Vom höchsten Wipfel baumeln Preise: Prosa und Lyrik. An Lianen schwingen Mikrofone vorbei, wer kann, keucht sich ein paar Meter Ruhm zusammen. Je weniger man anhat, desto weniger kann einem vom Leib geatmet werden; es ist heiß vor gestauten Erwartungen. Von links und rechts zischeln einem Geiermädchen ins Ohr: Hast du keinen Agenten, bist du Bodensatz; hast du einen, ist es der falsche. Es ist Herbst, raunen sie, wer sein Buch jetzt nicht fertig geschrieben hat, wird es niemals tun. Am schlimmsten sind die mit den Kindergesichtern, die mit den glatt gekämmten Haaren und Lippen. In Schneewittchen steckt immer schon die Stiefmutter, die alles töten will, was eines Tages Konkurrenz sein könnte.
In ihren Geschichten leben die Geiermädchen auf dem Land: dort, wo maximal Tiere gestresst sind. Wo sich Obstbäume umkreisen lassen, bis der Tag über den Feldern zusammen bricht. Geiermädchentextimmanente Sehnsucht. Nach klaren, kantigen Oberflächen. Nach Schemeln und Fensterläden. Nach gebeiztem, dunklem Holz. Sehnsucht nach Apfelmessern, nach sich langsam abschälender Zeit, in der sich hoffentlich irgendwo Bedeutsamkeit findet.
Im Dschungel hast du keine andere Wahl, als wach zu bleiben. Hier hört dich niemand, wenn du verzweifelt bist. Hier gehen Geiermädchen auf die Jagd, in kurzen Röcken und eindeutigen Lieblingsfarben. Hier läuft es auf Schummrigkeit hinaus und dass alle da sind. Es läuft darauf hinaus, zu rauchen. Es läuft darauf hinaus, dass alle viele Gedanken und Gefühle haben. Es läuft auf Applaus hinaus. Während die Jury, halb hinter Blättern versteckt, offenbart, wer dieses Jahr für wertvoll befunden wurde, wickle ich Absperrband um meinen Körper. Das hier ist zu viel, zu laut; das hier steht mir bis zum Hals.
Wer sich nicht zur Auswahl gestellt hat, sitzt ratlos und hitzeklebrig auf dem Boden. Keiner kann unter Geiermädchen gut aussehen, denke ich, nicht mal die Literatur. Was bleibt, ist die praktische Ausdeutung der Kulturtheorie Sekt und die Hoffnung, dass dieser Tag ironisch gemeint ist.