungen, wo er es sich zwischen raschelndem Papier und klingelnden Ladenkassen gemütlich macht.

 

„Um diese besondere Tierart, von der uns bislang nur ein einziges Exemplar bekannt ist, zu schützen“, so Klepp, wurde zu einer so naheliegenden wie beeindruckenden Maßnahme gegriffen: Die Forschergruppe richtete in der Brunnenstraße 181, direkt gegenüber dem Volkspark am Weinbergsweg, kurzerhand eine Buchhandlung unter dem weltläufigen Namen „ocelot, not just another bookstore“ ein. Am Samstag trafen sich Ozelot-begeisterte Menschen aus aller Herren Länder, um dieses Ereignis mit einer rauschenden Feier zu würdigen. Weltberühmte Ozelot-Fachleute wie Bernd Cailloux und Rafael Horzon (im Nebenberuf auch als Schriftsteller tätig) gaben in aufschlussreichen Vorträgen ihre Forschungsergebnisse bekannt. Aufwändige Licht- und Klanginstallationen lockten zeitweise so viele Besucher in die Buchhandlung, dass in Regalen und auf dem Boden Platz genommen werden musste. Frithjof Klepp ist mit seiner Initiative zur Erhaltung des Buch-Ozelots hochzufrieden: „Wir werden auch weiterhin für ansprechende und interessante Veranstaltungen sorgen, um dem Buch-Ozelot in Berlin eine bleibende Heimat zu schaffen.“

 

Der Buch-Ozelot kann Montags bis Samstags von 10:00-20:00 Uhr in der Brunnenstraße 181 in Augenschein genommen werden. Weitere Informationen zum Thema sollen in Kürze auf www.ocelot.de erhältlich sein.

 

Fabian ist Herausgeber von The Daily Frown, dem Magazin für Musik, Literatur, Alltag. Er liebt alte Schallplatten, schöne Bücher und geht gerne zu Fuß, weil man so mehr mitkriegt.