Du sagst beharrlich Sommer dazu,
dass mein Hals Erdbeerfarben annimmt,
als könnten Pollen Fleisch aufkratzen,
als lägen wir im Krieg miteinander, die Pollen und ich.
Verregnete Schreberkolonien, glänzendes Tulpenbier,
altdeutsche Hemdbäuche wölben sich neben dem Jucken
unserer Mückenvergangenheit.
Du sagst Sommer zu dem, was fehlt, du erfindest den Schlaf,
der am Ende der Nacht noch bleibt, nach Spiritusfragen und geräucherten Antworten,
nach Träumen in schneeschizophren, und von unseren Wänden blättern
noch immer Sonnenphantome.
Juli, 2012
Brigitte in geheimer Mission im Buchladen – beschattet vom Ozelot (Zeichnung: Aisha Franz)
Book Release bei ocelot: „Brigitte“, das neue Buch von Aisha Franz, ist eine rasante Agentengeschichte zwischen Glamour und Gewalt, Liebe und Verrat. Live wird sie es am 5. Juli 2012 um 19.30 Uhr bei uns in der Brunnenstraße 181 präsentieren. Im ocelot-Interview erzählt sie vorab von ihrer Arbeit und der Jagd nach der sagenumwobenen Perlenmuschel Margarita.
Kannst du uns erzählen, wie die Geschichte von Brigitte entstanden ist?
„Brigitte“ ist ursprünglich als vierteiliges Magazin im Selbstverlag erschienen und war eigentlich gar nicht als Buch geplant. Ich habe irgendwann einfach drauflos gezeichnet, so ist auch die Hauptfigur entstanden, die sich dann in einer Agentengeschichte wiederfindet. Das hat sich alles sehr schnell verselbstständigt – ich hatte weder einen Plot noch ein Storyboard und war selbst gespannt, was Brigitte erleben wird!
Die Art, wie „Brigitte“ und auch dein erstes Buch „Alien“ gezeichnet sind, wirkt sehr improvisiert und ungeschliffen. Wie würdest du selbst deinen Stil beschreiben?
Eine bestimmte Art von „hübschen“ Bilderbuch-Illustrationen, die ich eine Zeit lang gemacht habe, fand ich irgendwann so langweilig, dass ich Lust auf einen schmutzigeren, auch etwas versauten Stil bekommen habe. Momentan ist mein Zeichenstil der Stand einer Entwicklung mit mehreren Stationen. Er ist auch eigentlich gar nicht bewusst entstanden, sondern einfach gerade so wie er ist und weil meine Erzählweise das auch irgendwo erfordert. Er wird sich auch weiterhin sicher stetig verändern. Aber ich kann zum Beispiel immer noch keine Autos zeichnen, das merkt man in dem Buch!
Was bedeutet für dich das Erzählen in Bildern? Siehst du dich in einer bestimmten Tradition, hast du feste Vorbilder?
Nein, ich habe Comics erst relativ spät für mich entdeckt. Aber schon als Kind habe ich gerne gezeichnet und war auch ein großer Trickfilm-Fan. Das Erzählen von Geschichten mithilfe von Bildern mag ich, weil man nur einen Bleistift und ein Blatt Papier braucht und direkt loslegen kann. Ein wenig den Horizont geöffnet haben mir dabei vielleicht die Arbeiten von Daniel Clowes, Charles Burns und Chris Ware – aber mittlerweile ziehe ich mir alles Mögliche begeistert rein.
„Brigitte“ ist eine Agentengeschichte mit vielen Anspielungen auf Filme und surrealen Ideen. Wie würdest du sie im Vergleich mit deinem ersten Buch „Alien“ einordnen?
Das Zeichnen von „Brigitte“ hat zunächst einmal sehr viel Spaß gemacht, weil die Geschichte voller Agentenklischees und Cliffhanger steckt und auch sehr unterhaltsam ist. Hoffe ich zumindest! Allerdings ist, wie bei „Alien“, wo es um ein einsames Mädchen geht, auch Brigitte als Hündin in einer Menschenwelt letztlich ein sehr isolierter Charakter, was ihre Geschichte auch ein wenig traurig macht: Ihre ganze Agentenkarriere baut eigentlich darauf auf, dass sie nicht so richtig zu den anderen passt und erst als Geheimagentin eine Rolle findet, die ihr wohl am besten entspricht.
Was können wir am 5. Juli erwarten, wenn du „Brigitte“ bei ocelot das erste Mal öffentlich vorstellst?
Es wird eine Performance geben, bei der ich, Aisha Franz, als ehemalige Geheimagentin die Geschichte von Brigittes Mission in Bild und Ton erzähle: Ihre Aufgabe ist es ja, die sagenumrankte Perlenmuschel Margarita vor einem üblen Mafia-Boss zu beschützen. Ob sie es schafft, wird natürlich nicht verraten, aber ich werde einige heiße Spuren auslegen!
Aisha Franz wurde 1984 als Tochter kolumbianisch-chilenischer Einwanderer in Fürth geboren und ist in der Nähe von Regensburg und Kassel aufgewachsen. Von 2004 bis 2012 hat sie an der Kunsthochschule Kassel bei Hendrik Dorgathen Visuelle Kommunikation studiert – mit Schwerpunkt Comic und Illustration.
Fabian stellte die Fragen. Er ist Herausgeber von The Daily Frown, dem Magazin für Musik, Literatur, Alltag. Außerdem liebt er alte Schallplatten, schöne Bücher und geht gerne zu Fuß, weil man so mehr mitkriegt.